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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Wandler bekamen davon Kopfschmerzen.
    Liv setzte sich und beobachtete die Angestellten bei der Arbeit, wie sie sich mühelos zwischen den Tischen bewegten und einen größeren Bogen um jene machten, die von ultravioletten Hüllen umgeben waren. Ein schlanker junger Kellner mit kurzem krausem Haar und einem zauberhaften Lächeln kam an ihren Tisch und blieb dort stehen, wo ihre Blase zu Ende gewesen wäre, hätte sie bereits eine gewandelt. Er war wahrscheinlich nur wenige Jahre älter als sie und von umwerfender Schönheit; seine Jacke war geschickt geschneidert, so dass sie seinen muskulösen Körper vorteilhaft zur Geltung brachte.
    Irgendwie gelang es ihr, ihre Bestellung aufzugeben. Nur ein Kopi. Der zweifellos einen vollen Danar kosten würde. Als der Kellner ihn brachte, dampfend heiß und dunkel wie Höllenstein, und ihr ein langes Lächeln schenkte, kam Liv zu dem Schluss, dass der Kopi definitiv einen Danar wert war. Vielleicht sogar mehr.
    Ihre gute Stimmung erstarb beim Anblick von Aglaia Crassos, die mit ihrem Hintern wackelnd die Treppe heraufkam. Die gut zwanzig Jahre alte Ruthgari war, soweit Liv wusste, die jüngste Tochter einer wichtigen Familie. Sie hatte das geschätzte, immer seltenere blonde Haar der Ruthgari, aber davon abgesehen war sie keine Schönheit. Ihre blauen Augen waren an sie nicht nur als Nichtwandlerin verschwendet, sondern auch ihres langen Pferdegesichts und der riesigen Nase wegen. Sie war der ruthgarischen Botschaft zugeteilt worden, um ein wenig politische Erfahrung zu sammeln, bevor sie einen Verlobten heiratete, dem sie in der Stadt Rath noch nie begegnet war. Und sie benahm sich immer, als sei sie sich zu schade dafür, für Livs Unterhalt zu sorgen und sie zu führen. Sie hatte Liv sogar erzählt, dass man ihr Livs Fall als Bestrafung übertragen hatte wegen einer Indiskretion mit dem Sohn des atashischen Botschafters. Sonst führe sie Bichromaten, Polychromaten und echte Spione.
    Als Aglaia Liv erblickte, kam sie direkt herüber, winkte einigen Gästen und zwinkerte einem zu.
    »Aliviana«, sagte Aglaia, als sie vor ihren Tisch trat, »Ihr seht heute Morgen so … lebhaft aus.« Die Pause sagte alles. Der angestrengte Gesichtsausdruck, als versuche sie tatsächlich, eine positive Bemerkung zu finden. Bei einigen Frauen hätte es ein Versehen sein können.
    So willst du die Sache also spielen? Schön. »Es ist mir immer eine solche Freude, Euch zu sehen, Aglaia. Kleinliche Bosheit steht Euch so gut zu Gesicht«, sagte Liv. Hoppla.
    Aglaias Augen weiteten sich für einen Moment, dann stieß sie ein falsches Lachen aus. »Immer schon ein scharfes Schwert, an dem man sich leicht schneidet, unsere Aliviana. Das liebe ich an Euch.« Sie nahm Liv gegenüber am Tisch Platz. »Oder ist es einfach so, dass Ihr zu dumm seid, um Eure Situation zu begreifen?«
    Mein Vater hat mir davon abgeraten hierherzukommen. Haie und Seeungeheuer, hat er gesagt. Ich hätte auf ihn hören sollen. Ich bringe die Frau gegen mich auf, die meine Zukunft in Händen hält.
    »Ich …« Liv leckte sich die trockenen Lippen, als würde ihr ein wenig Feuchtigkeit helfen, sich zu unterwürfigen Worten zu zwingen. »Es tut mir leid. Wie kann ich Euch behilflich sein, Herrin?«
    Aglaias Augen leuchteten auf. »Sagt das noch einmal.«
    Liv zögerte und presste die Zähne aufeinander. Zwang sich, sich zu entspannen. »Wie kann ich Euch behilflich sein, Herrin?«
    »Wandelt uns eine Blase.«
    Liv wandelte die dämpfende Blase, komplett mit einem Ventilator.
    »Was seid Ihr doch für ein stolzes Mädchen, Liv Danavis. Wenn ich das nächste Mal ein Fest gebe, werde ich daran denken müssen, Euch kommen zu lassen, um das Essen aufzutragen. Oder vielleicht um die Nachttöpfe zu säubern.«
    »Oh, ich liebe es, Nachttöpfe zu säubern. Und ich liebe es, all meinen Freunden, die noch keine Kontrakte unterzeichnet haben, zu erzählen, wie gut die Ruthgari ihre Wandler behandeln«, erwiderte Liv.
    Aglaia lachte. Sie hatte wirklich ein unangenehmes Lachen. »Gut gespielt, Liv. Das war eine leere Drohung, und ich habe es verdient, daran erinnert zu werden. Ihr stammt aus Rekton, nicht wahr?«
    Liv war unverzüglich auf der Hut. Aglaia hatte ihr eine Beleidigung durchgehen lassen? Liv hätte erwartet, dass Aglaia, nachdem ihre Drohung ins Leere gelaufen war, eine echte Drohung aussprechen würde – und ihr standen etliche Möglichkeiten zur Verfügung. Dass sie es nicht tat, hätte Liv aufmuntern sollen. Was jedoch nicht

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