- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Sie wollen hören, was ich zu sagen habe, Herr Westphal? Dann hören Sie zu. Ja, ich glaube, Meph hat recht. Sie belügen Ihr Land.«
Westphal schüttelte den Kopf. »Ich belüge niemanden. Das habe ich nie getan.«
»Hören Sie auf mit den Spitzfindigkeiten. Ob Sie lügen oder Dinge verschweigen, macht keinen Unterschied. Sie haben mir den Zugriff auf sämtliche Ephraim-Dateien versprochen und Ihr Versprechen gebrochen. Nennen Sie mir einen Grund, warum ich Ihnen noch irgendetwas glauben sollte.«
Der Minister machte eine lange, nachdenkliche Pause. Dann beugte er sich herüber und stellte den Motor aus. Im Wagen wurde es still.
»Ich habe mein Versprechen nicht gebrochen«, sagte er. »Ihnen stehen alle existierenden Ephraim-Dateien zur Verfügung, Stephans. Es gibt keine anderen.«
Stephans sah ihn verblüfft an. »Wie bitte?«
»Sie glauben, Sie sähen nur die Spitze des Eisberg. In Wahrheit ist der Eisberg einfach nur verdammt klein. Abgesehen von dem, was Sie bereits kennen, haben wir keinerlei Informationen über Ephraim. Wir wissen nicht, wer er ist, warum er bombt oder wo er sich derzeit aufhalten könnte. Wir können nicht einmal ausschließen, dass es Effenberger ist.«
»Aber … Wie kann das sein?«
»Kurz vor dem Anschlag ging unser gesamtes Wissen über Ephraim verloren. Wir mussten wieder bei Null anfangen, und weil er seitdem nie wieder aufgetaucht ist, sind unsere Ergebnisse auf dem beklagenswerten Stand geblieben, den Sie kennen«, erklärte Westphal. Stephans hatte den flüchtigen Eindruck, dass er froh war, darüber sprechen zu können.
»Wie konnte das Wissen verloren gehen?«
»Erinnern Sie sich an den Hackerangriff, über den wir neulich sprachen? Bei dem die jungfräulichen Kennungen gestohlen wurden? Sie haben mit Ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen. Bevor die Hacker sich zurückzogen, haben sie sämtliche Dateien auf dem Server vernichtet, darunter viele geheimdienstliche Informationen. Auch alle Dateien über Ephraim waren darunter, alles, was wir je über ihn gewusst haben.«
»Das kaufe ich Ihnen nicht ab. Ich weiß, wie Datenspeicher funktionieren. Es muss Backups gegeben haben, Sicherheitskopien.«
»Leider nicht. Zu der Zeit wurde das gesamte Computersystem des Bundes von lokalem Speicherplatz auf Pods umgestellt. Aus Kostengründen wurde dieser Prozess von einem externen Unternehmen durchgeführt. Hinterher zeigte sich, dass dessen Fallback-Strategien für die Datensicherheit fehlerhaft waren. Soweit wir wissen, kam der Totalverlust der Daten durch eine Mischung aus technischem und menschlichem Versagen zustande.«
»Soweit Sie wissen?«
»Es gibt die theoretische Möglichkeit, dass es den Hackern gelungen ist, die Sicherheitskopien der Ephraim-Dateien zu lokalisieren und zu vernichten.«
»Und warum hätten sie das tun sollen?«
»Das müssen Sie die Person fragen, die die Hacker beauftragt hat.«
Stephans verstand nicht sofort, was Westphal meinte. »Sie glauben, dass Ephraim den Datenangriff in die Wege geleitet hat, um unser Wissen über ihn zu vernichten? Gewissermaßen als Vorbereitung auf den bevorstehenden Anschlag?«
Westphal neigte den Kopf. »Der zeitliche Ablauf legt diese Theorie nahe. Wir können sie nur nicht beweisen.«
»Also könnte es genauso gut Zufall gewesen sein«, merkte Stephans an. »Abgesehen davon verstehe ich nicht, woher Sie wissen, dass Ephraim den Anschlag verübt hat. Woher stammt diese Information, wenn zuvor jegliches Wissen über ihn verloren gegangen sein soll?«
»Nicht alles ging verloren. Die Datenforensiker konnten einige vernichtete Dateien teilweise wiederherstellen. Eines dieser Dateifragmente kennen Sie.«
»Die unvollständige Ephraim-Datei.«
»Exakt. Wie Sie wissen, enthält das Fragment eine detaillierte Beschreibung des Anschlagsplans – des Diesellasters, des Aufpralls auf den schwächsten Punkt der Turmstruktur, all das.«
»Und Sie sind sicher, dass das Dokument vor dem Anschlag geschrieben wurde?«
»Absolut sicher. Leider. Jemand wusste, was Ephraim plante. Jemand hätte es verhindern können.« Westphal sah wieder aus dem Fenster. Ein gepanzerter Polizeiwagen raste vorbei. Am Horizont streckte sich der Lichtturm wie ein ungebogenes Fragezeichen gen Himmel.
»Das Memo, das auf Running Meph veröffentlicht wurde, deutet an, dass nicht alle Mitglieder der Untersuchungskommission Ephraim für verantwortlich gehalten haben«, sagte Stephans. »Warum haben Sie sich nicht mehr Zeit genommen?«
Westphal sah
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