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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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war wunderschön. Irgendwie hatten er und Sanson die ganze Nacht im Fluss getrieben, und jetzt spähte gerade die Sonne über den Horizont und verdrängte am ganzen Himmel das Mitternachtsschwarz durch verschiedene Farben – tiefes Dunkelblau, Eisblau sowie Rosa- und Orangetöne auf den Wolken.
    Dann wurde Kip bewusst, wie schnell er fiel. Und dass er es nicht richtig machte. Die Wasserfallspringer mussten mit den Füßen oder mit dem Kopf und ausgestreckten Armen voraus unten auftreffen, wenn sie nicht übel zugerichtet werden wollen.
    Auf keinen Fall würde er mit dem Kopf voraus auf das Wasser prallen, also drückte er den Rücken durch und ruderte mit den Armen.
    Was immer er getan hatte, es schien genau das Falsche gewesen zu sein, denn jetzt fiel er bäuchlings. Er würde die mächtigste Bauchlandung aller Zeiten hinlegen. Aus dieser Höhe könnte es ihn durchaus töten.
    Nicht nur das, er begriff auch, dass er jetzt mit dem Wasser fiel – allen Springern, die er je beobachtet hatte, war es gelungen, sich von dem Wasserfall selbst freizuhalten. Denn der Fall streifte auf dem Weg in die Tiefe einen Felsen.
    Er hatte nicht einmal Zeit, um sich einen Fluch auszudenken, bevor er mit einem Fuß einen Felsen traf. Er riss die Arme hoch …
    … während er mit dem Kopf voraus ins Wasser krachte. Es fühlte sich an, als hätte ihm gerade jemand mit einem Brett auf den Kopf geschlagen und die Arme aus dem Leib gerissen. Und er hatte vergessen, Luft zu holen, bevor er untertauchte. Kip öffnete unter Wasser die Augen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie etwas Großes in einem Schwarm von Luftblasen neben ihm durchs Wasser schoss. Sanson!
    Sanson war mit den Füßen voraus aufgekommen, aber er hatte sich gedreht, als er im Wasser gelandet war, so dass er jetzt kopfunter in die Tiefe tauchte. Einen Moment lang wirkte er benommen und reglos, dann öffnete er die Augen, aber er schaute nicht zu Kip hinüber. Offensichtlich desorientiert von dem Sturz begann Sanson zu schwimmen – nach unten. Kip packte seinen Fuß, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Aber Sanson geriet in Panik. Er schlug um sich und trat Kip mitten auf die Nase. Kip heulte auf – und beobachtete, wie der letzte Rest seiner Luft an die Oberfläche schoss.
    Sanson drehte sich, sah Kip, sah die Richtung, in die die Luftblasen stiegen, und sah dann das Blut, das im dunklen Wasser aufblühte. Er packte Kip, und gemeinsam schwammen die Jungen an die Oberfläche.
    Kip hätte es beinahe nicht geschafft. Er keuchte, atmete Wasser und Blut ein und hustete es dann wieder aus. Er hustete abermals, dann würgte er. Sanson zog an seinem Arm. »Kip, hilf mir! Wir müssen ans Ufer, bevor wir durch die Stromschnellen gezogen werden.«
    Das weckte Kip. Fünfzig Schritt nach dem tiefen, stillen Bereich unmittelbar nach dem Wasserfall befanden sich weitere Stromschnellen, die so steil waren, dass sie beinahe selbst eine Reihe von Wasserfällen bildeten. Und die Strömung wurde bereits schneller. Mit schmerzendem Fuß, hämmerndem Kopf und blutender Nase schwamm er mit Sanson weiter.
    Als sie das Ufer erreichten, trennten sie noch zehn Schritt von den Stromschnellen. Die Jungen zogen sich auf die grasbewachsene Böschung und begutachteten erschöpft den Schaden. Sanson war unverletzt, aber er blickte einfältig drein. »Tut mir leid, Kip. Ich meine wegen deiner Nase und allem. Ich bin nie gern geschwommen. Ich dachte immer, in der Tiefe wären Dinge, die mich packen würden.«
    Kip zwickte sich in seine blutende Nase und schaute seinen Freund an. »Du host mir dos Leben gerettet«, sagte er. »Und meine Nose ist nicht einmal gebruchen.« Kip machte sich größere Sorgen um den Fuß, den er sich auf dem Weg nach unten angeschlagen hatte. Er schnürte mit einer Hand seinen Schuh auf und zog Schuh und Strumpf herunter. Sein Fuß brannte, und über die Oberseite zogen sich einige hübsche Kratzer, aber als er ihn rieb, glaubte er nicht, dass irgendwelche Knochen gebrochen waren. Er begann seinen nassen Strumpf wieder anzuziehen, was schwierig war, während er sich mit einer Hand in die Nase zwickte.
    »Ich kann nicht glauben, dass wir …«, begann Sanson.
    »Es geschafft haben?«, fragte Kip. Er hatte den Versuch aufgegeben, sich den Schuh mit einer Hand zuzuschnüren, und schnüffelte heftig, in dem Bemühen, das Blut daran zu hindern, ihn vollzutropfen. Doch noch während er den Knoten vollendete, wusste er, warum Sanson aufgehört hatte zu sprechen. Sie waren in

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