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Schwarzes Verlies (German Edition)

Schwarzes Verlies (German Edition)

Titel: Schwarzes Verlies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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was er wusste, war: Wenn er jetzt an sie dachte, wollte er sie nicht mehr umbringen. Irgendwann würde er ihrer überdrüssig werden, und auf diesen Tag freute er sich schon heute. Aber bis dahin war dies seine einzige Chance auf Erleichterung.
    Der König fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Von welcher sie sprichst du?“
    „Nike. Griechische Göttin der Stärke.“ Penibel achtete er darauf, dass aus seiner Stimme nicht das kleinste bisschen Zuneigung herauszuhören war.
    Die Augen des Königs weiteten sich. „Diejenige, die …“ Er ließ den Blick zu Atlas’ Brust wandern, wo Stoff das Tattoo verdeckte.
    „Ja. Genau die.“ Hör meinen Zorn, nur meinen Zorn. Bloß dass das, was sie mit ihm gemacht hatte, ihn nicht länger erzürnte. Der Schriftzug war jetzt ein Teil von ihm, genau wie der auf ihrem Rücken ein Teil von ihr war.
    „Interessant.“ Cronus lehnte sich in seinem Thron zurück, der Inbegriff des nachdenklichen Souveräns. „Denkst du nicht, dass sie im Tartarus genug leidet?“
    Zeit für die zweite Lüge. „Nein, das denke ich nicht.“ In Wahrheit musste die Göttin unglaublich leiden, so niedergeschmettert, wie sie bei ihrer letzten Unterhaltung gewirkt hatte. Und das gefiel ihm nicht.
    „Und was wirst du tun, um ihr Leid zu vergrößern?“
    „So sehr, wie sie mich hasst …“, begehrt , fügte er in Gedanken hinzu, damit Cronus nicht erkannte, welches Unbehagen ihn bei dem Gedanken erfasste, sie könnte ihn hassen, „… wird sie es besonders unerträglich finden, mein Haus zu säubern, meine Mahlzeiten zuzubereiten und mein Bett zu wärmen.“
    Lächelnd blickte der Götterkönig zu dem geisterhaften Mädchen hoch. „Dasselbe, was du gern mit deinem Paris anstellen würdest, hm, meine Sienna? Ihn zu deinem Sklaven machen.“
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht im Geringsten. Und sie antwortete nicht.
    Welcher Paris, fragte sich Atlas und zuckte dann mit den Schultern. Das interessierte ihn nicht. Im Moment war Nike das Einzige, was ihn beschäftigte.
    „Mein König?“, brachte Atlas seine Frage in Erinnerung. „Ich brauche nur Eure Erlaubnis, um mit Nikes Folter zu beginnen. Meine Entschlossenheit sucht ihresgleichen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein.“
    Cronus wandte sich wieder ihm zu, sein Lächeln war nun wie weggewischt. Eine Minute verstrich unter Schweigen, dann eine zweite. Schließlich seufzte der Götterkönig. „Ich fürchte, ich muss bei meiner Antwort bleiben: Nein. Zwar gefällt mir der Gedanke, Nikes Qualen unter deiner Hand zu verstärken, doch ich bin nicht bereit, das Risiko einzugehen und ihr die Halsfessel abnehmen zu lassen. Selbst wenn es nur für die paar Sekunden ist, die es dauert, sie zu teleportieren. Sie ist die personifizierte Stärke, und sollte sie entkommen und ihre Brüder und Schwestern befreien, würde ein neuer himmlischer Krieg ausbrechen. Ich kann meine Aufmerksamkeit nicht auch noch darauf richten. Ich stelle ohnehin fest, dass ich einen Großteil meiner Zeit damit verbringe, die Herren der Unterwelt zu überwachen.“
    Die Herren der Unterwelt. Soso. Atlas hatte nie mit ihnen zu tun gehabt. Es hatte sich dabei zwar um seine Feinde gehandelt, aber Atlas war schon lange ein Gefangener gewesen, bevor Zeus sie geschaffen hatte.
    Doch er hatte Geschichten gehört und wusste, dass sie grausam waren … brutal.
    „Mein König. Wenn Ihr mir nur …“
    „Du hast meine Antwort gehört. Ich verstehe nicht, warum du immer noch hier bist.“
    Nun spürte Atlas selbst Niedergeschlagenheit – und Wut – in sich wachsen. Am liebsten wäre er auf die Empore marschiert, hätte den König an der Kehle gepackt und geschüttelt. Wie konnte es jemand wagen, seine Bitte abzulehnen? Wie konnten seine Wünsche so achtlos beiseitegefegt werden? Stattdessen sagte er: „Wie Ihr wünscht, mein König. Ich danke Euch für Eure Zeit“, und wandte sich um. Jede andere Reaktion hätte eine Strafe nach sich gezogen.
    Er marschierte aus dem Thronsaal, entschlossener denn je. Schon jetzt war die Entscheidung getroffen: Nichts würde ihn davon abhalten, Nike für sich zu beanspruchen, zur Hölle mit der Entscheidung des Königs! Er würde diese Frau besitzen, genau wie er es wollte.

7. KAPITEL
    „Komm mit.“
    Nikes Herz begann zu rasen, als sie die tiefe Stimme hörte. Zögernd drehte sie sich auf ihrer Pritsche um. Und natürlich kribbelte ihre Haut, als ihr Blick auf Atlas fiel. Umwerfend wie immer stand er vor den Gitterstäben – die jetzt

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