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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Ich werde Eure Frage beantworten. Ihr habt es verdient.« Er senkte die Stimme. »Als ich sechzehn Jahre alt war, hatte ich eine … eine Vision. Einen Wachtraum. Vor mir stand eine Erscheinung. Ich fiel aufs Gesicht. Ich wusste, er war heilig, und ich hatte Angst …«
    »Orholam selbst?«, fragte Bas. Er blickte zweifelnd drein. »Meine Mutter hat mir gesagt, dass Menschen, die behaupten, sie sprächen für Orholam, im Allgemeinen lügen. Und Dazen ist ein Lügner!« Seine Stimme wurde am Ende schrill.
    Das Letzte, was Gavin brauchte, war ein Mann, der irgendwelche Dinge über Dazen ausposaunte. »Wollt Ihr meine Antwort hören oder nicht?«, fragte er scharf.
    Bas zögerte. »Ja, aber wollt Ihr nicht …«
    Gavin stach ihm ins Herz.
    Bas’ Augen weiteten sich. Er packte Gavins Arme. Gavin zog den Dolch heraus.
    Kalt, so kalt, sagte Gavin: »Du hast das volle Maß gegeben, Bas. Dein Dienst wird nicht vergessen werden. Deine Fehler sind vergessen und niemals gewesen. Ich erteile dir Absolution. Ich gebe dir die Freiheit.«
    Als er das Wort »Absolution« sagte, war Bas bereits tot.
    Gavin ließ den Mann vorsichtig zu Boden sinken. Dann ging er durch den Raum und klopfte an die Nebentür. Die Schwarzgardisten kamen herein und holten den Leichnam ab, und so einfach kam Gavin mit einem Mord davon.

79
    Der Mann war ein Lügner. Kip wusste nicht genau, was Lüge und was Wahrheit war, aber Lord Omnichrom war König Garaduls rechte Hand. Sie hatten sein Dorf massakriert. Für nichts und wieder nichts. Wenn Mord ihnen nichts bedeutete, was war dann schon eine Lüge?
    Aber hier war auch Wahrheit enthalten, wie in all den besten Lügen. Das war die eigentliche Bedeutung des Paktes. Kein Wunder, dass man nur beiläufig und mit gedämpfter Stimme davon sprach. Man wurde alt, man zerbrach seinen Halo, man wurde wie ein tollwütiger Hund. Sie mussten einen einschläfern. Kip erinnerte sich daran, dass Corvans Hund einmal von einem Waschbären gebissen worden war und später Schaum vor dem Maul gehabt hatte. Corvan, die Alkaldesa und einige der anderen Männer luden Musketen und folgten dem Tier. Corvan selbst schoss ihm das Gehirn aus dem Kopf. Anschließend verbarg er das Gesicht, und alle taten so, als sähen sie seine Tränen nicht. Es war ein Jahr vergangen, bevor er über diesen Hund sprach, aber als er es tat, erwähnte er niemals seinen Wahnsinn, niemals das Töten seines Hundes. Dies war genauso. Niemand sprach über die Befreiung, weil niemand den Toten entehren wollte: »Kip war ein großer Mann, bis er verrückt wurde und versuchte, seine Freunde zu töten. Bis wir ihn einschläfern mussten.«
    Also war es eine harte Wahrheit. Das machte es nicht zur Lüge. In der Tat, es machte es umso wahrscheinlicher, dass es die Wahrheit war.
    Aber niemand in dieser Menschenmenge wollte das akzeptieren. Sie wollten jemanden, dem sie die Schuld am Tod ihrer Eltern geben konnten. Sie wollten selbst nicht sterben. Sie konnten sich in irgendeinen heilig klingenden Schwachsinn hüllen, aber Kip hatte hinter den Schleier gesehen. Diese Menschen waren Mörder. Gavin war ein guter Mann. Ein großer Mann, ein Riese unter Zwergen. Also musste er harte Dinge tun. Große Männer trafen harte Entscheidungen, damit alle überleben konnten. Also band er die Menschen an den Pakt, na und? Alle schworen den Pakt. Alle wussten, was sie schworen. Es gab kein Rätsel, keinen Betrug. Sie schlossen einen Handel, und sie schätzten den Handel, bis sie den Preis bezahlen mussten.
    Diese Menschen waren Feiglinge, Eidbrüchige, Abschaum.
    Ich muss weg von hier.
    Er drehte sich um und sah die letzte Frau, die er hier zu sehen erwartete.
    »Nach den ilytanischen Wasseruhren ist dies die kürzeste Nacht des Jahres«, sagte Felia Guile von der Tür aus. »Aber für dich ist es immer die längste gewesen.«
    Gavin schaute sie mit grauem Gesicht an. »Ich habe dich erst bei Tagesanbruch erwartet.«
    Sie lächelte. »Es gab irgendein Durcheinander mit der Reihenfolge. Bas der Einfältige kam früher, als er sollte. Jemand hat sich zurückgezogen und will erst später kommen.« Sie zuckte die Achseln.
    Zurückgezogen? Also wissen sie vielleicht Bescheid. Es fällt alles auseinander.
    Vielleicht ist es das Beste so. Ich werde jetzt meine eigene Mutter töten, und sie braucht nicht zu sehen, wie alles zusammenstürzt.
    »Sohn«, sagte sie. »Dazen.« Das Wort war beinahe ein Seufzen, eine Freisetzung von aufgestautem Druck. Die Wahrheit, laut ausgesprochen nach

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