Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
schützten. Seine Hände waren hinterm Rücken gefesselt, und ein Auge schwoll bereits zu. Eine bunt zusammengewürfelte Ansammlung von Schmugglern wurde mit ihm herbeigeführt, zottelige, harte Männer, die ihre Arbeit in Kenntnis der Risiken angenommen hatten.
    Gavin hob beide Hände über den Kopf und warf einen kleinen Fächer aus Funken in die Luft. Jeder, der zuvor nicht hingeschaut hatte, tat es jetzt. »Ich eröffne hiermit diese Urteilsfindung im Licht von Orholams Auge. Soll die Gerechtigkeit walten.«
    Überall auf den Kais senkten Menschen, als sie das plötzliche Gebet erkannten, den Kopf. Die Angeklagten wurden grob auf die Knie gezwungen. Demütigung vor dem Recht.
    Wenn ich den Hafen blockiere, kann ich geradeso gut etwas bewirken, solange ich hier bin.
    »Gouverneur, Ihr werdet angeklagt, ein Schiff gemietet zu haben, um aus der Stadt zu fliehen, gegen die Befehle des zuständigen Generals. Ist das wahr?«
    »General? Ich bin der Gouverneur dieses Scheißlochs! Niemand sagt mir, was ich zu tun habe!«
    »Nicht einmal ich?«, fragte Gavin. »Der General hat in meinem Namen gehandelt, nachdem ich ihm ausdrücklich die Befugnis dazu erteilt habe. Habt Ihr diese Mannschaft angeheuert, um die Stadt zu verlassen?«
    »Ihr habt fünfzig Zeugen, die Euch sagen werden, dass ich es getan habe. Na und? Wir haben Euch geholfen. Meine Familie hat im Krieg zu Euch gestanden. Ihr wärt ohne uns nicht hier!« Gouverneur Crassos’ Stimme verlor sich in einem Klagelaut. »Ihr stellt diese Bauern vor mich?«
    »Kapitän«, sagte Gavin und wandte sich von dem Gouverneur ab, »Ihr räumt Euren Fluchtversuch ein?«
    Der Kapitän blickte sich um, trotzig und ungebrochen, wagte es jedoch nicht ganz, dem Prisma in die Augen zu schauen. Anscheinend hatten alle im Hafen den Versuch beobachtet. Er hatte das Gehabe eines Mannes, der wusste, dass er sterben würde, und der gut sterben wollte. Er hielt seinen Mut mit festem Griff. »Ja, Herr. Der Gouverneur hat uns gestern Nacht angeheuert. Ich wollte sowieso weg.« Natürlich wollte er das. Jeder Mann mit einem Schiff wollte weg.
    »Es ist eine alte Tradition«, sagte Gavin laut und um der versammelten Menschenmenge willen, »am Sonnentag einen Straferlass zu gewähren. So wie Orholam barmherzig ist, so sollten auch wir barmherzig sein.«
    »Oh, gedankt sei Orholam und seinem Prisma unter uns«, sagte Gouverneur Crassos und mühte sich auf die Füße. »Ihr werdet das nicht bereuen, Lord Prisma.«
    Gavin wandelte Ultraviolett um seiner Unsichtbarkeit willen und rammte es Crassos in die Kniekehlen, ohne ihn auch nur anzusehen. Der Mann fiel. Gavin richtete das Wort an den Kapitän. »Kapitän, von Rechts wegen sollte ich Euch in eine Zelle sperren und Euch dem Schicksal überlassen, das Euch dort ereilen mag. Stattdessen werde ich Euch freilassen, und ich werde Euch mein Schiff geben – das Schiff, das Ihr verwirkt habt – und Eure Mannschaft. Ich werde Euch im Auge behalten, Kapitän. Dient mir wohl.«
    Der Kapitän war vollkommen verblüfft. Dann stiegen ihm peinlicherweise plötzliche Tränen in die Augen.
    »Was?!«, fragte Crassos scharf.
    »Gouverneur Crassos, Ihr habt meinem Befehl getrotzt und Eurem Amt Schande bereitet. Ein Gouverneur soll seine Leute aufrecht halten, nicht sie hinabziehen. Ihr habt die Menschen bestohlen, die anzuführen Orholam zu Eurer Pflicht gemacht hat. Ihr seid ein Dieb und ein Feigling. Hiermit entkleide ich Euch Eurer Gouverneurswürde. Ihr wolltet Eure Reichtümer nehmen und fortgehen? So sei es.«
    Gavin wählte einen Schrankkoffer unter jenen aus, die Crassos mitgenommen hatte. Er war voller kostbarer Kleider, groß und so schwer, dass ein einzelner Mann Mühe gehabt hätte, ihn festzuhalten. Er schoss große Löcher in den Deckel, den Boden und die Seiten. Dann gab er Befehle, und einige Wachposten drückten Crassos den Schrankkoffer in die Arme und banden ihn dann mit Seilen an dem Mann fest.
    »Das könnt Ihr nicht tun«, sagte Crassos.
    »Es ist bereits getan«, erwiderte Gavin. »Eure einzige Entscheidung betrifft jetzt noch die Frage, wie Ihr Euch Eurem Schicksal stellt.«
    »Meine Familie wird davon hören!«, sagte Crassos.
    »Dann lasst sie hören, dass Ihr gestorben seid wie ein Mann«, entgegnete Gavin.
    Es war, als hätte Gavin dem Mann ins Gesicht geschlagen. Seine Familie bedeutete ihm offensichtlich alles.
    Gavin wandelte eine blaue Plattform ins Wasser. »Ihr wolltet fliehen, Lord Crassos? Geht.«
    Ohne zu zögern, ging

Weitere Kostenlose Bücher