- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
gelöscht.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Haben Sie die Dateien in letzter Zeit angeschaut? Es sind zu wenige, und fast alle wurden nach dem Anschlag erstellt. Eine einzige Datei ist älteren Datums, aber bei ihr sind Autor und Herkunft unbekannt.«
»Die Dateien sind vollständig.«
»Das ist unmöglich. Wenn das alles wäre, was wir über unseren Staatsfeind Nummer Eins wüssten, dann … Das wäre undenkbar.«
Westphals Blick war durchdringender als eine Batterie von Cyberscannern. So wie der alte Fuchs dasaß, in seiner steifen Art, als würde Deutschland zusammenbrechen, wenn er sich nur ein einziges Mal zurücklehnte, wirkte er wie ein preußischer Kaiser.
»Ich werde es Ihnen erklären, Stephans, aber nicht hier. Kommen Sie morgen früh in mein Büro.«
»Vielleicht ist es dann zu spät. Ich glaube, dass Littek …« Stephans brach ab, als Gianna mit klackernden Absätzen und schlechter Laune zurückkehrte.
»Morgen früh«, beharrte Westphal. »Und passen Sie auf, dass Ihre Fantasie nicht mit Ihnen durchgeht.«
Stephans stürzte von der Bühne. Er kam an Littek vorbei, der ihn mit dem Blick verfolgte. Stephans sah weg.
Die Sendung ging weiter. Strahlend moderierte Gianna einen kurzen Film über den Fall Meph an, doch kaum lief der Einspieler, gefror ihr Lächeln.
»Ich hoffe, Sie zeigen nicht diesen unsäglichen Videoclip, in dem Effenberger widerrechtlich der Strahlung einer Mikrowellenpistole ausgesetzt wird«, sagte Westphal ruhig. »Die Ausstrahlung ist mittlerweile verboten. Aber das wissen Sie sicherlich.«
Giannas Augen weiteten sich, und sie zischte hektisch in ihr Mikrofon. Die Regie reagierte schnell, aber nicht schnell genug. Eine halbe Sekunde lang zuckte Meph auf dem Beton des schalldichten Kellers umher. Dann wechselte das Bild abrupt und wurde von einer Weitwinkelansicht der Bühne abgelöst. Es dauerte eine gute Sekunde, bis Gianna ihr Lächeln wieder angeknipst hatte. »Verehrte Zuschauer, hier sind wir mit, äh … Es ist nun Zeit für ein paar Anrufe von unseren Zuschauern. Bitte, wer ist in der Leitung?«
Stephans beobachtete das Chaos in der Regiekabine, und seine Stimmung stieg beträchtlich. Endlich drang eine großmütterliche Stimme durch das Studio. »Hallo? Guten Abend, Herr Westphal. Sehen Sie, mein Sohn ist Jäger, und wenn er diesen Teufel erschießt, werden Sie ihm das Verdienstkreuz dann persönlich überreichen?«
»Alle Leitungen sind belegt. Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld.«
»Verflucht, verflucht, verflucht!« Beinahe hätte Meph das eGalaxy auf den Tisch geknallt. Es war sein vierzigster oder fünfzigster Versuch, aber er kam einfach nicht durch.
»Versuch’s nochmal«, meinte Rebekka.
»Es hat keinen Sinn!«, fauchte er. Sie hatte gut reden, ihr Hals steckte schließlich nicht in der Schlinge.
Gleich darauf tat es ihm leid. Schweigend sah er zu, wie ihm ein Schweißtropfen von der Hand auf die Hose tropfte. Im Fernsehen denunzierte ein Anrufer seinen Nachbarn.
Rebekka berührte seine Schulter. »Gib nicht auf, Meph.«
Er wischte sich die Handflächen ab, meldete sich vom Netz ab und wieder an und gab die Nummer ein. Einen Augenblick später flatterte das Senderlogo über seinen Projektor und eine automatisch generierte Stimme sagte: »Herzlich willkommen bei Gianna und Gäste . Dieses Gespräch wird aufgezeichnet. Bitte legen Sie nicht auf, während Ihre Kennung verifiziert wird.«
»Und?«, fragte Rebekka.
»Ich bin drin! Los, den Timer.«
Rebekka brauchte einen Moment, bis sie auf ihrem Pad die Stoppuhr gestartet hatte. »Mach dir keine Sorgen. Es sind nicht mehr als fünfzehn Sekunden vergangen.« Sie gab sich gelassen, doch Meph sah ihre Hände zittern. »Wie lange ist die Verbindung sicher?«
»Vier Minuten plus X. Es hängt davon ab, wie schnell …«
In diesem Moment meldete sich die Automatenstimme zurück. »Herr Müller, Sie werden jetzt ins Studio durchgestellt.«
»Ton aus!«, zischte Meph mit abgedecktem Mikrofon. Hastig schaltete Rebekka den großen Projektor stumm.
»Guten Abend. Wer ist am Apparat?«, flötete Gianna aus dem Lautsprecher des eGalaxy.
»Mein Name ist Meph.«
Eine Explosion im Studio hätte weniger Verwirrung gestiftet als dieser Name. Drei Dutzend Menschen sogen gleichzeitig die Luft ein. Im Nachbarstudio stieß das Publikum ein paar Angstschreie aus, und einige Ritter-Agenten erblödeten sich nicht, ihre Waffen zu ziehen.
Westphal behielt die Fassung. »Woher weiß ich, dass Sie der sind, als der Sie
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