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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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es waren Gerüchte an Josephinas Ohren gedrungen, und sie glaubte, ihre Halbschwester war einst fähig gewesen, jedes leblose Objekt in Gold zu verwandeln.
    Mit seinen kristallblauen Augen musterte der König Josephina. Oh, wie sie diese Farbe verabscheute. Kanes Augen gefielen ihr wesentlich besser, Jade und Bernstein. Verdammt, sie musste endlich aufhören, an ihn zu denken, nicht wahr? Ihre kurze Bekanntschaft war vorüber. Sie würde ihn nicht wiedersehen. Er würde sie nicht wiedersehen wollen . Nicht nach dem, was sie ihm angetan hatte.
    Schmerzhafte Reue überkam Josephina. Schon jetzt trauerte sie ihm hinterher. Dem starken, schönen Krieger, der gekommen war, um sie zu retten.
    Ein leiser Klagelaut kam ihr über die Lippen.
    „Hast du nichts zu deiner Verteidigung vorzubringen, Magd Josephina?“, fragte König Tiberius herrisch. „Du hast uns solche Unannehmlichkeiten bereitet.“
    „Ja, du hättest längst auf die Knie fallen sollen“, forderte Königin Penelope und schnippte einen unsichtbaren Fussel vom Rock ihres Gewands. „Du solltest uns um Vergebung anflehen.“
    Eisern ignorierte sie das Brennen der Zurückweisung, das diese Worte mit sich brachten, und sah unverwandt ihren Vater an. Obwohl er Jahrhunderte alt war, sah er fast so jung aus wie sie. Er hatte silberweißes Haar, makellose Haut und war stark genug, um jedem Mann die Knochen zu brechen.
    „Ich bin böse auf dich, Mädchen. Du bist nicht von allein zurückgekehrt. Wir mussten dich jagen, mussten Zeit, Energie und Ressourcen darauf verschwenden.“
    „Ich wurde von Dämonen gejagt.“ Das war die Wahrheit.
    Er fuhr sich mit der Zunge über einen Schneidezahn. „Ausreden werden nicht toleriert.“
    Sie schluckte und hielt klugerweise den Mund.
    „Aber ich bin heute milde gestimmt und werde dich nicht bestrafen. Dieses eine Mal. Solltest du jedoch jemals wieder versuchen, meiner kostbaren Tochter ihre Blutrechte zu verwehren, aus welchem Grund auch immer, sehe ich mich gezwungen, dich für den Rest deines Lebens bewegungsunfähig zu machen.“
    Ich bin auch deine kostbare Tochter, weinte ihr Herz. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Königin nicht ihre Mutter war.
    Erregtes Raunen erhob sich hinter ihr. Das Volk wollte sehen, wie sie ihr die Achillessehnen kappten.
    Die Königin strich über den Pelzstreifen am Kragen ihrer Robe. „Wir haben Wachen ausgesandt, die dich am Ausgang des Endlosen in die Hölle in Empfang nehmen sollten. Hast du sie getötet?“
    „Nein. Das müssen die Dämonen gewesen sein. Auf mich hat niemand gewartet.“
    „Bah. Dämonen“, kommentierte Prinzessin Synda.
    Josephina suchte den Blick ihrer Schwester.
    Stumm blinzelte das Mädchen. Die reinste Unschuld. Keinerlei Reue.
    Synda war das Musterbild einer Fae, die weißen Locken in einen opulenten, weit ausladenden Kopfschmuck aus Kristallspeeren eingeflochten. Ihre strahlenden Augen waren mit scharf geschwungenem saphirblauem Lidschatten akzentuiert, und im Augenblick war kein Hauch des dämonischen Rots zu sehen, das zum Vorschein kam, wenn die Kreatur das Ruder übernahm. Auf Syndas Wangen schimmerte Rubinstaub, glitzernde Diamantsplitter schmückten ihren Mund.
    Immer wieder hatte sie Momente purer Liebenswürdigkeit, so wie jetzt, gefolgt von laaangen Perioden ausgenommener Garstigkeit. Sie befolgte keinerlei Regeln, nicht einmal ihre eigenen, und handelte, ohne jemals einen Gedanken an jemand oder etwas anderes zu verschwenden.
    Josephina war mehrere Hundert Jahre jünger, und zum Zeitpunkt ihrer Geburt hatte der Dämon bereits in Synda gehaust. Die Geschichten, die sie über die Vergangenheit der Prinzessin gehört hatte, waren für sie ein Schock gewesen. Scheinbar hatte es niemanden gegeben, der gütiger gewesen wäre, besorgter um das Wohl anderer, glücklicher.
    Wie sehr hatte Katastrophe Kane verändert?
    Du denkst schon wieder an ihn.
    Tiberius rammte das Zepter auf den Boden, sodass der ganze Saal erzitterte. „Du wirst dich auf diese Sitzung konzentrieren, Magd Josephina, oder ich werde an dir ein Exempel statuieren müssen.“
    „Vielleicht gefällt es ihr ja, wenn du sie bestrafst“, behauptete die Königin mit einem bösartigen Grinsen. „Vielleicht will sie dich deshalb in Versuchung bringen, ihr mehr zu geben.“
    Josephina erbebte. „Lasst mich … einfach gehen. Bitte.“
    Der König beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie. „War ich nicht immer gut zu dir? Habe ich dir nicht ein Zuhause gegeben?

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