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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Ellbogen. Das schleuderte ihn seitlich ins Feuer; sein Kopf fiel direkt in das Herz der Flammen, und der Spieß brach zusammen.
    Kip schaute nicht zu, lauschte nicht auf die neuen Schreie. Jemand schlug ihm in den Magen. Normalerweise hätte er sich bei diesem Schlag zusammengekrümmt, aber jetzt spielte der Schmerz keine Rolle mehr. Er fand seinen Angreifer – einen massigen, bärtigen Mann, der gut und gern dreißig Zentimeter größer war als er und der ihn ansah, als könne er nicht glauben, dass der Junge nicht gefallen war. Kip packte den Bart des Mannes und riss ihn zu sich herunter, so fest er konnte. Gleichzeitig machte er einen Satz nach vorn, und sein Kopf war wie ein Rammbock. Der große Mann verzog das Gesicht, als sie zusammenprallten. Er ging in spritzendem Blut und fliegenden Zähnen zu Boden.
    So etwas wie Hoffnung durchschimmerte Kips Zorn. Er drehte sich wieder um und hielt nach einem neuen Opfer Ausschau, gerade als etwas auf seinen Kopf krachte.
    Kip ging zu Boden. Er war sich nicht einmal bewusst, dass er fiel. Er lag einfach auf dem Boden und starrte zu einem weiteren grinsenden Gespenst von einem Mann empor, der in der Hand ein Stück Feuerholz hielt. Hinter diesem Mann standen vier andere. Vier? Immer noch? Wegen der Tränen und des Schwindels war Kip sich nicht einmal sicher, ob er richtig zählte.
    Wieder rappelte er sich auf alle viere hoch und fiel prompt um. Flecken explodierten vor seinen Augen. Er hatte kein Gleichgewicht.
    »Werft ihn ins Feuer!«, brüllte jemand.
    Da waren noch andere Worte, aber Kip konnte sie nicht sortieren. Als Nächstes wurde er hochgehoben; ein Mann griff jeweils nach einem Arm oder Bein. Sie hielten ihn mit dem Gesicht nach unten. Die Hitze des Feuers ergriff seinen Kopf, sein Gesicht.
    Die Männer hielten inne. »Wirf nicht uns hinein, du Arschloch!«, sagte einer der Männer ganz vorn.
    »Auf drei!«
    »Orholam, er ist gewaltig.«
    »Wir brauchen ihn nicht weit zu werfen.«
    »Wird zischeln wie Schinken in der Pfanne, wie?«
    »Eins!«
    Kip schwang ein wenig über das Feuer, nah genug, dass er hätte schwören können, dass sich seine Augenbrauen von der Hitze kringelten. Furcht umklammerte ihn. Der Schwindel verschwand.
    Er schwang vom Feuer weg.
    »Zwei!«
    Genug. Die Chancen standen einfach zu schlecht. Ich habe es versucht. Was habe ich zu befürchten, wenn ich nichts zu verlieren habe? Ich verachte mich. Was ist schon dabei, wenn ich sterbe? Ein wenig Schmerz, na und? Dann ist der Schmerz für immer fort. Vergessen.
    Kip schwang weiter über das Feuer, schloss die Augen und hieß die Hitze willkommen. Seine Augenbrauen und Wimpern schmolzen. Das Feuer leckte ihm das Gesicht ab wie eine Katze.
    Ein Guile würde nicht aufgeben. Sie haben dich akzeptiert, Kip. Von dir erwartet, dass du deinen Teil beiträgst. Gavin, Eisenfaust, Liv, sie haben es dir zum ersten Mal in deinem Leben ermöglicht, irgendwo dazuzugehören. Und du willst sie enttäuschen?
    Und einfach so war die Furcht verschwunden. Nein.
    Sie schwangen ihn vom Feuer weg; ein letztes Mal. Vier Männer. Vier Ramirs. Vier Mütter, die ihn wie Scheiße behandelten und erwarteten, dass er es hinnahm.
    Hölle, nein. Die plötzliche, unerbittliche Hitze von Kips Hass entsprach der Hitze des Feuers.
    »Drei!«
    Die Männer schwangen ihn vorwärts.
    Kip hielt die Augen offen und spürte, wie sie sich weiteten – aber nicht vor Furcht, die Furcht war verschwunden. Seine Augen weiteten sich beim Anblick des Feuers, wie die Augen eines Mannes sich beim Anblick seiner Geliebten weiteten. Ja, schön. Ja, meins.
    Ein Rauschen wie ein mächtiger Wind brüllte aus dem Nichts. Das Feuer verformte sich, sprang auf Kip zu – in Kip hinein. Und verschwand. Das ganze Feuer erlosch binnen eines Wimpernschlags und stürzte das Lager in Dunkelheit.
    Die Männer ließen Kip mit einem Aufschrei fallen.
    Und Kip bemerkte es kaum.
    Er war in die Glut gefallen. Er fing sich mit der linken Hand ab und hörte ein Zischeln, als seine Hand sich um ein brennendes Reisigbündel schloss. Obwohl er das ganze Feuer in sich hineingesaugt hatte, waren die Kohlen immer noch glühend heiß.
    Und Kip bemerkte es kaum. Zorn war ein Meer, und er ließ sich lediglich darin treiben. Er war nicht er selbst, war sich keines Ichs bewusst. Da waren nur jene, die er hasste, die niedergeschlagen werden mussten.
    Er schrie und stieß eine Hand gen Himmel. Hitze schoss hinaus und wurde dreißig Zentimeter von seiner Hand entfernt zu einem

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