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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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hatte.
    »Ich renne hin«, riefen die drei Spieler gleichzeitig. Die Stoppuhr stand bei 2:31. Meph ballte die Fäuste.
    »Ihr erreicht das Regal. Ein holografischer Pfeil markiert das gesuchte Buch. Mittlerweile könnt ihr aus den Sirenen das Brummen von Schwebekoptern heraushören. Euch bleiben nur noch Sekunden, bis die Gedankenpolizei eintrifft.«
    »Connor schnappt sich das Buch«, sagte Meph.
    »Du ziehst ein verstaubtes Taschenbuch aus dem Regal. Es scheint seit Jahren nicht mehr angefasst worden zu sein.«
    »Ich schlage es auf.«
    »Keine Zeit!«, rief Lilith.
    »Connor öffnet es«, beharrte Meph. Sie mussten wissen, ob darin wirklich das Gegenmittel versteckt war, nach dem sie seit fast zwei Jahren suchten.
    »Du öffnest das Buch und erkennst, dass jemand einen Hohlraum in die Seiten geschnitten hat. Und darin …«
    Mitten im Satz brach David ab.
    Mephs Hand fuhr zum Kopfhörer. »David? Seid ihr noch da?« Doch die Leitung blieb tot.
    Meph ballte erneut die Faust, diesmal allerdings vor Enttäuschung. Hätte er bloß das alte SEC genommen! Wenigstens so lange, bis er sicher war, dass das eGalaxy mit seinem drahtlosen Headset zurechtkam. Modifizierte Pads hatten manchmal Schwierigkeiten mit Peripheriegeräten.
    Es lag nicht an seinem Pad. Ein leiser Chor von »Hallo, hallo?«-Rufen erfüllte die Kabine und bewies, dass Meph nicht der einzige Passagier war, der Probleme mit seiner Netzverbindung hatte. Sein Vordermann fummelte nervös an seinem Kopfhörer herum, und auf der anderen Seite des Ganges tippte jemand so verbissen auf seinen Touchscreen, dass der Kunststoff knirschte. Ein Fluggast schwenkte sein Gerät gar hin und her, so wie man es früher mit terrestrischen Antennen gemacht hatte.
    »Haben Sie auch kein Netz?«
    Mephs Sitznachbar war ein Mann mit sicherheitsverstärktem Anzug und Manschettenknöpfen. Er hatte die Füße mit der Selbstverständlichkeit eines Vielfliegers hochgelegt. Hinter ihm strebte eine Stewardess in Richtung Galley und ignorierte die Rufe von den Sitzen.
    »Haben Sie Empfang?«, wiederholte der Vielflieger.
    Meph senkte den Blick und sah sich die Empfangsstärke des eGalaxy an. Dann überprüfte er sie ein zweites Mal, weil er nicht glauben konnte, was er sah. »Null Balken«, staunte er. »Random. Das letzte Mal hatte ich keinen Empfang, das war … Keine Ahnung. Es ist ewig her.«
    »Eben«, bestätigte ihn der andere. »Darum fliege ich immer in modernen Maschinen mit garantiertem Breitbandempfang. Über den Wolken online bleiben – Sie kennen ja die Slogans. Und dann so etwas, und auch noch genau dann, wenn Westphal gerade so einen Spinner in der Luft zerreißt. Stewardess? Entschuldigen Sie bitte …« Eine weitere Dame in blauweißem Kostüm eilte vorbei, ohne sich umzudrehen.
    Meph war sich nicht sicher, ob er lachen oder weinen sollte. Dass das Netz mitten in der entscheidenden TP -Sitzung ausfiel, war absurd genug. Aber dass es an Bord eines Flugzeugs geschah, dessen Werbung die permanente Netzverfügbarkeit garantierte, weckte in ihm ein Gefühl des Misstrauens. Er fühlte sich wie in einem dieser Webclips, deren Inhalt den Gesetzen der Physik zu widersprechen schien: Maiskörner, die unter den Strahlen einer Padantenne zu Popcorn werden und dergleichen. Obwohl all diese Clips Falschmeldungen waren, zweifelte er dennoch stets aufs Neue, ob dieser eine Clip nicht doch echt sein mochte. Aber jetzt war es andersherum: Diesmal argwöhnte Meph, dass es sich bei dem, was um ihn herum geschah, um einen aufwendigen Streich handelte.
    Seine Finger glitten über den Touchscreen und wählten seine MyLife-Seite an. Keine Verbindung. Die Stoppuhr von Thought Police war bei 2:59 eingefroren. Meph dachte an seinen Rucksack, der unerreichbar im Bauch der Maschine lag. Kein Netz und keine Rize. Das war wie unter Tage verschüttet sein, und dann geht die Grubenlampe kaputt.
    Sein Arm juckte. Er hatte Durst. Meph klingelte nach der Stewardess, aber niemand reagierte. Offenbar hatten die Flugbegleiter keine Lust, sich unter die aufgebrachten Passagiere zu begeben. Und dies war die Business Class. Ein Deck weiter quetschten sich 500 Fluggäste auf winzigen Sitzen zusammen. Bis eben hatten sie sich noch mit ihren Pods ablenken können. Vermutlich zündeten sie gerade die ersten Barrikaden an.
    Andererseits: Vielleicht waren die Router nicht auf allen Decks ausgefallen. Möglicherweise surften sie nebenan frohgemut weiter, spielten Onlinerollenspiele und sahen Ministern beim Zerreißen

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