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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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mit einem Geräusch wie Hagel auf einem Blechdach auf. Der Schild bekam Risse, brach auf und klaffte schließlich weit auseinander. Die letzten drei Dolche segelten sauber hindurch. Der erste traf den Wicht an der Brust und wurde von seinem Panzer abgewehrt. Der nächste durchschnitt nur die Luft an seinem Hals, und der letzte grub sich in die Schulter des Wichts.
    Der Giist hatte jedoch bereits zum Gegenschlag ausgeholt. Er riss die rechte Faust nach vorn, und fünf riesige Dornen bildeten sich in der Luft um seine Hand herum und zielten in einer Linie auf Gavins Bauch, so dass dieser, selbst wenn er sich nach rechts oder links bewegte, trotzdem aufgespießt werden würde.
    Gavin wandelte eine feste Plattform unter dem Sand, um eine solide Oberfläche zu haben, von der er abspringen konnte, machte einen Satz und ließ sich dann die Düne hinabrollen.
    Der Giist wirbelte herum, ließ seine Luxin-Speere fallen und wandelte an ihrer Stelle ein großes blaues Schwert. Er sah, dass Gavin bei seinem Sprung seine Brille verloren hatte, und bedachte ihn mit einem zuckenden Lächeln. Die Wange des Wichts war von Gavins Dolch aufgerissen worden, und eine Hautlasche schälte sich ab; sie hing nach unten und zeigte ein schraffiertes Netzwerk von Blutgefäßen und blauem Luxin, obwohl das Luxin an der Stelle des Aufpralls aufgerissen und zerbrochen war und aus Kapillargefäßen Blut sickerte. Der Dolch in seiner linken Schulter schien seine Bewegungsfähigkeit einzuschränken, aber es war nichts Tödliches.
    »Ihr Roten«, sagte der Giist mit knirschender Stimme, als habe er seit einiger Zeit nicht mehr gesprochen. »So impulsiv. Ihr dachtet, Ihr könntet mich allein überwältigen, nur weil in einer Wüste die Sonne untergeht?«
    Gavin betrachtete seine Brille, die über ihm im Sand lag. Der Giist sah es und schwang sein großes Schwert. Die Klinge zog sich mitten in der Luft in die Länge, überwand die vollen fünf Schritte und zerschlug die rote Brille in kleine Stücke, bevor sie sich wieder verkürzte.
    »Ihr solltet die Ermordung der Entfesselten Eurem Prisma überlassen«, sagte der Giist.
    Entfesselte?
    Gavin erwiderte: »Man hat uns gesagt, das Prisma sei zu wichtig, um sich mit Euch abzugeben. Man hat uns gesagt, wir sollten imstande sein, mitten in einer Wüste mit einem blauen Wicht fertig zu werden. Sie sagten, so talentiert sei Rondar Wit nicht.«
    Der Giist lachte. »Sollte mich das wütend machen? Ich bin nicht länger Rondar. Das Imperium des Prismas zerfällt über Euren Köpfen, Sklave. Schließt Euch uns an. Findet heraus, was es heißt, frei zu sein. Ihr habt … was, vielleicht noch fünf Jahre? Nicht lange, nicht einmal für einen Wandler in ihrer Welt. Warum für ihren falschen Gott sterben? Warum für ihre Lügen sterben? Warum überhaupt sterben, jemals?«
    Der Giist versuchte, ihn zu rekrutieren? Das war etwas Neues. Gavin hielt die Augen weiter zusammengekniffen. Je weniger der Giist von seinen Augen sah, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass er bemerken würde, wie seltsam sie waren. »Falscher Gott?«, fragte Gavin. »Unsterblichkeit?«
    Schleimiges, gehaltenes blaues Luxin wischte über das Innere seiner Käferaugen, von der inneren Ecke zur äußeren. Er blinzelte. »Gewiss glaubst du nicht an Orholam? Seid ihr alle korrupt oder einfach dumm? Wenn Orholam selbst das Prisma auswählt, wie es die Chromeria seit Lucidonius gepredigt hat, wie könnte es dann in einer Generation zwei Prismen geben? Oder bist du einer der keines eigenen Gedankens fähigen Feiglinge, die die Achseln zucken und es ein Mysterium nennen und sagen, Orholams Wege seien unergründlich?«
    Es war eine Sache, wenn ein Farbwicht floh: Nicht einmal Blaue waren immun gegen Feigheit. Aber ein Angriff auf Orholam selbst war eine Ketzerei, die das Dach der Welt zerschnitt. Wenn man Orholam einen Betrüger nannte und sagte, alle Machthabenden müssten es wissen, wurde die Chromeria zum Lieferanten von Lügen, zu einem Unterdrücker, der die Menschen bestahl, nicht zu einem Freund, der ihre Hilfe brauchte, um seine würdigen Ziele zu erreichen. »Ich glaube schon seit Jahren nicht mehr an Orholam«, sagte Gavin aufrichtig. »Aber warum einen Aberglauben gegen einen anderen eintauschen?«
    Der Giist betrachtete Gavins Hemd und bemerkte, dass die Knöpfe nicht richtig zugeknöpft waren. Gut. Jeder Moment, den er damit verbrachte, seine Knöpfe zu betrachten, war ein Moment, den er nicht damit verbrachte, seine Augen anzusehen.

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