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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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persönlich zu haben – war so viel wert, dass die Ruthgari bereit waren, es zu riskieren. Sie brauchten Livs Einverständnis.
    »Außerdem«, fuhr Aglaia fort, »wenn Ihr klüger seid, als ich es denke, könnt Ihr selbst herausfinden, wer den Befehl gegeben hat, Garriston niederzubrennen. Ihr könntet herausfinden, wer für den Tod Eurer Mutter verantwortlich ist.«

31
    Gavin hatte Hunderte von Farbwichten zur Strecke gebracht, und mit diesem schien irgendwie etwas nicht zu stimmen.
    Der Wahnsinn wirkte sich auf jeden Farbwicht unterschiedlich aus, aber blaue Wichte schwelgten stets in Ordnung. Sie liebten die Härte von blauem Luxin. Die meisten versuchten irgendwann, sich damit selbst neu zu erschaffen. Jeder Einzelne von ihnen glaubte, er könne dem Wahnsinn entgehen, wenn er nur vorsichtig genug war, klug genug und jeden Schritt durchdachte. Aber warum durchquerte ein blauer Wicht die röteste Wüste in den Sieben Satrapien?
    Rondar Wit war in einer der kleineren Küstenstädte Ruthgars postiert gewesen. Verheiratet, vier Kinder und eine gute Beziehung zu seinem Lordpatron, der zwei Wochen gewartet hatte, bevor er Rondars Verschwinden meldete – niemand glaubte gern, dass sein Freund vielleicht wahnsinnig wurde.
    Gavin trottete durch die Wüste. Er hatte kurz bei einem seiner Verbindungsleute an der Küste Halt gemacht, sich zur Gänze in Rot gekleidet und bewaffnet und dachte immer noch, er könne den Wicht vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Trotzdem war er erschöpft. Das Gleiten ermöglichte ihm eine schnelle Reise, aber Arme und Schultern, Bauch und Beine schmerzten ihn. Er spürte, dass er ausgelaugt war, dass seine Willenskraft nachgelassen hatte. Er wurde nicht lichtkrank, wenn er zu viel wandelte – aber er wurde durchaus müde und zittrig.
    Kurz vor dem Kamm einer Düne blieb er stehen, um sich nicht als Silhouette gegen den Himmel weithin sichtbar zu machen, und wandelte sich ein Linsenpaar. Das Aufspüren von Blauen war im Allgemeinen einfach, denn wie klug sie auch waren, die meisten konnten es einfach nicht ertragen, unlogisch zu sein. Wenn man herausfand, welches ihr Ziel war, konnte man vermuten, dass sie den besten Weg dorthin nehmen würden. Gavin hatte keine Ahnung, wohin dieser ging, aber er folgte der Küstenlinie. Wenn sein Ziel nicht in der Nähe lag, würde der Giist seinen Weg entlang der Küste fortsetzen und sich dabei weit genug von der Küste selbst fernhalten, um Bauernhöfe und Städte zu meiden. Allerdings hatte dieser Wicht einen Fehler gemacht – er war um des schnelleren Vorankommens und des Zugangs zum Wasser willen zu weit aus der Wüste heraus in Küstennähe gekommen, und er war von einem Jungen gesehen worden, der die dürren Wüstenrinder der Nomaden gehütet hatte. Der Junge hatte es seinem Vater erzählt, und sein Vater hatte es allen erzählt, Gavins Verbindungsmann eingeschlossen.
    Einige Tage lang würde der Wicht versuchen, schnell so weit wie möglich von den Hirten wegzukommen.
    Also stellte Gavin Vermutungen an und wandelte Blau, um besser wie ein blauer Wicht denken zu können. Vorausgesetzt, dass der blaue Wicht kein Pferd hatte, das dem Jungen entgangen war – und Pferde hassten im Allgemeinen Farbwichte –, war die Geschwindigkeit, mit der ein Mann sich durch die Wüste kämpfen konnte, begrenzt. Gavin war schon früher hier durchgekommen, und obwohl er die Wüste nicht genau kannte, gab es doch etliche Punkte, an denen ein Mann entscheiden musste, ob er der Küstenstraße folgen oder eine Händlerroute durch das Geborstene Land nehmen wollte. Und das Geborstene Land war mancherorts so zerstört, dass es dort keine erkennbare Händlerroute mehr gab. Gavin würde sich weder für das eine noch für das andere entscheiden. Er wartete an einer der Stellen, an der die Händlerroute und die Küstenstraße sich trafen und wieder auseinanderliefen.
    Er wartete. Und wartete. Er zog sein Hemd aus der Hose, knöpfte es auf und dann um einen Knopf versetzt wieder zu und steckte es erneut in die Hose. Und wartete. Er wandelte Infrarot zu Feuerkristallen, um die Hitze aus seinem Körper zu ziehen, und beobachtete, wie die winzigen Kristalle Gestalt annahmen, runzelig wurden und dann erloschen. Alle zehn Minuten trottete er wieder hinauf auf die große Düne, um den Kopf zu recken und den Blick über die Wüste gleiten zu lassen.
    Als die Sonne unterging, sah er den verräterischen Glanz. Alle Schmerzen vergessend, war er wieder ein kreisender Adler, der

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