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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Grund darin haben, dass sie sich Gavin als Vater teilten. Und was für ein Vater er gewesen war, für beide Jungen.
    Sie musste hier raus. Sie dachte zu viel nach.
    Karris beobachtete Kip im Schlaf, sah das Blut der Guiles in der Form seiner Stirn und seiner Nase und konnte die Gefühle in ihrem Herzen nicht einmal beim Namen nennen.
    Schließlich deckte sie ihn mit ihrer Decke zu.

77
    Gavin überwachte die Mittagsrituale. Der Priester, ein absolut wohlmeinender junger Grüner, zitterte während der ganzen Angelegenheit wie ein Blatt. Garriston war nicht gerade ein erstklassiger Standort, also hatte der junge Mann zweifellos nicht erwartet, jemals einen Blick auf das Prisma werfen zu können, geschweige denn, ihm zu begegnen, geschweige denn, dafür verantwortlich zu sein, mit ihm das Ritual zum Sonnentag zu vollziehen. Sie stolperten durch das Ritual, und Gavin sagte dem jungen Mann zwei- oder dreimal seine Zeilen vor. Es dauerte anderthalb Stunden – und das nur deshalb, weil Gavin die Liste verkürzte, mit der sie jedem Adligen in den Sieben Satrapien und jedem Beamten in der Chromeria Orholams Segen wünschten.
    »Wenn Orholam an ihre Namen erinnert werden muss, sind sie vielleicht nicht so wichtig, hm?«, sagte er zu dem Priester, der ihn daraufhin mit offenem Mund anstarrte.
    Es war früher Nachmittag, als er endlich entfliehen konnte. Es war natürlich eine relative Flucht. Er hatte in seiner Begleitung ein Dutzend Schwarzgardisten, einen Sekretär, vier Boten und ein Dutzend Stadtwachen. Er ging zum Hafen.
    Dort fand er Corvan, der geschickt das Chaos dirigierte. Die Menge war nicht so schlimm, wie er es erwartet hatte. Vielleicht hegten die Menschen die Hoffnung, dass Gavin sie retten würde. Vielleicht dachten sie, nachdem sie ihn eine unmögliche Mauer hatten erbauen sehen, dass seine Kräfte unbegrenzt waren. Vielleicht waren einige einfach gehorsam – an diesem heiligsten aller Tage durften nur absolut notwendige Arbeiten verrichtet werden.
    Gut, dass es nicht als absolut notwendig galt, am Leben zu bleiben.
    Viele Edelleute feilschten mit Schiffskapitänen. Kisten mit Waren stapelten sich auf den Docks – und viele Waren, die sich nicht in Kisten befanden. Zusammengerollte Bildteppiche, die in den großen Hallen von Familien gehangen haben mussten, Möbel mit Goldblattfarbe, Kunstwerke, ein Labyrinth von Schrankkoffern, die Orholam wusste was enthielten.
    »Lord Prisma«, sagte General Danavis und kam schnell auf Gavin zu. »Genau zur richtigen Zeit.«
    Was bedeutet, dass du im Begriff stehst, mir eine wahrhaft unerfreuliche Pflicht zuzuweisen.
    »Ich habe gestern den Befehl gegeben, dass keine Schiffe den Hafen verlassen dürfen, für den Fall, dass eine Evakuierung notwendig wird. Außerdem habe ich bekannt werden lassen, dass Ungehorsam eine Beschlagnahmung des Schiffes für den Kapitän bedeuten würde und Tod für jeden, der ihn einstellte.«
    Es war eine harte Strafe, aber Krieg machte harte Strafen notwendig. Wer immer ein Schiff vorzeitig aus dem Hafen auslaufen ließ, verurteilte Dutzende zum Tode, falls Garriston überrannt wurde und ein Massaker begann. Das Problem mit harten Strafen war, dass irgendjemand immer herauszufinden versuchte, ob man es wirklich ernst meinte – ein einziges Mal. »Wer war es?«, fragte Gavin. Er glaubte es bereits zu wissen.
    »Gouverneur Crassos. Seine Männer haben auf die Schwarzgardisten gefeuert, die sie aufhalten wollten.«
    Schwarzgardisten? Wie brachte Corvan Schwarzgardisten dazu, einem »Holt mir diesen Gefangenen«-Befehl zu folgen? »Irgendjemand verletzt?«
    »Nein, Lord Prisma.«
    »Er ist hier?«, fragte Gavin. Er musste weg von hier. Sein Gefolge machte es Corvans Leuten unmöglich, sich in der Straße zu bewegen, wie sie es tun mussten, und sie blockierten außerdem den Zugang zum Hafen. Aber dem hier würde er nicht ausweichen. Es war besser, diese Dinge auf eine Art und Weise zu handhaben, die die Feierlichkeit des Gesetzes betonte, aber es war am besten, sie schnell zu regeln, bevor andere dem gleichen Gesetz trotzten und man am Ende mehr Menschen töten musste. Wenn der Sand aus dem Glas rann, war verzögerte Gerechtigkeit genauso schlimm wie Ungerechtigkeit. »Bring die Seeleute ebenfalls her und was immer er an Fracht mitnehmen wollte«, sagte Gavin leise zu Corvan.
    Gouverneur Crassos war in der Tat kaum zehn Schritte entfernt. Er war einfach von Wachen umstellt worden, die viel größer waren als er und die ihn vor Blicken

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