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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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abzuwarten.
    Auf der Bühne gelang es Gianna, Westphals Beifall zu beenden. Beim letzten Mal war es ihr nicht so leicht gefallen, erinnerte sich Stephans – ein Anzeichen dafür, dass Meph an Westphals Image kratzte. Der Minister saß ungerührt da, aber Stephans war sicher, dass ihm das kleine Misstrauensvotum nicht entgangen war.
    Der Kommissar hob sein Pad und richtete es auf seine Umgebung. Rote Linien in der Projektion zeigten ihm an, wo die aktuellen Aufnahmewinkel der TV-Kameras verliefen. Stephans legte sich einen Weg zurecht, der ihn um die Linien herumführte, und setzte sich in Bewegung.
    Dreißig oder vierzig Menschen hielten sich außerhalb des Aufnahmebereichs auf. Ein gutes Dutzend davon trug den IKM-Ausweis an der Brust. Auch Littek war hier; Stephans erkannte ihn an der Leuchtkraft seines Padprojektors. Litteks Modell war brandneu und auf dem freien Markt noch gar nicht erhältlich. Weil er keinen Wert darauf legte, mit dem Staatssekretär zu reden, nahm er Kurs auf einen Lautsprecherturm. Kurz bevor er dahinter abtauchen konnte, bemerkte Littek ihn. Stephans änderte die Richtung und strebte lächelnd auf ihn zu, als habe er das von Anfang an vorgehabt.
    Littek ignorierte seine ausgestreckte Hand. »Was tun Sie hier?«
    Hinter ihm drehte sich ein Kameramann um und legte warnend den Finger an die Lippen. Stephans ahmte die Geste nach und wisperte: »Wir sind auf Sendung.«
    Es war ein kurzer Triumph. Littek sprach im Flüsterton weiter, aber seine Miene verdunkelte sich zunehmend. Falls er noch nicht vollends verärgert gewesen war, hatte sich das Thema nun erledigt. »Ich habe noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen. Glauben Sie, ich wüsste nicht, was Sie mit Ihrem Manöver bezwecken?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.«
    Litteks Mundwinkel zuckten verächtlich. »Sie halten sich wohl für besonders schlau. Erst bringen Sie Westphal dazu, Ihnen den Zugriff auf die Ephraim-Dateien zu geben, obwohl ich ihm ausdrücklich davon abgeraten habe, und dann spielen Sie noch den Ahnungslosen. Aber mich wickeln Sie nicht ein. Ich weiß, was passieren wird, wenn Sie ungehindert weitermachen – im Gegensatz zu Ihnen.«
    »Das sehe ich anders. Ich habe einen Fall zu lösen. Dafür brauche ich alle verfügbaren Informationen, auch die Ephraim-Dateien.«
    »Es ist nicht Ihre Entscheidung, welche Informationen Sie benötigen. Die Ephraim-Dateien gehören jedenfalls nicht dazu.«
    »Das sehe ich anders, und Herr Westphal ebenso«, entgegnete Stephans scharf. Diesmal war er es, der sich vom Kameramann eine Ermahnung einhandelte.
    »Lassen Sie den Minister aus dem Spiel!«, gebot Littek leise. »Das ist für ihn eine sehr schwierige Zeit. Der Druck auf ihn ist extrem hoch. Aber verlassen Sie sich darauf, in jeder anderen Situation wäre er mit mir einer Meinung. Er und ich wissen, in welche Gefahr Sie uns bringen werden.«
    »Und welche Gefahr sollte das sein?«
    »Tut mir leid, Geheimhaltung.« Littek zog zwei Finger wie einen Reißverschluss über die Lippen.
    Stephans verdrehte die Augen. »Wie praktisch. Wissen Sie, allmählich bekomme ich den Eindruck, Sie haben Angst davor, dass ich Effenberger tatsächlich aufspüren werde. Ich habe Ihnen schon einmal die Schau gestohlen, und diesmal werfen Sie mir vorsorglich Knüppel zwischen die Beine. Brauchen Sie den Erfolg, um Ihre Karriere voranzubringen, oder ertragen Sie es einfach nicht, wenn jemand anders besser ist als Sie?«
    Litteks Gesicht verdunkelte sich, bis es die Farbe einer überreifen Tomate hatte. Doch entgegen Stephans Hoffnung ließ er sich nicht zu einer unbedachten Äußerung hinreißen. »Provozieren Sie mich nur, so viel Sie wollen. Sie sind ein Kind, das mit Streichhölzern spielt. Aber ich werde nicht tatenlos zusehen, wie Sie das ganze Haus anzünden.«
    »Was wollen Sie tun, mich feuern lassen? Meiner Familie Gewalt androhen?«
    »Ich dachte darüber nach, Ihnen die Tilgung Ihrer Schulden anzubieten.«
    Der Kommissar war so verblüfft, dass er nur ein lahmes »Ach, ja?« zustande brachte.
    »Ja, aber es erschien mir aussichtslos. Sie sind keiner, der sich kaufen lässt. Zumindest nicht von mir.«
    »Wenn es so wäre, hätten Sie sich das selbst zuzuschreiben.«
    Littek zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag: Ich bin bereit, mich in aller Form für mein Verhalten Ihnen gegenüber zu entschuldigen. Alle werden sehen, was für ein gemeiner Mensch ich bin. Ich weiß, dass Sie das wollen,

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