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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zuwenden, Satrap.«
    »Seltsam? Nein, es ist seltsam, dass Ihr mich einen Satrapen nennt. Ihr habt den rechtmäßigen Satrapen, meinen Vater, aus Garriston verbannt, diese Stadt, unsere Hauptstadt und einzigen Hafen, gestohlen, und Ihr habt Tyreas Volk den Zugang zur Chromeria verwehrt. Tyrea ist keine Satrapie mehr, ist es seit Eurem Krieg nicht mehr gewesen, Prisma. Ich bin König Rask Garadul von Tyrea. Ihr habt meine Leibwache ermordet. Und Ihr nennt es seltsam, dass uns der Gedanke an Krieg kommt?« Rasks Stimme schwoll an. »Vielleicht denkt Ihr, Tyreaner würden dazu gezüchtet, von den Lakaien der Chromeria abgeschlachtet zu werden?«
    Ein Brummen kam von den Spiegelmännern, das Gavin sagte, dass diese Art von Gerede nichts Neues für sie war.
    »Aber gewiss würde die Chromeria nicht das Prisma selbst schicken, nur um einige wenige meiner Männer zu töten.« Rask tat so, als denke er nach, schwieg aber nicht lange genug, als dass Gavin ein Wort hätte einwerfen können. »Nein. Das Prisma würde nur herkommen, wenn es etwas viel Wichtigeres zu bewerkstelligen gäbe. Etwas, das sicherstellen würde, dass die Chromeria die Sieben Satrapien auch weiterhin in ihrem Würgegriff halten kann. Verratet mir, Lord Prisma, seid Ihr gekommen, um mich zu ermorden?«
    Man schickt keinen Löwen, um eine Ratte zu töten.
    Orholam stehe ihm bei, Gavin hätte es beinahe laut ausgesprochen.
    Das Klirren von Rüstung und das Stampfen von Pferdehufen wurde laut, als die Spiegelmänner und Wandler sich näher um Rask Garadul drängten. Gavin hörte es nur; er schaute den Hügel hinab. Er hatte es bis jetzt vermieden, um keine Aufmerksamkeit auf Karris zu lenken. Mittlerweile hatte sie aber wahrscheinlich entschieden, ob sie bleiben oder gehen würde.
    Sie war beinahe fort und bewegte sich bereits auf einem kleinen Kahn den schnell fließenden Fluss hinunter. Doch wie Gavin Karris kannte, würde sie bald Halt machen und versuchen festzustellen, was mit ihm geschehen war. Schließlich war sie eine Schwarzgardistin, und obwohl ihre erste Verantwortung stets der Weißen galt, belegte sein Schutz einen guten zweiten Platz. Er fragte sich, ob sie aufgebrochen war, weil sie ihm vertraute, weil sie dachte, er könne sich selbst verteidigen, oder weil sie ihre eigene Mission zu erledigen hatte und sie nichts daran hindern durfte.
    Der stämmige Junge dagegen befand sich jetzt fast direkt hinter Gavin. Nachdem Gavin ihn einmal vor Spiegelmännern gerettet hatte, glaubte er wahrscheinlich, dass Gavin seine beste Hoffnung auf Überleben sei.
    »Ihr missversteht mich, König Garadul«, sagte Gavin verbindlich, nahm den Titel zunächst einmal hin und wandte sich wieder Rask Garadul zu. »Ich habe gesehen, wie diese Männer unschuldige Bürger Eurer Satrapie niedergemetzelt haben. Ich habe eingegriffen, um Eure Untertanen zu retten. Ich glaube, ich habe Euch einen Gefallen getan.«
    »Ihr habt mir einen Gefallen getan, indem Ihr Soldaten in meiner Uniform ermordet habt?«
    »Gewiss Abtrünnige. Banditen. Was für ein Wahnsinniger würde seine eigene Stadt niederbrennen?«
    Viele der Spiegelmänner blickten zur Seite oder zu Boden und sahen König Garadul verstohlen an. Offensichtlich waren sie nicht alle glücklich gewesen, ihre Landsleute zu ermorden. Der König errötete. »Ich bin König«, erklärte er. »Ich lasse meine Entscheidungen nicht in Zweifel ziehen. Erst recht nicht von der Chromeria. Tyrea ist eine souveräne Nation. Unsere inneren Konflikte gehen Euch nichts an.« Die Soldaten schauten nun wieder mit steinerner Miene drein.
    »Natürlich nicht. Es ist lediglich … etwas Neues, einen König zu sehen, der seine eigene Stadt und eigene Untertanen verbrennt. Der Kinder ermordet. Ihr könnt meine Verwirrung gewiss verstehen. Ich entschuldige mich für dieses Missverständnis. Die Chromeria dient den Sieben Satrapien. Tyrea eingeschlossen.«
    Gavin spielte seine Karten so gut aus, wie er es vermochte. Wenn sie vor fünfzig mit den Belangen der verschiedenen Völker vertrauten und in der Kunst der Diplomatie versierten Edelleuten gestanden hätten, wäre es vielleicht genug gewesen. Rask Garadul würde eine finanzielle Entschädigung verlangen, einräumen, dass es sich um einen verständlichen Irrtum gehandelt habe, und sein eigenes Recht auf Entrüstung bewahren, und man würde sich darauf einigen, dass Gavin gewonnen hatte. Elegant und sauber.
    Aber Rask Garadul war ein junger Mann und selbsternannter König. Er stand nicht vor

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