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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sehen«, sagte Karris, während die Wachen, die Spiegelmänner und Wandler sie aus dem Wagen scheuchten, den sie miteinander geteilt hatten.
    Sie brachten sie ein gutes Stück fort von den Zelten und Wagen, zu einem Bereich, der mit einem zwischen Pfählen gespannten Seil abgeteilt war. Es war eine riesige Fläche, und niemand aus dem Lager versuchte auch nur in die Nähe zu kommen. Innerhalb des Seils hatte sich eine im Verhältnis zur großen Fläche kleine Menschenmenge vor einem Podest versammelt. Die Sonne war untergegangen, aber es war noch nicht dunkel.
    »Sie wollen nicht belauscht werden«, sagte Karris. »Das zeigt dir, wie verrückt sie sind. Sie werden diese Wahnsinnigen mit irgendeiner Idiotie anfeuern, die jeder Normale sofort verspotten würde.«
    Normale? Oh, eine Person, die nicht wandeln konnte. Moment, das bedeutete …
    Als sie näher kamen, sah Kip, dass seine Vermutung zutraf: Jede einzelne Person hier war ein Wandler. Hier mussten achthundert oder tausend Wandler zusammengekommen sein!
    »Orholam«, hauchte Karris. »Das müssen fünfhundert Wandler sein.«
    Ich kann also nicht zählen, na und?
    Doch selbst Kips aufgesetzte Tapferkeit schmolz dahin, als sie näher kamen. Seine und Karris’ Wächter drängten sie in die Menge, und die erste Person, die sie aus dem Weg schoben, starrte sie mit wilden grünen Augen an. Es war ein Mann, und seine Halos waren rissig, grüne Schlangen, die sich durch das Weiß seiner Augen wanden.
    Kip hatte das Gefühl, als ginge er durch eine Menagerie. Es schien, dass beinahe jeder, der hellhäutig genug war, um es zu zeigen, eine mit Luxin befleckte Haut hatte. Grün, blau, rot, gelb, orange, sogar purpur. Als er in das Ultraviolett schaute, stachen die Ultraviolettwandler hervor wie Leuchtstrahlen. Sie hatten Muster in ihre Umhänge eingearbeitet, in ihre Rüstung, sogar in ihre Haut – alles unsichtbar für jeden, der kein Ultravioletter war. Während seine Augen sich an das Licht gewöhnten, sah Kip, dass die Infraroten das Gleiche getan hatten: Sie hatten Drachen, Phoenixe, Wirbel und Flammen auf ihre Kleider geritzt. Blaue trugen Dornen, die sich wanden wie die Hörner von Widdern, oder Messerschneiden entlang ihrer Unterarme. Sie kamen an einem Orangefarbenen vorbei. Der Mann sah normal aus, nur dass er sein Haar mit orangefarbenem Luxin zurückgestrichen hatte, als sei es Haaröl, und das Weiß seiner Augen war von solidem Orange. Eine Grüne, die einzig mit Blättern bekleidet war, zischte sie an; dann lachte sie. In der Tat, eine Menagerie, nur dass Kip mit den Tieren im Käfig war.
    Sie wurden bis ganz nach vorn geführt. Die Menge war vor einem Stein versammelt, der sich aus dem Boden erhob. Seine Oberflächen waren von Wind und Regen glatt geschliffen, aber er war groß genug, um als Podest zu dienen. Als Kip und Karris eintrafen, stieg ein mit einem Kapuzenumhang bekleideter Mann auf den Felsbrocken. Oben angekommen warf er seine Kapuze zurück, riss sich den Umhang herunter und schleuderte ihn fort, als widere er ihn an.
    Der ganze Körper des Mannes leuchtete in der hereinbrechenden Dunkelheit. Er stand da, trotzig, stumm, die Beine gespreizt. Dann streckte er eine Hand aus, und alle fünf Schritte brachen in einer Welle Fackeln in Flammen aus und badeten sie in Licht. Als Letztes fingen die Fackeln Feuer, die sein steinernes Podest umgaben, und Kip sah, dass der Mann zur Gänze aus Luxin gemacht war. Und er leuchtete von innen.
    Überall um ihn herum ließen sich Wandler vor Lord Omnichrom auf die Knie fallen. Aber nicht alle. Jene, die stehen blieben, wirkten verlegen, zwiespältig. Jene, die sich verbeugten, verbeugten sich nicht nur, sie pressten das Gesicht auf den Boden. Dies war pure religiöse Anbetung.
    »Verbeug dich nicht«, sagte Karris. »Das ist kein Gott.«
    »Was ist er dann?«, flüsterte Kip.
    »Mein Bruder.«
    Lord Omnichrom streckte die Hände aus. »Bitte, nein. Brüder, Schwestern, steht auf. Steht an meiner Seite. Wir haben uns viel zu lange vor Männern in den Staub geworfen.«
    Der Orangewandler, der Künstler Aheyyad, fiel vor Gavin auf den Boden. Er würde der Erste in dieser Nacht sein. Es war ein Ehrenplatz, und Aheyyad verdiente Ehre. Echte Ehre, nicht diese Farce. Aber es gab keinen Ausweg. Es gab nie einen.
    Gavin trat vor. »Erhebe dich, mein Kind«, sagte er. Normalerweise fühlte er sich seltsam, wenn er die Wandler »mein Kind« nannte. Aber Aheyyad war ein Kind oder zumindest kaum ein Mann.
    Aheyyad stand

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