Schwarzes Verlangen
Dinge zwischen ihnen ins Reine zu bringen, doch bisher hatte sie ihm keine Chance gegeben. Er hatte nach ihr gerufen; durch eine Tür, die sie irgendwie zwischen ihren Gedanken geöffnet hatten, war seine Stimme zu ihr durchgedrungen – Ich brauche dich. Und obwohl ihr Herz in einen wilden, aufgeregten Rhythmus verfallen war, hatte sie den Drang, ihm zu antworten, ignoriert. Zumindest für eine kleine Weile.
Es war einfach … Sie hatte nicht gewollt, dass er sie so sah. Besiegt. Nicht schon wieder. Anders als das Volk der Fae schätzte er Stärke an einer Frau. Deshalb hatte sie sich als seiner würdig erwiesen und sich selbst befreien wollen, um ihn zu überraschen.
Dann wäre sie aufgetaucht und hätte gerufen: Tada! Hier bin ich. Sieh nur, was ich ganz allein hingekriegt hab. Bin ich nicht spektakulär?
Nie wieder wäre er auf den Gedanken gekommen, eine andere Frau zu küssen, nur um sie zu beschützen.
Doch so, wie die Dinge im Moment liefen, würde Josephina möglicherweise nie freikommen.
Also musste sie ein paar Entscheidungen treffen. Entweder sie glaubte, dassKane sie immer wollen würde, was auch geschah, oder sie musste ihn loslassen. Entweder sie vergab ihm vorbehaltlos und blieb bei ihm, oder sie klammerte sich an ihre Verletztheit und Verbitterung und blieb allein. Beides konnte sie nicht haben. Wenn sie ihm nicht vertrauen konnte, wenn sie ihm nicht vergeben konnte und trotzdem bei ihm blieb, würde sie es weiterhin an ihm auslassen. Und sie wusste sehr gut, was eine solche Behandlung mit einem anstellen konnte.
„Kane“, sagte sie.
Niedergeschlagen wandte er den Blick ab. „Ja, Tink.“
Er glaubt, ich will ihn zurückweisen, begriff sie. „Projizier dich zu mir.“
Sofort wusste er, was sie meinte, und in der nächsten Sekunde stand er vor ihr und sah sie hoffnungsvoll an.
Ihr schnürte sich die Brust zu, als sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihn festhielt. „Ich bin wirklich froh, dass du mich gerufen hast.“
Er barg das Gesicht an ihrem Hals. „Wirklich?“
„Wirklich.“ Schon wieder kamen ihr die Tränen, doch diesmal war es die Freude, die aus ihr sprach. „Kann ich dich was fragen?“
„Alles. Jederzeit. Immer.“ Er richtete sich auf und wischte ihr mit den Daumen sachte die Tränen weg.
Sie schluckte, seine Zärtlichkeit war fast zu viel, um sie zu ertragen. „Hättest du dich vor allen anderen Frauen für mich entschieden? Wenn du nicht gezwungen gewesen wärst, mich zu heiraten, meine ich.“
„Hätte ich. Und ich tue es noch immer. Und niemand hat mich gezwungen, Tinkerbell. Ich wollte dich, und ich hätte so oder so einen Weg gefunden, dich zu kriegen. Dein Vater hat es mir nur wesentlich leichter gemacht.“
Sie merkte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Also … findest du, ich bin was Besonderes?“
„Die Besonderste überhaupt.“
Ein Lachen perlte aus ihr heraus. „Ich weiß, dass es währenddessen nicht unbedingt danach ausgesehen hat, aber ich hätte mich auch vor allen anderen Männern für dich entschieden.“
„Selbst vor Torin und Paris?“
„Vor allem vor Torin und Paris. Du bist ohne jeden Zweifel der heißeste Mann, der je erschaffen wurde. Ich wollte nur nicht, dass du das bereust, was wir miteinander gemacht haben.“
„Meine Zeit mit dir werde ich niemals bereuen.“ Er küsste sie, eine zarte Begegnung ihrer Lippen, bei der es mehr um Wohlbehagen als um Leidenschaft ging. Aber, oh, die Leidenschaft war ebenfalls zu spüren. War immer zu spüren. „Was du gesagt hast … Danke, Tink. Ich war immer der Krieger, der zurückgelassen wurde. Meine Freunde wollten den Ärger nicht riskieren, den Katastrophe verursachen würde, und ich konnte es ihnen nicht mal verübeln. Es ist schön, gewollt zu werden.“
Er versteht meinen Schmerz, wurde ihr klar. Ihre Umstände mochten sich unterscheiden, doch das Ergebnis war dasselbe gewesen: ein tief sitzendes Gefühl der Zurückweisung. Vermutlich hatte er sich an jedem Tag seines langen Lebens nach Akzeptanz gesehnt. Wahrscheinlich hatte er davon geträumt, seinen Freunden zu helfen, nur um wieder und wieder am Boden zerstört zu sein, wenn sie seine überwältigenden Kampffähigkeiten übersahen.
„Es gibt niemanden, den ich lieber für mich kämpfen ließe“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
Er schenkte ihr einen weiteren Kuss. „Du bist ein Schatz. Ich hoffe, das weißt du.“
Strahlend blickte sie zu ihm auf. Ein Kompliment, das sie sich nicht selbst
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