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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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noch gleich? Rekton, das war der Name. Oh, was für eine Ironie.
    Es war zu spät, um nach der Brille zu greifen, die Gavin für solche Fälle in einer Tasche aufbewahrte. Mit Brille wäre er, nachdem er hier dieses Massaker angerichtet hatte, nur ein mysteriöser Polychromat gewesen. Ohne Brille konnte er nur das Prisma sein.
    Jetzt hatte sich also das Prisma selbst gegen Satrap Garadul erhoben, und es ließ sich nicht leugnen. Rask Garadul kannte ihn.
    »Gavin?«, fragte Satrap Rask Garadul abermals. In seinem Tonfall war etwas Seltsames, eine gewisse Intensität, vielleicht eine Falle. Er trug einen Kettenpanzer, in den auch Platten eingearbeitet worden waren. Kleine Platten, die man ohne aufwendige Gelenke verwenden konnte. Sein Land war arm.
    Er hatte sein Siegel geändert. Früher hatte es den Mond und zwei Sterne seiner Familie auf schwarzem Grund gezeigt, dazu noch für ihn persönlich einen fauchenden Fuchs. Das neue Siegel des Königs war eine zerbrochene weiße Kette auf schwarzem Grund. Gavin wusste sofort, dass das Symbol wichtig war. Rask wies nicht nur seinen Namen und seinen Vater zurück, den er stets als schwach verachtet hatte. Dies war neu. War er unter den Bann der Ketzerei der alten Götter gefallen, von der Gavin Gerüchte vernommen hatte? Was tat er? Warum fragte er nach Gavins Namen, obwohl er bereits wusste, dass er es war? Gab er Gavin eine Gelegenheit zu lügen, zu sagen, er sei nicht das Prisma?
    Wenn Gavin das tat, wie würde Rask Garadul dann reagieren? Ihn töten und der Chromeria später erklären, dass es ein Irrtum gewesen sei? Ohne die Schuld daran zu tragen, habe er einen Angreifer getötet, der bestritt, Gavin Guile zu sein. Wenn Rask glaubte, er würde Gavin mit einer Handvoll Wandler und zwanzig Spiegelmännern töten, so befand er sich im Irrtum, aber was konnte es sonst sein? Vielleicht war Satrap Garadul lediglich genauso überrascht über diese Begegnung wie Gavin, und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
    Wenn Gavin log und Rask angriff, würde Gavin keine andere Wahl haben, als ihn zu töten, und wenn er Rask tötete, würde er all seine Männer töten müssen. Und was würden die Nationen dazu sagen? Schon jetzt kamen weitere Männer den Pfad hinter dem Satrapen herab. Gavin konnte sie nicht alle töten. Wie stark er auch war, wenn hundert Männer in hundert Richtungen flohen, würden einige von ihnen entwischen. Es würde sich herumsprechen, dass das Prisma persönlich nach Tyrea gekommen und ohne Provokation einen rechtmäßigen Satrapen ermordet hatte.
    Es spielte keine Rolle, dass Satrap Garadul alle Menschen in dieser Stadt massakriert hatte. Es war seine Stadt; er konnte damit tun, was ihm beliebte. Früher einmal hätte ein Prisma Satrapen nach eigenem Gutdünken vernichten oder töten können, aber diese Zeit war lange vorüber. Vielleicht damals, als die Sieben Satrapien wirklich noch Satrapien gewesen waren. Das war heute anders. Seine Macht war nur noch zeremonieller, religiöser Natur. Das Prisma sollte sich nicht in die inneren Angelegenheiten einer Nation einmischen – und Gavin hatte bereits mehr getan, als sich nur einzumischen. Wenn er jeden hier tötete und in die Chromeria zurückkehrte, so schnell er konnte, würde die Chromeria plausibel leugnen können, dass er für das Geschehene verantwortlich sei. Nur er und Karris wussten schließlich, wie schnell er die große Entfernung überwinden konnte.
    Er würde einen Mann töten, den er nie gemocht hatte; er würde Ärger vermeiden, und die Einzigen, die dafür bezahlen würden, wären ein Haufen Soldaten in der hinterwäldlerischsten der Sieben Satrapien. Nun, der Junge würde vielleicht ebenfalls sterben. Anderenfalls könnte er Gavin erpressen. Und was würde Karris denken? Nun, was spielte es für eine Rolle, was sie dachte? Sie war schon jetzt eine Unmöglichkeit für ihn. Er hatte gewusst, dass er heute ohnehin das wenige verlieren würde, was er in ihr gehabt hatte.
    Der Mann, der er einst gewesen war, hätte nicht gezögert.
    Was würdest du tun, Bruder?
    Es war so lange her, dass Gavin sich nicht einmal mehr sicher war.
    »Ich bin der Hohe Lord Prisma Gavin Guile«, sagte Gavin mit einer schwachen Verbeugung. Dann legte er eine Hand hinter den Rücken und versuchte, Karris zu signalisieren, dass sie wegbleiben solle.
    »Also, Lord Prisma«, sagte Satrap Garadul laut, »ist das die Art, wie die Chromeria den Krieg erklärt?«
    »Seltsam, dass Eure Gedanken sich so schnell dem Krieg

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