Schwarzes Prisma
Muskete zurück. Lord Omnichrom nahm sie entgegen, zielte schnell und feuerte. Eine Sekunde später traf etwas den Speer der Mutter zwei Schritte über Gavins Kopf und explodierte, und es riss einen Brocken aus dem Gestein. Luxin-Projektile? Aus einer Entfernung von fünfhundert Schritt? Gavin dachte noch immer darüber nach, als die Schwarzgardisten ihn wegzogen, auf die Rückseite des Speers.
Lord Omnichrom wollte König Garadul tot sehen. So einfach, so kühn. Er hatte König Garadul wahrscheinlich angestachelt, ihn herausgefordert, ein Promachos zu sein, und den jungen König dazu gebracht, an der Spitze seiner Truppen zu reiten, in der Hoffnung, dass er getötet würde.
Wenn dein Feind es will, verwehre es ihm.
Gavin wandelte eine kleine gelbe Tafel mit der Aufschrift: »Nehmt Garadul gefangen, tötet ihn nicht. Auf keinen Fall.« Er bedeckte sie mit blauem und flüssigem gelbem Luxin und schoss sie in den Pfad, von dem er glaubte, dass Corvan ihn nehmen würde.
Aber Gavins Intuition sagte ihm, dass der Hauptschlag sich anderswo ereignen würde, während die Verteidiger ihre Bemühungen hier konzentrierten. »Zum Tor der Alten«, sagte er zu seinen Schwarzgardisten. »Wir rennen!«
87
Karris entriss einem Mann, der auf dem Boden lag und aus einer Bauchwunde blutete, ein zweites Schwert. Sie wusste nicht, für welche Seite er kämpfte; es kümmerte sie nicht. Die Stadt roch nach Schießpulver, Abwässern und dem Schweiß von Männern. Es war die Art von Gestank, die in Lederrüstung eindringt und nie wieder zu entfernen ist. Während sie rannte, überzog sie die Schwerter mit einer dünnen Schicht aus grünem Luxin, versiegelte es, gab dann rotes Luxin darauf und versiegelte auch dieses.
Die gesamte Umgebung war ein Gewirr von Gassen. Die Gebäude waren willkürlich verteilt, als wollten sie ihre Nachbarn verärgern, und sie machten es unmöglich, geradeaus zu schauen. Die gute Nachricht war, dass dieser Umstand es König Garadul unmöglich machte, seine Männer hier in größerer Zahl zusammenzutrommeln.
Die schlechte Nachricht war, dass – oh Scheiße! Karris umrundete eine Ecke und rannte beinahe in drei Spiegelmänner hinein; sie hatten sich verirrt, spähten in verschiedene Gassen und machten den Eindruck, als seien sie drauf und dran, darüber zu streiten, in welche Richtung sie gehen sollten. Karris war zwischen ihnen, bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte. Sie warf sich gegen den kleinsten der Männer und brachte es fertig, selbst stehen zu bleiben, während sie ihn von den Füßen warf. Sie fuhr herum und schwang das linke Schwert in einem roten Bogen.
Der zweite Spiegelmann brachte sein Schwert hoch, um zu parieren, aber zu langsam. Ihre Klinge bezwang seine und bohrte sich ihm oberhalb seiner Halsberge in die Kehle. Es war kein tiefer Schnitt, aber tief genug an dieser Stelle. Rotes Luxin bespritzte die Außenseite seiner Rüstung, und als sie die Klinge zurückriss, bespritzte rotes Blut die Innenseite. Er blieb noch einen Moment lang stehen, aber für Karris war er bereits tot.
Während Karris den ersten Spiegelmann umgerannt und dem zweiten die Kehle aufgeschlitzt hatte, hatte sie den letzten aus den Augen verloren. Sie fuhr herum, duckte sich, blockierte mit beiden Schwertern, das linke nach unten gerichtet, das rechte nach oben. Der Hieb hätte sie dennoch getroffen, wenn sie sich nicht auch geduckt hätte.
Sie stieß mit dem unteren Schwert zu, aber der Spiegelmann wehrte ihren Schlag ab. Dann weiteten sich seine Augen. Ein dunkelrotes Licht flackerte auf. Sein Schwert hatte auf ihrem Funken geschlagen und das rote Luxin in Brand gesteckt – und nicht nur ihr Schwert. Wo die beiden Klingen aufeinandergetroffen waren, hatte sein Schwert auch rotes Luxin abgekratzt, und dieselben Funken hatten es in Flammen gesetzt. Sie hatte sich die Flammen für später aufheben wollen, aber es funktionierte jetzt genauso gut.
Karris schwang das flammende Schwert in ihrer rechten Hand in weitem Bogen und stieß dem Spiegelmann das linke ins Gesicht.
Wenn du schwere Rüstung trägst, öffne niemals das Visier in der Schlacht.
Mit einem Tritt trennte sie ihn von ihrem Schwert, wirbelte wieder herum und sah den Spiegelmann, den sie umgerannt hatte, nach seiner Klinge tasten. Sie trat ihm auf die Hand, als er danach greifen wollte, und stieß ihre Klinge durch die Spiegelrüstung. Es erforderte einen starken, direkten Stoß, um den Plattenpanzer zu durchdringen, aber sie hatte es hundert
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