Schwarzes Verlangen
aus dem Nichts erschienen eine dicht behängte Kleiderstange sowie ein Schminktisch, auf dem sich das Make-up nur so türmte. „Tada! Lasset das Umstyling beginnen.“
„Nicht schlecht“, rief Tink und klatschte begeistert mit den Händen.
Gilly, Williams minderjähriger Schützling, beugte sich mit ernster Miene zu Tink hinüber. „Wie ich hörte, hast du einige Zeit mit William verbracht. Ist dir zufällig aufgefallen, mit welcher Art von Frauen er … du weißt schon?“
„Meine armen Ohren“, protestierte Anya. „Die müssen nun wirklich nichts darüber hören, wie William du weißt schon was treibt.“
„Ihr seid echt einfach nur seltsam“, stellte Scarlet fest. „Ich sollte euch alle im Schlaf umbringen. Dann könnte ich endlich aufhören, mir Sorgen um irgendwelche vermissten Freunde zu machen – weil ich nämlich keine hätte. Das wär ’ne absolute Win-Win-Situation.“ Sie war die Hüterin der Albträume , Ehefrau von Gideon, und es gab niemanden, der angsteinflößender war als sie. Die meisten Leute flüchteten bei der ersten Gelegenheit Hals über Kopf vor ihr.
Doch nicht so Tink. Stattdessen tätschelte sie ihr den Kopf. „Komm nicht mal in die Nähe von Kane, sonst muss ich dir wehtun.“
„Was ist mit William?“, schaltete Gilly sich wieder ein.
„Den kann sie von mir aus angehen, wenn sie will“, erklärte Tink mit einem Nicken.
„Nein.“ Gilly knetete den Stoff ihres T-Shirts. „Mit seinen Frauen.“
„Darf ich jetzt auf mein Zimmer gehen?“, unterbrach Legion, Aerons Adoptivtochter. Sie war blass und wirkte in sich gekehrt, und Kane hasste den Grund dafür. Genau wie er hatte sie eine Weile in der Hölle verbracht.
Vor ein paar Stunden war er zu ihrem Zimmer gegangen, um mit ihr zu reden. Auf sein Klopfen hatte sie nicht reagiert, also war er hineingegangen, um ihr eine Notiz zu hinterlassen. Er hatte sie zusammengekauert in der hintersten Ecke vorgefunden, die Knie an die Brust gezogen, während sie Bilder in die Wand ritzte. Bilder von Galen, einst Befehlshaber der Jäger, jetzt unter Siennas Kontrolle.
Galen, der das Mädchen einst hatte versklaven wollen.
„Legion“, hatte er sie angesprochen, und sie hatte sich versteift. Sie besaß den Körper eines Pornostars, doch in jenem Moment hatte sie gewirkt wie ein Kind.
Stur hatte sie ihm weiterhin den Rücken zugewandt und gesagt: „Ich hasse diesen Namen. Darauf reagiere ich nicht mehr.“
„Wie soll ich dich denn lieber nennen?“ Sorgsam hatte er darauf geachtet, seinen Ton sanft zu halten.
„Egal wie, nur nicht so.“
„Okay, in Ordnung. Dann nenn ich dich Honey.“
„Mir egal. Ich will nur meine Ruhe haben.“
Es hatte ihm das Herz zerrissen. „Ich verschwinde sofort. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich schon an demselben Punkt war wie du jetzt, dass ich das Gleiche durchgemacht habe wie du. Und wenn du je mit jemandem darüber reden willst, der es versteht, dann komm zu mir. Besser macht es das nicht, aber … es hilft.“
Jetzt, in der Gegenwart, legte Olivia, Aerons Frau, ihr den Arm um die Schultern. „Bleib noch ein bisschen bei uns. Bitte.“
Legion – Honey – zuckte unter der Berührung zusammen, nickte aber zögernd.
„Also …“ Reihum blickte Tink in die erwartungsvollen Gesichter, und in ihren strahlend blauen Augen leuchtete ehrfürchtiges Erstaunen auf, als könnte sie es kaum fassen, dass sie mit ihr redeten – und sie tatsächlich mochten. Sie war auf so vielerlei Art so weise, und doch in mancher Hinsicht so unschuldig. „Gehen wir das eins nach dem anderen an. Zuerst mal: Der Palast der Fae ist riesig und luxuriös und voll mit Reichtümern, aber die Insassen sind ziemlich ätzend.“
Gwen und Kaia lächelten und nickten.
„Ich glaube, ich sehe eine Schatzsuche in unserer näheren Zukunft“, meinte Kaia.
„Ganz deiner Meinung“, antwortete Gwen.
„Zweitens“, fuhr Tink fort, „werde ich kein einziges Detail über das preisgeben, was zwischen Kane und mir im Schlafzimmer passiert. Außer, dass es unglaublich ist. Ich bin wahrscheinlich die zufriedenste Frau in dieser Festung, wenn nicht auf der ganzen Welt.“
„Auf keinen Fall. Das bin ich!“, widersprach Anya.
„Nein, ich!“, behauptete Kaia.
„Drittens: Ein Umstyling wäre toll. Danke. Viertens: William … ja. Er hat Zeit mit einer schönen, aber sehr grausamen blonden Frau verbracht. Mit der Königin, die quasi irgendwie meine Stiefmutter ist. Tut mir leid.“
Gilly nickte, und das Funkeln
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