- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Terroristen zu niedrig ein, Herr Westphal?«
Die Antwort fiel eher kühl aus. »Der mutmaßliche Terrorist und die Einstufung seines Gefahrenpotenzials sind Sache meiner Behörde, nicht Ihrer Zuschauer.«
»Und wie lautet Ihre Einstufung?«
»Das Terrorbarometer steht auf Rot.«
»Meine Frage ist, wie stufen Sie persönlich den Te… Wie stufen Sie Meph ein?«
»Das kann ich leider nicht beantworten.«
»Soeben sprachen Sie von einem Risikoindex. Was muss ich mir darunter vorstellen? Wie hoch ist dieser Index für Meph?« In Giannas Stimme schwang eine Winzigkeit Ungeduld mit.
»Tut mir leid.«
»Dann verraten Sie unseren Zuschauern wenigstens, wie hoch dieser Index für Ephraim ist.«
Anstelle einer Antwort trank Westphal einen Schluck Wasser.
Gianna wurde hörbar ungehalten. »Herr Westphal, der mutmaßliche Terrorist Meph behauptet, Sie wüssten die Wahrheit über den Anschlag vom 16. Oktober und würden sie uns vorenthalten. Was sagen Sie dazu?«
»Ich bin froh, dass Sie diese Gerüchte ansprechen, Frau Messina. Was ich in den vergangenen Tagen erleben musste, ist eine netzbasierte Hetzkampagne gegen meine Person, von der kein Wort wahr ist. Ich schwöre Ihnen und jedem, der mir in diesem Moment zusieht: Bei der Untersuchung des Anschlags vom 16. Oktober habe ich nicht gelogen und nichts vertuscht.«
Die Lautsprecher übertrugen das Raunen der Zuschauer im anderen Studio.
»Wie ist es, wenn einem Volksverrat vorgeworfen wird – wie fühlen Sie sich dabei?«, wollte Gianna wissen. Westphals Geständnis schien sie ein wenig beschwichtigt zu haben.
»Die Vorwürfe haben mich natürlich tief getroffen. Aber ich lasse mich nicht beirren. Wenn Verleumdungen und Gerüchte der Preis sind, den ich zahlen muss, um die Sicherheit dieses Landes aufrecht zu halten, dann zahle ich ihn gern.« Dafür erhielt Westphal Applaus.
Gianna nutzte die Gelegenheit, um eine Werbepause anzukündigen. »In wenigen Minuten können Sie direkt im Studio anrufen und Minister Westphal die Fragen stellen, die Ihnen unter den Nägeln brennen. Bleiben Sie dran!«
Stephans spähte zwischen den Kulissen hindurch. Sobald der erste Assistent die Bühne betrat, ging der Kommissar ebenfalls hinüber. Ein Mann mit Kopfhörer wollte ihn aufhalten, aber Stephans musste nur mit dem Sesam-öffne-dich an seinem Jackett wedeln, um ihn zu verscheuchen.
Oben redete Gianna auf Westphal ein. »Joseph, ich dachte, Sie wissen, wie das läuft. Eine Hand wäscht die andere. Warum geben Sie mir stattdessen eine Backpfeife nach der anderen?«
»Weil Sie sich nicht an die abgesprochenen Fragen halten«, entgegnete Westphal.
»Ich bitte Sie. Sie haben gute Publicity nötig. Ich verschaffe sie Ihnen gerne, aber im Gegenzug müssen Sie mir schon etwas Exklusives geben. Einen Kommentar zum Stand der Ermittlungen, oder wenigstens …« Sie bemerkte Stephans und hielt inne. »Wer sind denn Sie?« Aus der Nähe war sie eindeutig zu dünn, um attraktiv zu sein.
»Was wollen Sie?«, schnarrte Westphal.
»Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte Stephans. »Dringend.«
»Wie Sie sehen, bin ich beschäftigt.«
Aus dem Augenwinkel sah Stephans Littek herbeieilen, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wollte er nicht übers Wetter plaudern. »Die Dateien, Herr Minister«, sagte er. »Sie haben mich angelogen.«
Westphal sah ihn verwundert an. Dann war Littek heran und packte den Kommissar am Arm. »Verschwinden Sie auf der Stelle, oder ich lasse Sie rauswerfen!«
Gianna hörte gebannt zu. Littek zerrte an Stephans herum, und von beiden Seiten näherten sich die Sicherheitsleute des IKM. Nur Westphal saß ruhig im Auge des Sturms.
»Gut, reden wir.«
»Was?«, rief Littek. »Sie können doch nicht …«
Ein Blick von Westphal brachte ihn zum Verstummen. »Bitte lassen Sie uns alle einen Moment allein. Frau Messina, ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mir Ihre Bühne ausborge. Herr Littek hier wird Ihnen dabei helfen, sicherzustellen, dass alle Mikrofone ausgeschaltet sind.«
»Natürlich. Sie haben eine Minute.« Gianna maß den Kommissar mit einem Blick, gegen den der von Littek wie eine Streicheleinheit aussah, und verschwand.
Als sie unter sich waren, deutete Westphal auf Giannas verwaisten Ledersessel. »Sie haben sie gehört. Beeilen Sie sich.«
Stephans ließ sich auf der Sitzkante nieder. »Sie haben mir nicht den vollen Zugriff auf die Ephraim-Dateien gegeben.«
»Doch.«
»Wenn das so ist, dann hat jemand absichtlich Teile davon
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