Schwarzes Prisma
hast, um sie zu beschützen, und sie haben gesehen, wovor du sie beschützt hast. Also vertrauen sie dir jetzt, und sie verabscheuen den Mann, der mit der Hilfe von Gräueln ihre Freunde abgeschlachtet hat. Diese ganze Stadt gehört dir. Wenn du dein Gesicht zeigst, werden sie dir bis zu den Toren der Immernacht folgen.«
»Corvan. Die Frage.«
Corvan rieb sich den Nacken. Zögerte. »Wir können nicht siegen. Die alte Steinmauer, die die Stadt umgibt, könnte nicht einmal ein entschlossenes Maultier fernhalten. Rask hat, als er die Mauer einnahm, den größten Teil unseres Schießpulvers genommen und sämtliche unserer Kanonen. Die Hälfte unserer Musketen ist zurückgeblieben, als die Männer geflohen sind. Wir werden uns glücklich schätzen können, wenn wir einige Tausend töten, bevor sie die innere Mauer überwinden, und sobald wir anfangen, um jede Straße zu kämpfen, könnten wir an einigen neuralgischen Punkten viele von ihnen töten. Aber am Ende garantieren ihre Zahlen dafür, dass es ein Gemetzel geben wird. Angesichts ihrer Übermacht und unseres Mangels an Material ist diese Stadt nicht zu verteidigen. Es gibt keine Strategie, die ich mir vorstellen kann, mit der wir siegen könnten. Wir können sie, während wir verlieren, schwer verwunden, aber das ist nicht dasselbe.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe einen Rückzug vorbereitet.«
»Einen Rückzug.« Corvan Danavis hatte noch nie eine Schlacht verloren – nun, wenn man die Getrennten Felsen nicht mitzählte, was Gavin nicht tat. Wenn man vorhat zu verlieren und es tut, auf genau die Art und Weise, wie man es beabsichtigt hat, ist das nicht wirklich eine Niederlage, nicht wahr?
»Selbst ein Rückzug ist beladen mit unvorhersehbaren Schwierigkeiten. Die Gegenwart der ›Ungeheuer‹, die alle in der Stadt auf unsere Seite gebracht hat, bedeutet auch, dass alle die Stadt verlassen wollen. Sie denken, sie werden abgeschlachtet und gefressen, wenn sie bleiben, und auf keinen Fall können wir mit den Schiffen und der Zeit, die wir haben, so viele Menschen evakuieren.«
Gavin rieb sich die Stirn. Streifte seinen weißen Zeremonienumhang über. Versuchte, Zeit zu gewinnen. »Haben unsere Spione irgendetwas über Karris berichtet?«, fragte er und versuchte, desinteressiert zu klingen. Nicht dass er Corvan hätte täuschen können.
»Bis gestern hat sie noch gelebt. Ich nehme an, er hatte vor, sie zu benutzen, um mit ihr zu feilschen, wenn es notwendig gewesen wäre.« Was er jetzt natürlich nicht tun würde. Was bedeutete, dass Karris verzichtbar geworden war. Corvan brauchte es nicht laut auszusprechen.
»Kip oder Liv oder Eisenfaust?« Wenn Gavin nachgedacht hätte oder eine Spur weniger selbstsüchtig gewesen wäre, hätte er zuerst nach Corvans Tochter gefragt.
»Kein Wort«, sagte Corvan. Seine Kiefermuskeln waren angespannt.
»Was gute Neuigkeiten sein könnten, richtig? Wenn sie etwas Katastrophales getan hätten, hätten unsere Spione wohl eher davon gehört, nicht wahr?«
Corvan schwieg für eine Weile und weigerte sich, einen solch schwachen Trost anzunehmen. Er war kein Mann, der nach Strohhalmen griff oder glaubte, dass eine Tragödie ihn nicht befallen könnte. Der Tod von zwei Ehefrauen hatte ihn von jedem Idealismus kuriert. »Unsere Spione haben berichtet, dass es irgendeine Art von König unter den Farbwichten gibt, einen polychromen Wicht. Sie nennen ihn Lord Omnichrom. Kein Wort darüber, wer er war, bevor er den Pakt brach – es sei denn, er ist ein echter wilder Polychromat.«
Gavin zuckte die Achseln. Nur ein weiteres Problem unter Hunderten, aber er wusste, dass Corvan alle potenziellen Probleme auf den Tisch legte, damit Gavin seine eigenen Entscheidungen treffen konnte, was wichtig war und was nicht.
»Was willst du tun?«
Er sprach natürlich von der Schlacht oder der Evakuierung.
»Ich will Rask Garadul töten.«
Corvan sagte nichts, machte keine Anstalten, eine Ermordung anzuordnen oder etwas ähnlich Dummes zu tun.
Verdammt, Gavins Vater hatte selbst das vorausgesehen: Wenn du die Stadt verlierst, töte Rask Garadul, hatte Andross Guile gesagt. Gavin war sich sicher gewesen, dass er die Stadt retten konnte – und hatte keine Meuchelmörder in Position gebracht, um Rask zu töten. Zu spät jetzt, es sei denn, Rask griff ihn morgen ebenso töricht an, wie er es gestern getan hatte.
Gavin wollte etwas sagen, aber die Worte kamen nicht. Er räusperte sich und versuchte, den Geschmack von Versagen
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