Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Kämpferin. Eine Kriegerin. Eine Wandlerin. Sie war schnell und entschlossen, behände und tödlich mit Magie oder Klinge.
    Die Menge war wie eine Bestie, eine brodelnde, schäumende, brüllende Masse, die jede Individualität verloren hatte. Und Kip hasste sie. Er zog den Kopf ein, als jemand versuchte, ihm darauf zu treten. Er sah höhnisch grinsende Gesichter. Flüchtige Bilder von knurrenden Mündern. Von Hass verzerrte Visagen.
    Ein Teil von ihm erwartete, dass Eisenfaust ihn rettete. Der Mann war schon zweimal zuvor aus dem Nichts aufgetaucht und hatte genau das getan. Eisenfaust war riesig, stark, ehrfurchterregend. Er war so unbeugsam wie Stahl. Ein Gardist.
    Ein Teil von ihm erwartete, dass Liv ihn rettete. Warum nicht? Sie war in letzter Minute gekommen, um ihn vor der Meuchelmörderin Helel zu retten.
    Ein Teil von ihm erwartete, dass Gavin ihn rettete. Welchen Nutzen hatte ein Prisma, wenn es seinen eigenen Bastard nicht retten konnte? Gavin war hier. Irgendwo. Er musste in der Nähe sein. Er musste wissen, dass die Mauer eingestürzt war. Er musste in ebendiesem Moment eilig auf dem Weg hierher sein.
    Ein Tritt traf Kip in der Niere und sandte Lanzen des Schmerzes durch seinen ganzen Körper. Dann traf ihn eine Faust im Gesicht. Sein Kopf prallte von den Steinen ab. Blut schoss aus seiner Nase und benetzte seinen Mund und sein Kinn.
    Niemand kommt, Kip. Ein weiterer Tritt. Du warst immer eine Enttäuschung. Ein weiterer Tritt. Ein Versager. Tritt. Du taugst zu gar nichts. Tritt.
    »Genug! Genug!«, rief jemand. Der Offizier bahnte sich mit seiner Muskete schließlich einen Weg durch die Menge. »Geht zurück!«, rief er. Er hob die Muskete und richtete sie auf Kips Kopf.
    Was kann ich tun? Kleine grüne Bälle wandeln? Schön.
    Kip wandelte einen grünen Ball und warf ihn hinauf in den klaffenden Lauf, zwang ihn, dort zu bleiben.
    Der Offizier drückte ab. Es verging ein Moment, dann explodierte ihm die Muskete in den Händen. Brennendes, schwarzes Pulver schoss ihm ins Gesicht und steckte seinen Bart in Brand. Er schrie und stürzte.
    »Tötet ihn!«, rief jemand.
    Kip sah, wie zu allen Seiten Stahl gezogen wurde. Die Sonne blitzte auf Klingen. Und er begann zu lachen. Weil es etwas gab, worin er gut war.
    Er war gut darin, sich bestrafen zu lassen. Er war eine Schildkröte. Oder vielleicht ein Bär. Ein Schildkrötenbär. Orholam, er war ein Idiot. Er lachte erneut und schlug die Hände auf die Schultern, während er auf dem Boden lag. Grünes Luxin schoss heraus und bedeckte ihn, wie es den grünen Wicht in Rekton bedeckt hatte.
    Kip beobachtete, wie ein Schwert gesenkt wurde und auf das grüne Luxin über seinem Arm eindrosch. Es bohrte sich zwei Fingerbreit hinein, aber das Luxin war dicker. Das Schwert hielt inne und zitterte wie eine Axt in Holz. Kip drehte sich um und zog aus jeder hellen Oberfläche noch mehr Grün; er wusste nicht, wie er es machte, er zog und zog und wandelte Licht von Orholams endloser Quelle.
    Es erfüllte ihn mit großer Wildheit. Wildheit, die in Ketten lag, gefangen. Das Luxin, das ihn bedeckte, wurde dicker. Kip rappelte sich hoch, stand brüllend auf.
    Er war verrückt. Er war verrückt, und er fühlte sich großartig. Er ließ einen grünen Unterarm in einen Mann mit weit aufgerissenen Augen und einem Schwert in der Hand fahren. Der Mann wurde nach hinten geschleudert. Kip hielt für eine Sekunde inne, und Dornen sprossen überall aus seiner grünen Panzerung. Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht vor und zurück, nach links und rechts, zermalmte seine Feinde wie Ratten.
    Blut floss in dicken Strömen. Kip war nicht länger menschlich. Er war ein Tier und nicht bereit, sich in einem Käfig einsperren zu lassen. Er war ein tollwütiger Hund. Irgendein dunkler, denkender Teil seines Wesens dachte, dass er nicht in der Lage sein sollte, sich mit einer so schweren Panzerung so gut zu bewegen. Er war stark, aber nicht so stark.
    Er hatte kein Gefühl dafür, was sich jenseits des kleinen Kreises um ihn herum abspielte. Selbst das war ein einziger Nebel – scharfe Bewegungen links und rechts, Licht, das von Klingen zurückgeworfen wurde, und sich hebende Musketen, die zerschmettert werden mussten, bevor sie abgefeuert werden konnten. Er hieb und hackte und drosch mit vernunftlosem Zorn. Er konnte nur einen einzigen Gedanken festhalten. Ich werde mich nicht aufhalten lassen.
    Binnen Augenblicken oder Stunden – Kip hatte kein Zeitgefühl mehr – sah er Furcht in

Weitere Kostenlose Bücher