Schwarzes Verlangen
ergaben. „Schickt. Mich. Zurück.“
Klotho sah auf und runzelte die Stirn. „Du ruinierst unser Kunstwerk, Krieger. Die Szenen, die du gestaltest, sind nicht so farbenfroh wie jene, die wir zu erschaffenwünschen.“
Die hatten seine Zukunft vorhergesagt, damit seine Taten die richtigen Farben für ihren Wandteppich hergaben? Unfassbar!
Brüllend hieb Kane mit seinem Dolch durch die nächstbesten Fäden. Trat vor, zerschnitt noch mehr. Alle drei Hexen keuchten entsetzt auf.
„Ihr werdet mich zu meiner Frau zurückschicken, oder eure Kehlen sind als Nächstes dran.“
„Das würdest du nicht wagen!“, japste die Mittlere.
„Wenn ihr meine Vergangenheit kennt und einen Blick in meine Zukunft geworfen habt, dann wisst ihr, dass ich noch viel Schlimmeres tun würde.“ Entschlossen marschierte er auf sie zu.
In der einen Sekunde wurde Josephina von Kane mitgezogen, in der nächsten stand sie völlig allein mitten auf dem dicht bevölkerten Gehweg. Geschockt geriet sie ins Stolpern, doch schnell richtete sie sich wieder auf und blieb stehen. Wohin war er nur verschwunden?
Sie drehte sich im Kreis und suchte die Umgebung mit Blicken ab, während sie versuchte, nicht in Panik zu geraten. Menschen über Menschen, so viele Leute, jeder mit seiner eigenen Mission, in alle Richtungen unterwegs. Hier ein Gebäude, da ein Gebäude. Vögel auf dem Pflaster, die im Müll herumpickten.
„Kane“, rief sie.
Die Frau neben ihr zuckte zurück, als sei sie verrückt.
„Kane“, schrie sie noch einmal. Es kam keine Antwort.
Hatte er … sie verlassen? Beschlossen, dass sie den Ärger nicht wert war?
„Irgendwer muss ihn weggebeamt haben“, erklang hinter ihr eine Stimme. „Wie perfekt. Wir haben nach dir gesucht, Weib.“
Mühsam unterdrückte sie einen Schrei, fuhr herum und stand dem Mann aus ihren Albträumen gegenüber. Dem gut aussehenden Rot, der fähig war, sich in das Monster zu verwandeln, das sie in sich aufgenommen hatte.
Erste Kampfregel, dachte sie und rief sich in Erinnerung, was Kane ihr beigebracht hatte. Verhalte dich lässig. „Kann mir nicht vorstellen, wieso. Ich will nämlich nichts mit euch zu tun haben.“
„Wir wollen Zeit mit dir verbringen.“
Zorn stieg brennend in ihr auf. „Ein gut gemeinter Rat: Überlegt’s euch noch mal. Ich beiße.“
Im nächsten Augenblick traten seine Brüder neben ihn, und alle drei starrten sie voll hingerissener Faszination an.
„Für dich würde ich jederzeit Bissspuren in Kauf nehmen“, antwortete Schwarz.
Die ganze Zeit über spazierten Menschen an ihr vorbei. Die Frauen hielten inne, um einen zweiten und dritten Blick auf die Krieger zu werfen, als wollten sie Nummern austauschen – bevor sie erkannten, dass mit diesen Männern nicht zu spaßen war, und eilig weiterstöckelten.
Josephina war nicht bereit, sich verängstigen zu lassen, und erklärte: „Ich weiß, worauf ihr wirklich aus seid, und meine Antwort lautet Nein. Meine Fähigkeit funktioniert nur, wenn ich es will.“
Rot schenkte ihr ein träges Lächeln. „Deine Zustimmung zu gewinnen wird kein Problem sein.“
Wenn er sie damit einschüchtern wollte, hatte er sein Ziel voll erreicht. Ein kälteres Lächeln hatte die Welt noch nicht gesehen, da war sie sich sicher.
Zweite Kampfregel. Scheu dich nicht, deine Waffen zu präsentieren. In manchen Fällen reicht die Angst allein, um deine Gegner zu vertreiben. „Ich werde um meineFreiheit kämpfen“, verkündete sie und war ziemlich stolz, dass ihre Stimme nicht zitterte. Sie zückte das Messer, das Kane ihr gegeben hatte. Wo steckte er bloß?
„Und verlieren“, entgegnete Rot nüchtern. „Aber keine Sorge. Wir werden sanft mit dir umgehen.“
Schwarz und Grün nickten.
Vor Grauen wären ihr beinahe die Knie eingeknickt.
Dann rückten sie vor.
Kane erschien an derselben Stelle, von der er verschwunden war. Nur dass Tink nicht mehr dort war. Hastig eilte er zu Sabins Wohnung, während er ununterbrochen die Umgebung scannte, nach irgendeiner Spur von ihr absuchte. Jede Sekunde war eine Qual. Als er sein Ziel erreicht hatte, platzte er brachial durch die Tür.
Lucien sprang von der Couch auf und runzelte die Stirn. „Wo ist das Mädchen?“
„Ich weiß es nicht.“ Kane versuchte, ruhig durchzuatmen, und fuhr sich verzweifelt mit einer Hand durchs Haar. „Ich muss sie finden.“
Umbringen würde die Regenbogenbande sie nicht, so viel wusste er, aber möglicherweise würde sie sterben wollen, wenn sie mit ihr fertig
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