- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
sich ausgeben?«, fragte er, während er Stephans Blick suchte und fragend die Augenbrauen hochzog. Dieser nickte und zog gleichzeitig die Schultern hoch: Ja, es klang wie Mephs Stimme, aber er war sich nicht sicher.
»Trennen Sie die Verbindung nicht«, erwiderte der Sprecher hastig. »Sie wollen doch nicht die Gelegenheit vertun, mit mir zu sprechen.« Seine Stimme vibrierte wie ein straff gespanntes Kabel, aber sie brach nicht. Wenn Stephans noch einen Beweis dafür benötigt hatte, dass es wirklich Meph war, dann erhielt er ihn durch diese rätselhafte Unbeugsamkeit. Er sah ihn wieder vor sich sitzen, zitternd vor Angst, aber mit dieser Leck-mich-Haltung, die ihm selbst der Beschuss mit der Raygun nicht hatte austreiben können.
Westphal hielt sein Siemens in die Kamera. »Laut Ihrer Kennung sind Sie nicht Martin Effenberger, sondern Peter Müller aus München.«
»Betätigen Sie Ihren Fingersensor und Sie werden sehen, dass Sie niemals alle Informationen kontrollieren können!«
Westphal drückte auf den Sensor. Mit gerunzelter Stirn sagte er: »Und was …«
»Vergessen Sie’s. Ich habe nicht viel Zeit, also komme ich gleich zur Sache.«
Stephans spürte ein Ziehen in der Magengrube, aber bevor er darüber nachdenken konnte, fing er einen weiteren Blick des Ministers auf. Er hob beide Daumen und formte Mephs Namen mit den Lippen.
Westphal legte sein Pad zur Seite und nickte in die Kamera. »Gut, lassen Sie uns so tun, als seien Sie Meph.« Neben ihm biss sich Gianna in den Handballen, um nicht vor Glück aufzuschreien. Littek sprach so energisch in sein Pad, als befehlige er die gesamte Münchner Polizei zur Wohnung von Peter Müller. Vermutlich tat er genau das.
»Na, also. Folgendes habe ich zu …«
Doch falls Meph geglaubt hatte, mit Westphal leichtes Spiel zu haben, hatte er sich getäuscht. »Herr Effenberger, Sie sind verschiedener Straftaten verdächtig und werden polizeilich gesucht. Wenn Sie wirklich sind, wer Sie behaupten, dann fordere ich Sie hiermit auf, sich zu stellen.«
»Mich stellen? Sie haben wohl meine Greatest Hits nicht gesehen. Halten Sie mich für blöd genug, dass ich freiwillig in Ihre Folterkammer zurückkehre?«
»Was man Ihnen angetan hat, bedauere ich. Ich habe aus dem Vorfall personelle Konsequenzen gezogen und versichere Ihnen, dass sich ein solches Missverständnis nicht wiederholen wird.«
»Missverständnis? Hören Sie eigentlich, was Sie da sagen, Sie arroganter Wichser? Sie haben keine Ahnung, was man mir angetan hat! Ihretwegen ist mein Leben …«
»Ihr Leben ist nichts gegen die Leben aller!«, fuhr Westphal auf. »Sie, ich, wir alle sind nur Bytes auf einem Redundanzspeicher. Ein Byte fällt aus, ein anderes springt ein, damit die Daten erhalten bleiben. Ihr Fall ist bedauerlich, aber in Hinblick auf die Sicherheit aller ein vernachlässigbares Opfer.« Auch der Minister sprach laut und erregt. Stephans fragte sich, ob er Meph damit aus der Reserve locken wollte oder ob es dem Gefährder gelungen war, zum echten Westphal durchzudringen.
»Ein vernachlässigbares Opfer, ja? Das hat man in Deutschland früher schon behauptet. Warum stellst du dich nicht selbst vor eine Mikrowellenpistole? Glaub mir, Kruppstahl, unser aller Sicherheit wird dir plötzlich scheißegal sein.«
»Ich weigere mich, dieses Gespräch weiterzuführen. Fakt ist, dass Sie gegen geltende Antiterrorgesetze verstoßen haben und sich dafür verantworten müssen. Machen Sie Ihre Situation nicht noch schlimmer.«
»Ich habe nur gegen Gesetze verstoßen, die du gemacht hast. Gegen das Schwarzspeichergesetz und all die Überwachungspakete, mit denen du Angst und Schrecken schürst, um deine Macht zu erhalten.«
»Diese Verschwörungstheorie ist nun wirklich ein alter Hut. Ich hatte mehr von Ihnen erwartet. Sie haben noch keinen einzigen Beweis für Ihre wüsten Anschuldigungen geliefert, und ich habe auch nicht den Eindruck, dass Sie das noch tun werden.«
»Es wird nicht mehr lange dauern.« Meph schien noch mehr sagen zu wollen, aber er überlegte es sich anders, oder jemand hielt ihn zurück. Wieder kribbelte es in Stephans‘ Bauch. Irgendetwas stimmte nicht. Er übersah etwas, und es war wichtig.
»Hallo?«, fragte Gianna nach. »Meph, sind Sie noch da?«
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Er sprach jetzt so schnell, dass die Worte kaum zu verstehen waren. »Ich habe nicht viel Zeit, also hören Sie gut zu. Westphal, ich weiß von deinem Geheimnis. Du kennst die Wahrheit über Ephraim. Bald kenne ich sie
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