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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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gesagt, als Conny noch einmal das Licht anmachte. »Hanno, ich muss dir etwas sagen.«
    Er blinzelte. Das Fotoalbum fiel ihm wieder ein. »Ich dir auch.«
    Sie hörte ihn gar nicht, sondern hielt ihm ihr Pad hin. »Versprich mir, dass du dir erst alles in Ruhe ansiehst, ja?«
    Stephans rührte sich nicht. Conny war nervös, aber er konnte kein Anzeichen von schlechtem Gewissen entdecken.
    »Nun?«
    Er nahm ihr das Pad aus der Hand und klappte es auf. Der Projektor sprang an und stellte die Webseite einer Bill-Gates-Grundschule dar. Zufriedene Kinder lernten in lichtdurchfluteten Räumen, die wie Küchen oder Wohnzimmer aussahen.
    »Was sagst du? Wäre das nichts für Tim?«
    »Ich dachte, wir haben uns schon auf eine Schule für ihn geeinigt?«, entgegnete er vorsichtig.
    »Du hast ja noch gar nicht alles gesehen.« Conny startete einen 3D-Clip, und eine sympathische Dame zählte die Vorzüge dieser innovativen Schulform auf. Es dauerte eine Weile, bis Stephans begriff, worum es ging. »Es ist eine virtuelle Schule. Im Netz.«
    »Toll, nicht wahr?«, schwärmte Conny. »Tim macht sowieso alles mit Paddy. Warum soll er nicht auch damit zur Schule gehen?«
    Stephans überflog den Lehrplan. »Da lernt er ja nicht einmal mehr, mit der Hand zu schreiben.«
    »Das tut heute doch sowieso keiner mehr.«
    »Ich tue es. Meine Mutter auch.«
    »Sollen wir unsere Kinder vielleicht so wie ihre Großmutter erziehen? Außerdem …« Conny druckste herum. »Weißt du, Hanno, ich würde mich einfach besser fühlen, wenn unsere Kinder nicht so häufig aus dem Haus gehen müssten. Wir haben doch gerade eben erst gesehen, was für Leute da draußen herumlaufen.«
    Er verstand nicht, was sie meinte.
    »Na, du weißt schon. Dieser Blogger aus dem Netz-TV.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Hast du vergessen, was Westphal vorgelesen hat? Dieser Kerl will Millionen von Menschen umbringen! Und wer weiß, wie viele es noch von seiner Sorte gibt. Ich möchte Tim jedenfalls in Sicherheit wissen, und wenn du ein guter Vater bist, willst du das auch.«
    Er ignorierte den Vorwurf. »Ich will meine Kinder aber nicht zu Hause einsperren. Wie soll er denn da Freunde finden?«
    »Er hat doch schon so viele.«
    »Freunde, nicht Friends. Er kann doch nicht immer nur über Kamera und Projektor kommunizieren. Außerdem ist unser Kind durchaus in der Lage, einen Schulweg von fünf Minuten zurückzulegen, ohne gleich erschossen zu werden.«
    Conny schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott, sag so etwas nicht! Ich mache mir schon jetzt genug Sorgen, weil die Kleinen ihre Helme nicht mehr aufsetzen wollen. Ich hoffe, du hast deiner Mutter deswegen den Kopf gewaschen, sonst wollen die beiden bald auch keine Schutzwesten mehr anziehen.«
    Stephans kratzte sich am Kinn. »Tja, wegen meiner Mutter …«
    Sie starrte ihn entgeistert an. »Hast du dich etwa von ihr einwickeln lassen? Ich glaube es nicht! Sie hat also mal wieder die Oberhand behalten. Es ist doch immer das Gleiche mit dir! Du willst deiner Mutter einfach nicht …«
    »Conny, sie ist ein erwachsener Mensch. Du kannst sie nicht zwingen, einen Schutzhelm zu tragen, wenn sie nicht will.«
    »Du könntest es.«
    »Du weißt so gut wie ich, dass die Sache kompliziert ist.«
    »Was interessieren mich diese blöden Schulden? Es geht um unsere Kinder, Hanno! Ich dachte, wir sind ein Team. Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
    »Das ist nicht fair. Natürlich stehe ich auf deiner Seite, aber das heißt nicht, dass ich alles tue, was du dir in den Kopf setzt. Zum Beispiel werde ich mein Kind nicht auf eine virtuelle Schule schicken, wenn es drei Straßen weiter eine echte Grundschule gibt. Das ist eine Sache des Prinzips.«
    »Des Prinzips«, schnaubte sie. »Du mieser Heuchler! Tagsüber für die größte Spitzelorganisation im ganzen Land arbeiten, aber zu Hause auf Prinzipien beharren!«
    Sie war so zornig, dass Stephans der Mund offen stehen blieb. »Seit wann ist es verwerflich, im IKM zu arbeiten? Das ist eine demokratisch legitimierte Behörde.«
    »Ach ja? Glaubst du ernsthaft, dass Westphal die Gedanken dieses Wahnsinnigen durch eine echte Netzrecherche herausbekommen hat?«
    »Wie denn sonst?«
    »Er hat seinen Pod scannen lassen!«
    Stephans schüttelte den Kopf. »Podscans sind nur in begründeten Verdachtsfällen zulässig. Westphal hält sich an die Gesetze, erst recht an seine eigenen.«
    »Wenn du das wirklich glaubst …« Sie schüttelte verächtlich den Kopf und drehte ihm den Rücken

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