Schwarzes Verlangen
eines Mannes geblickt – in der Gegenwart? Ganz rechts an der Wand waren Kostbarkeiten in einer Vitrine eingeschlossen, und eine dieser Kostbarkeiten war eine kleine Schatulle, die aus Knochen zusammengesetzt schien.
Konnte das Pandoras Büchse sein? Seit Jahrhunderten war das Behältnis verschollen. Es war eine gefährliche Waffe, angeblich gefertigt aus den Knochen der Göttin der Unterdrückung. Wenn jemand sie öffnete, würde die Büchse die Dämonen aus Cameo und den anderen Herren heraussaugen und das Böse in ihrem Inneren verschließen.
Und damit dem Leben der Herren der Unterwelt ein Ende setzen.
Cameo hatte Kanes Hass auf Katastrophe gespürt. Hatte gespürt, wie er sich danach sehnte, sich vom Einfluss der Kreatur freizumachen, was auch immer er dafür tun müsste – sie hatte es gespürt, denn sie empfand genau dasselbe. Wenn er keinen anderen Weg fand, würde er möglicherweise beschließen, die Büchse aufzutreiben und sie zu benutzen.
Sie konnte nicht zulassen, dass er starb.
Also würde sie diesen Weg der Erlösung eliminieren müssen. Sie nickte. Ja. Auf genau diese Weise würde sie ihm helfen.
Aber … wie sollte sie alle vier Artefakte gleichzeitig verwenden? Denn das war der Schlüssel für die Suche nach der Büchse. Sollte sie in den Käfig steigen, den Umhang um die Schultern gelegt, während sie das Gemälde und die Rute in den Händen hielt?
„Was machst du da?“
Die Stimme ertönte direkt neben ihr. Cameo unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich zu Viola umwandte, der Hüterin des Narzissmus , neueste Geißel ihrer Existenz. Ernsthaft. Ein Rendezvous mit einem hungrigen Wolfsrudel, das am liebsten silberäugige Frauen mit dunklen Haaren fraß, wäre bei Weitem leichter gewesen.
Lockiges blondes Haar fiel Viola über die zierlichen Schultern, in ihren zimtbraunen Augen lag ein Funkeln. Vor ihrem knappen, hautengen Kleid voller Rüschen und Schleifchen hätte sich jeder Weihnachtsbaum beschämt versteckt, und auf den Armen trug sie ihren Tasmanischen Hausteufel. Prinzessin Fluffi…irgendwas hieß das Vieh.
Und die Prinzessin war ein Er.
„Ich verbringe Zeit für mich allein“, antwortete Cameo schließlich. Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl.
„Tja, ich überbringe nur ungern schlechte Nachrichten – außer, dass ich es liebe, das zu tun –, aber Zeit für dich allein steht dir nicht besonders gut. Dein Gesicht ist ganz zerknautscht. Das ist schon fast beängstigend. Du solltest mal probieren, mehr so zu sein wie ich und immer gut auszusehen, egal, mit wem du gerade zusammen bist. Oder auch nicht zusammen bist.“
„Danke für den Tipp.“
„Großartig, oder? Ich bin so klug, das sollte verboten werden.“
Ich muss diese Büchse finden. Allerdings würde Cameo sie nicht gleich zerstören. Vorher würde sie einen Testlauf starten, nur einen, und Viola in die Nähe des Dings schubsen. Dann würde sie herausfinden, was genau passierte, wenn ein dämonenbesessener Unsterblicher sich der Schatulle näherte. Vielleicht würde Viola sogar überleben. Cameo drückte die Daumen, dass das nicht der Fall wäre.
Als hätte er gespürt, in welche Richtung sich Cameos Gedanken bewegten, ging Prinzessin Fluffiwasauchimmer auf Cameo los und grub seine Fangzähne in ihr Handgelenk; ein blitzschneller Angriff, von dem er sich genauso flink wieder zurückzog und der Cameo zwei blutige Bisse in der Haut bescherte. Währenddessen plapperte Viola unbeeindruckt weiter über nichts daher.
Cameo beugte sich vor, wie sie es bei „Die Super Nanny“ gelernt hatte und auch oft bei den Männern in ihrem Leben tun musste, und sah dem kleinen Kretin in die Augen. „Wenn du das noch ein Mal tust, gibt’s für mich als Nächstes Teufelsprinzessin zum Frühstück. Ich bezweifel zwar stark, dass du gut schmeckst, dazu bist du viel zu bitter, aber wozu gibt’s Senf.“
Der Teufelshund quiekte auf, machte sich von seinem Frauchen los und raste aus dem Zimmer.
„Was hat er denn“, wunderte sich Viola.
So viel zum Thema Megawatt-Aufmerksamkeitsfilter. Wenn sich etwas nicht um Viola drehte, bekam die Frau es einfach nicht mit.
„Kennst du dich mit irgendeinem dieser Artefakte aus?“, fragte Cameo sie. Wo sie schon mal hier war, konnte sie sich genauso gut nützlich machen.
„Na klar. Ich kenne mich mit allem aus. Ich bin wirklich begabt.“
Ich muss diese Büchse wirklich dringend finden . „Sag mir, was du weißt.“
Wichtigtuerisch plusterte Viola sich auf und begann zu erzählen:
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