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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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saßen.
    »Was glaubst du, worum es hier geht?«, fragte sie Marcos.
    »Flugzeugentführung«, vermutete er. »Warum sonst die Angriffsformation?«
    »Hoffentlich ist bloß der Bordfunk ausgefallen. Wenn die Maschine nur halb so alt ist wie unsere, wäre das kein Wunder.« Rebekka klopfte wieder an die Cockpitstrebe.
    Flug 799 veränderte seine Gestalt. Der grüne Blip auf dem Radarschirm wurde zu einem hellen Punkt am Horizont, dann zu einem silbernen Querstrich, der das Mondlicht reflektierte. Schließlich hing die Passagiermaschine dicht vor ihnen in der Luft, ein fliegender Koloss aus Kunststoff, Stahl und Gottvertrauen.
    Sperber Eins setzte sich neben Flug 799, Marcos und Rebekka blieben dahinter. »Die Fenster sind dunkel«, meldete Grohde über Funk. »Im Cockpit scheint Bewegung zu sein, aber ich bin mir nicht sicher.« Rebekka hörte, wie er Kontakt mit dem Piloten aufzunehmen versuchte. Er erhielt keine Antwort.
    Vom Boden kam der Befehl, auf weitere Befehle zu warten.
    »Siehst du das?« Marcos deutete nach vorne, auf die Passagiermaschine.
    Rebekka brauchte einen Moment, um zu erkennen, was er meinte. »Sie wackelt mit den Flügelspitzen. Das sieht nicht aus wie Turbulenzen.«
    »Es könnte ein Trick der Entführer sein, um uns in Sicherheit zu wiegen.«
    »Warum sollten sie dann Funkstille bewahren?«
    Rebekka beobachtete, wie Flug 799 mit der schwerfälligen Eleganz eines Wals nach links und rechts kippte, mal schneller, mal langsamer. Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, es steckt ein System dahinter. Siehst du das? Kurz, lang … jetzt wieder kurz. Das ist Morsecode. Sie sprechen mit uns!« Hastig schlug sie ihr Bordhandbuch auf und kritzelte Striche und Punkte auf den erstbesten Seitenrand.
    »Ich habe keine Ahnung vom Morsealphabet«, gestand Marcos. »Du?«
    »Noch nicht.«
    In der Enge des Cockpits war es keine leichte Aufgabe, ihr Pad hervorzuholen, aufzuklappen und den rechten Handschuh auszuziehen, um den Fingersensor zu betätigen, zumal sie gleichzeitig auch noch die Morsezeichen des Flugzeugs aufschrieb. Endlich hatte Rebekka eine Verbindung zu ihrem Pod. Sie triggerte das Morsealphabet und klickte das oberste Suchergebnis an. Die Wikipedia lud Zeile für Zeile, Buchstabe für Buchstabe. Rebekka fühlte sich ins vergangene Jahrhundert zurückversetzt. Und dabei konnte sie froh sein, dass die vorsintflutlichen Kommunikationssysteme des Tornados überhaupt in der Lage waren, eine Internetverbindung weiterzuleiten.
    Im Zeitlupentempo tickerten die Sätze über den Bildschirm. »… ist ein Verfahren zur Übermittlung von Buchstaben und Zeichen …« Vielleicht hätte sie das Morsealphabet doch auswendig lernen sollen, dachte Rebekka.
    Sie trommelte unruhig mit den Fingern, bis die Seite endlich weit genug geladen war. Die Nachricht war alles andere als leicht zu übersetzen. Rebekka hatte den Verdacht, dass der Pilot von Flug 799 den Morsecode vor langer Zeit gelernt und dann nie wieder angewandt hatte.
    »Ich bekomme so etwas wie …CHT SCHIE… heraus«, sagte sie ins Interkom. »Ich denke, es soll ›Nicht schießen‹ heißen.«
    Marcos wiegte den Kopf hin und her. Es sah aus, als imitiere er die Bewegungen des Airbus vor ihnen. »Vielleicht heißt es auch etwas ganz anderes. Oder es sind tatsächlich Turbulenzen.«
    »Trotzdem müssen wir die Nachricht an die Basis weitergeben.«
    In diesem Moment knackte das Funkgerät. »Sperber Zwo, Feuer frei auf Flug 799.«
    Rebekka erschrak. »Was? Nein, wir brauchen mehr Zeit!«
    Marcos zögerte. Dann sagte er: »Ich weiß nicht. Flug 799 reagiert nicht. Wie es drinnen aussieht, wissen wir nicht. Die Maschine könnte führerlos oder in der Hand von Terroristen sein. In beiden Fällen ist es besser, sie über unbewohntem Gebiet abzuschießen.«
    »Aber sie sprechen mit uns!«
    »Du hast doch selbst gesagt, dass die Botschaft bestenfalls schwer zu verstehen ist. Was ist, wenn du dich irrst?«
    »Sperber Zwo«, wiederholte das Funkgerät. »Sie haben Feuer frei. Bestätigen Sie!«
    Marcos drückte die Sprechtaste. »Hier spricht Sperber Zwo.«
    »Und wenn ich recht habe? Marcos, das dürfen wir nicht tun.«
    »Bestätigen Sie, Sperber Zwo!«
    »Hier spricht Sperber Zwo. Wilco, eröffnen das Feuer auf Flug 799.«
    »Was tust du?«, rief Rebekka aus.
    »Wir haben einen Befehl erhalten.« Marcos vergrößerte den Abstand zu Flug 799, um sie außerhalb des Explosionsradius zu bringen. Er meinte es wirklich ernst.
    »Das ist Wahnsinn.« Rebekka drückte

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