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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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»Man hört auf, an Lügen zu glauben, damit man an die Wahrheit glauben kann, nicht um an überhaupt nichts mehr zu glauben. König Garadul hat …« Er verstummte und sah Gavin argwöhnisch an. Reimte sich irgendetwas zusammen.
    »König Garadul, ist er derjenige, der die Entfesselten anführt?«, fragte Gavin.
    »Wer bist du?«, wollte der Wicht wissen. »Du hast keine Angst. Und du solltest Angst haben.« Er riss sich den Dolch aus der Schulter, versiegelte die Wunde und warf die Waffe beiseite. Dann zog er eine lange Luntenschlosspistole mit kugelförmigem Knauf aus dem zerlumpten Beutel und begann sie in der seltsamen, schnellen, aber geistesabwesenden Art, die blaue Wichte manchmal hatten, auf präzise Weise zu laden. Er benutzte blaues Luxin als Verlängerung seiner Hände. Blauer Luxin-Ladestock, blaue Luxin-Finger, um die Lunte zu halten, blaues Luxin, um das Pulverhorn und eine Bleikugel hervorzuholen. Er nahm die immer noch brennende Fackel aus dem Sand und hielt sie hoch, um die Lunte zu entzünden. »Törichter, vorschneller Rotwandler«, sagte der Giist und schaute auf Gavins falsch zugeknöpftes Hemd hinab. »Du hättest dir wenigstens eine Fackel in deiner eigenen Farbe leisten sollen.«
    »Das habe ich getan«, erwiderte Gavin.
    Der Giist riss den Blick von der weißen Fackel los und sah Gavin in die Augen. Selbst durch die halbrunden Augendeckel und das gefrorene Luxin-Gesicht las Gavin in jeder Faser dieses Farbwichts Erkenntnis.
    Bevor der Wicht sich bewegen konnte, sprang Gavin mit einem irrsinnigen Schrei los.
    Überrascht verlor der Giist die Kontrolle über die Luxin-Hand mit der Fackel, und diese Hand zerfiel und ließ den flammenden Stock fallen. Der Giist vergaß jedoch nicht sein großes Schwert oder die Pistole. Er hob die Klinge, um Gavin aufzuspießen, und zielte mit der Pistole.
    Gavin, der in jeder Hand Parierstangen aus blauem Luxin wandelte, schlug die Klinge beiseite und zwang die Arme des Wichts weit auseinander. Eine schmale blaue Klinge sprang aus der Innenfläche seiner Hand. Er trat näher, in die Arme des blauen Wichts, noch während der Pistolenhammer klickte und die Lunte sich auf die Pulverpfanne senkte. Er rammte dem Giisten Klinge und Hand in die Brust, und der Panzer des Wichts gab mit einem Knacken nach. Gavin streifte das verbliebene blaue Luxin mit einer knappen Armbewegung ab und zog in jede Hand die heißesten Infrarottöne, mit denen er fertig werden konnte. Flammen umwirbelten seine Fäuste, als er sie ballte.
    Die Pistole brüllte und flog dem Giisten aus der Hand, ohne Schaden anzurichten.
    Der Wicht taumelte rückwärts, aber Gavin trat wieder dicht vor ihn hin. Zwei schnelle Schläge mit beiden Händen trafen die Augen des Blauen. Die blauen Insektenaugenlinsen barsten, schmolzen und gaben einen schnellen Ausbruch von Harz und Kreidegerüchen frei. Es geschah alles so schnell, dass der blaue Wicht keinen Widerstand leisten konnte. Blaue reagierten langsam, wenn sie feststellten, dass sie sich in ihren Annahmen geirrt hatten.
    Gebrochen sank der Giist in sich zusammen, setzte sich, versuchte sich zu fangen und fiel in den Sand. Trotz seiner blauen, lidlosen Augen, trotz der verbrannten Haut sah er für Gavin plötzlich wieder menschlich aus.
    Der verblüffte Ausdruck in diesen Augen, deren Halo durchbrochen war.
    Das rote, rote Blut, das ihm die Brust hinunterlief.
    Und mit einem Mal wirkte die Gestalt eher wie ein Mann denn wie das Ungeheuer, das Gavin vor all diesen Jahren über Sevastians Bett hatte stehen sehen, das Fenster hinter ihm aufgebrochen, während Licht auf blauer Haut und rotem Blut glänzte.
    Gavin nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. Diesmal hatte er ihn aufgehalten. Keine Unschuldigen waren gestorben. Und es gab noch eines zu tun, nicht weil Rondar Wit es verdiente, sondern ungeachtet der Tatsache, dass er es nicht verdiente.
    »Du hast das volle Maß gegeben, Rondar Wit. Dein Dienst wird nicht vergessen werden, aber dein Versagen ist ausgelöscht, vergessen. Ich erteile dir die Absolution. Ich gebe dir Freiheit. Ich …«
    »Dazen!«, rief der Giist, die Hände auf seine Wunde gepresst, sich krümmend.
    Gavin war so verblüfft, dass er die Abschiedsliturgie unterbrach.
    »Dazen führt uns an, und der Farbprinz ist seine starke rechte Hand.« Der Giist lachte, und Blut befleckte seine blauen Lippen.
    »Dazen ist tot«, sagte Gavin, dessen Eingeweide sich zusammenzogen.
    »Licht kann nicht in Fesseln gelegt werden, Prisma. Nicht einmal von

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