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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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glaubt, es sei ein Zufall, dass der Krieg der Prismen hier sein Ende genommen hat, in Tyrea? Ihr denkt, die Guiles seien einfach durch die Sieben Satrapien gewandert, bis ihre Armeen einander fanden? Und dass es zufällig hier geschah? Lasst Euch etwas gesagt sein, das Ihr bereits wisst, etwas, das Ihr alle geglaubt habt, das aber niemand auszusprechen wagte: Der falsche Guile hat den Krieg der Prismen gewonnen. Dazen Guile hat versucht, die Dinge zu verändern, und dafür haben sie ihn getötet. Die Chromeria hat Dazen Guile getötet. Sie haben ihn getötet, weil sie sich Sorgen machten, dass er alles verändern würde. Sie haben ihn gefürchtet, weil Dazen Guile uns befreien wollte.« Bei diesem Ausdruck machte sich in der Menge Bestürzung breit. Sie wussten alle, welcher Tag heute war, und dass das Prisma in Garriston war, nicht einmal eine Wegstrecke entfernt, um in eben dieser Nacht die Befreiung zu vollziehen.
    »Seht Ihr?«, fragte Lord Omnichrom. »Spürt Ihr dieses Unbehagen? Weil die Chromeria unsere ureigene Sprache gegen uns gewendet hat. Dazen wollte uns befreien. Dazen wusste, dass Licht nicht in Ketten gelegt werden kann.«
    »Licht kann nicht in Ketten gelegt werden«, wiederholten einige der Wandler. Es war ein beinahe religiöser Refrain.
    »Sie nennen es die Befreiung. Leg deine Lasten nieder, sagt das Prisma. Ich erteile dir Absolution und schenke dir Freiheit, sagt er. Wisst Ihr, was er uns gibt? Wisst Ihr es?!«
    »Ich erteile dir Absolution«, sagte Gavin, das Herz in der Kehle, während Aheyyad zu seinen Füßen kniete, den Blick erhoben, die rechte Hand auf Gavins Oberschenkel gelegt. »Ich schenke dir Freiheit. Orholam segne dich und nehme dich in seine Arme.« Er zog sein Messer und begrub es in Aheyyads Brust. Mitten im Herzen. Er zog die Klinge heraus. Ein perfekter Stoß. Aber andererseits hatte er auch eine Menge Übung.
    Er betrachtete die Wunde nicht, besah sich nicht das Blut, das auf Aheyyads Hemd erblühte. Er hielt den Blick des Jungen fest, während das Leben aus seinen Augen wich. Und als es das tat, sagte Gavin: »Bitte, vergib mir. Bitte, vergib mir.«
    Gavin hatte den Dolch in die Scheide gesteckt, und er wischte sich die Hände an dem Blutlumpen ab, den er bei sich trug – obwohl sie sauber waren. Er hielt inne.
    »Sie ermorden Euch!«, rief Lord Omnichrom. »Sie stoßen ein Messer in Euch hinein und schauen Euch beim Sterben zu. Während Ihr fleht, schauen sie zu – und sie sagen, ihr Gott lächle auf dieses Tun herab! Verratet mir, ist das eine Art, unsere alten Menschen zu behandeln? Und in der Chromeria haben wir kaum alte Menschen. Sie haben sie alle getötet. Oh, bis auf die Weiße. Bis auf Andross Guile und seine Frau. Für sie gelten die Regeln nicht, aber Ihr und ich und unsere Mütter und unsere Väter – wir sollen getötet werden. Sie sagen, das sei Orholams Wille. Sie sagen, das sei der Pakt. Als mache etwas, das wir als unwissende Kinder geschworen haben, die Ermordung unserer Eltern gut und richtig. Was für ein Wahnsinn ist das? Eine Frau dient ihr Leben lang den Sieben Satrapien, und als Belohnung wird sie dann ermordet? Ist das Freiheit? Das ist es, was sie als ihre ›Befreiung‹ bezeichnen?«
    Liv erblickte Kip, aber sie drängte nicht länger in seine Richtung.
    »Ihr wisst, dass es unrecht ist. Ich weiß, dass es unrecht ist. Sie wissen, dass es unrecht ist. Das ist der Grund, warum sie mit gedämpfter Stimme und Beschönigungen darüber sprechen. Es ist nicht richtig. Es ist keine Befreiung, es ist Mord, lasst uns in diesem Punkt ganz deutlich sein. Und dann haben sie nicht einmal den Anstand, Eure Leiche Eurer Familie zurückzugeben. Sie benutzen sie stattdessen in irgendeinem dunklen Ritual. Haben unsere Väter deshalb so lange gedient, um das zu bekommen? Ist das gerecht? Die Chromeria besudelt alles, was sie berührt. Und denkt Ihr, dass alle, die ›befreit‹ werden, sich freiwillig gemeldet haben?«
    Lord Omnichrom lachte höhnisch.
    Als die Schwarzgardisten Aheyyads Leichnam aus dem Raum trugen und dabei sorgfältig achtgaben, kein Blut zu vergießen, klopfte es an der Tür, genau einmal. Ein Schlag, gefolgt von nichts. Gavin brauchte einen Moment, um sich zu erinnern: Bas der Einfältige hatte die Sache mit dem Klopfen niemals wirklich verstanden.
    »Komm herein, Bas«, sagte Gavin. Kinder und Idioten. Das sind die Menschen, die ich töte? Ich bade im Blut Unschuldiger.
    Der Mann trat ein. Tatsächlich sah er, bekleidet mit seinem

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