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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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Dann zog er die Nase von Sperber Zwo nach oben und zündete den Nachbrenner. Das Triebwerk des Tornados brüllte auf und begann, zehn Kilogramm Treibstoff pro Sekunde zu verbrennen. Rebekka wurde in den Sitz gepresst, als die mondhelle Wolkendecke nach unten wegkippte und der Sternenhimmel die Sichtkanzel ausfüllte. Vor ihnen loderte der Feuerschweif von Sperber Eins.
    Rebekkas Gesichtsfeld färbte sich an den Rändern dunkel, als die Beschleunigungskräfte das Blut aus ihrem Gehirn in ihre untere Körperhälfte drängten. Die Pumpen ihrer G-Hose sprangen an. Zwei enge Schläuche legten sich um ihre Beine, um das Blut am Hineinströmen zu hindern und die drohende Bewusstlosigkeit abzuwenden.
    Als die Maschine eine gute Steiggeschwindigkeit erreicht hatte, schaltete Marcos den Nachbrenner aus. Ohne das Brüllen erschien der normale Triebwerkslärm im Cockpit geradezu leise.
    »Weißt du, was los ist?«, fragte Rebekka durch das Interkom.
    »Vielleicht wollen sie testen, ob dieser Schrotthaufen eine solche Höhe noch schafft, ohne auseinanderzufallen.« Während Marcos das sagte, klopfte er dreimal an die Cockpitwand. Rebekka tat es ihm gleich.
    Der Tornado war ein hoffnungslos veralteter Flugzeugtyp, der schon vor Jahren hätte ausgemustert werden müssen. Noch in den 1980ern war mit der Entwicklung eines Nachfolgemodells begonnen worden. Doch seitdem hatte sich die politische Wetterlage oft verändert, zu oft für ein Projekt von solchem Umfang. Bonn und Berlin hatten Milliarden und Abermilliarden erst in den Jäger 90 und später den Eurofighter gepumpt, ohne dass je ein einsatztaugliches Ergebnis herausgekommen wäre. Und heute, da das IKM den Löwenanteil des bundesdeutschen Verteidigungshaushalts beanspruchte, lag die Ablösung der Tornados in weiterer Ferne denn je. Also blieb den Piloten und Waffensystemoffizieren keine Wahl, als Tag für Tag aufs Neue in ihre alten Maschinen zu klettern und zu hoffen, dass sie auch diesmal wieder heil unten ankommen würden. Wahrscheinlich würden die Bürokraten erst dann umdenken, wenn auch der letzte Tornado wegen Materialermüdung abgestürzt war, doch gewettet hätte Rebekka selbst darauf nicht.
    »Es hat also niemand etwas von einer Übung oder so gesagt?«, hakte sie nach. »Auf Schulzes Stube, meine ich.«
    »Wärst du dabei gewesen, müsstest du nicht fragen.«
    »Heißt das ja oder nein?«
    »Das heißt, ich weiß so viel wie du, nämlich nichts. Aber im Ernst, wo warst du gestern Abend? Ich dachte, Schulze und du hättet euch im Guten getrennt.«
    »Mir war nicht nach Feiern zumute«, wich sie aus. Jedes Wort an Bord wurde aufgezeichnet. Rebekka konnte darauf verzichten, dass die Wartungstechniker unten in Quetta nach der Landung mithörten, wie es um ihr Privatleben bestellt war.
    »Außerdem filmt Schulze doch immer mit seinem Pad und stellt die Videos auf seine MyLife-Seite«, fügte sie nach einer Weile hinzu. »Da kann ich mir anschauen, was ich verpasst habe.«
    Marcos lachte auf. »Das Beste findest du dort nicht, nämlich wie Ramelow nach zu viel Tequila einen Freudenschuss in die Decke abgeben wollte. Zum Glück konnten wir ihm die Dienstwaffe abnehmen, sonst hätte er sich den Hauptmann in die Haare schmieren können.«
    »Wenn du die Geschichte übers Interkom weitertratscht, kann er das bald nachholen«, gab Rebekka zurück. Dann stutzte sie. »Moment mal, Ramelow wird befördert? Der ist doch gerade erst Oberleutnant geworden. Ich warte seit Jahren darauf, Hauptmann zu werden.«
    »Hm. Konzentration jetzt, wir erreichen unsere Höhe.«
    Der Waffensystemoffizier saß hinter dem Piloten, weshalb Rebekka Marcos nicht ins Gesicht sehen konnte, aber sie begriff auch so, dass er das Thema absichtlich gewechselt hatte. Dennoch beließ sie es dabei. An Bord hatte der Pilot die Befehlsgewalt.
    Marcos gab über Funk durch, dass sie 34.000 Fuß erreicht hatten. Quetta antwortete sofort. »Sperber Eins und Zwo, nehmen Sie Angriffsformation ein und nähern Sie sich Flug LH 799.«
    Grohde in Sperber Eins bestätigte: »Wilco, nähern uns Flug LH 799 in Angriffsformation.« Auch Marcos gab eine Rückmeldung und beschleunigte. Dicht nebeneinander schossen die beiden Tornados auf ihr Ziel zu.
    Dem Radarschirm zufolge würden sie Flug 799 in ungefähr vier Minuten erreichen. Rebekka nutzte die Zeit für einen Routinecheck der Waffen- und Bordsysteme. Keine Warnmeldungen. Nicht schlecht, wenn man bedachte, dass sie in elftausend Metern Höhe in einem Haufen Altmetall

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