- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
zu.
Stephans lag noch lange wach und redete sich ein, dass Conny unrecht hatte.
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Das Bild zeigt Meph in einem bequemen Flugzeugsessel mit einem Kranich auf der Kopfstütze. Am linken Ohr trägt er ein Headset. Sein Blick ist verzückt und angespannt zugleich. Es ist der Blick, mit dem ein Mann eine schöne Frau betrachtet, die an ihm Interesse zeigt, obwohl er sie nur deshalb angesprochen hat, weil er sich sicher war, dass er abblitzen würde. Aber Mephs Augen ruhen auf keiner Frau, sondern auf dem Pad auf seinen Knien, einem schicken Designergerät, dessen weißer Schleiflack bereits den ersten Kratzer hat, aber trotzdem wahnsinnig edel aussieht. Wie durch Zufall ist die Kamera so positioniert, dass das Herstellerlogo gut zu erkennen ist.
Niemand schaltet Mephs Livestream oft genug ein, um zu wissen, dass es Jahre her ist, dass er zum letzten Mal so glücklich aussah.
»Der Büchersaal ist in düsteres rotes Licht getaucht. Die Lautsprecher wiederholen immer wieder die Durchsage der lobotomischen Einheit, die von den Sirenen auf der Straße untermalt wird. Die Gedankenpolizei ist euch über Connors Erinnerungen auf die Spur gekommen. Ihr starrt euch fassungslos an. Euch ist klar: Ihr habt nicht mehr viel Zeit.« David beendete die Zusammenfassung der letzten Spielsitzung, indem er eine Stoppuhr startete, und auf Mephs Pad erschien eine Anzeige und begann, von 0:00 die Sekunden hochzuzählen.
»Na toll. Und was jetzt?« Agnes machte keinen Hehl daraus, wie sauer sie war.
Meph antwortete nicht. Seine Finger strichen liebevoll über das eGalaxy. Das Bild war um Klassen besser als bei seinem SEC, in 2D wie in 3D. Der Projektor stellte die Straßenschluchten seines Designs so realistisch dar, als würden die Widerstandskämpfer im nächsten Moment herausspringen und ihre Flucht durchs Innere des Flugzeugs fortsetzen. Mit seinen zwei Ebenen und 700 Sitzen hätte der Airbus einen spannenden Schauplatz für eine Verfolgungsjagd abgegeben.
»Meph, du Kabelsurfer, hörst du überhaupt zu? Du hast uns in die Scheiße geritten. Jetzt hilf uns wenigstens dabei, wieder rauskommen.«
Agnes‘ aufgebrachte Worte holten Meph auf den Boden der Tatsachen zurück. »Ich hatte Pech«, verteidigte er sich. »Der Würfelgenerator hat für Connors Willenskraft beschissene Zahlen ausgespuckt. Wenn du nicht so lange gebraucht hättest, um auf das Regal zu klettern …«
»Ticktack, Leute, die Zeit läuft«, warf Ben ein. »Streiten könnt ihr euch später.«
»Und zwar in euren Rollen«, mahnte David.
Agnes stummes Schmollen drang deutlich durch die Leitung. Meph verdrehte die Augen, holte tief Luft und sagte: »In Ordnung.« Dann, in Connors militärisch knappem Tonfall: »Gut. Lilith, Han, wir sitzen tief drin. Was schätzt ihr, wie lange noch, bis die Gepo hier ist?«
»Vier Minuten«, antwortete Ben/Han, der nun wieder auf seiner Zigarre herumkaute.
»Eher drei. Jedenfalls nicht lange. Und glaub ja nicht, die Sache ist geklärt, Connor.« Auch Agnes war endlich in Liliths Rolle angekommen.
Meph kratzte sich am Arm. »Sagen wir dreieinhalb. Wir stehen bei 0:28, das heißt, wir haben gute drei Minuten, um das Gegenmittel zu finden und abzuhauen. Lilith, hack den Bibliothekscomputer.«
»Bist du irre? Wir müssen hier weg!«
»Sie mögen in unseren Köpfen sein, aber nicht in unseren Herzen. Wir sind dem Antivirus näher als je zuvor. Wenn wir ihn jetzt nicht finden, finden wir ihn nie. Das Schicksal der Menschheit ruht auf unseren Schultern.«
Agnes konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Lilith denkt sich ihren Teil über dämliche Idealisten wie Connor, knöpft sich aber den Computer vor. Spielleiter?«
»Um den Bibliotheksknoten zu knacken, ist eine Hackingprobe nötig«, sagte David. »Minus zwei, wegen der Hektik.«
Agnes führte auf ihrem Pad den Würfelwurf durch. Über seinen Kopfhörer konnte Meph das Geräusch rollender Würfel hören, mit dem die Software den Vorgang untermalte. Er nutzte die Gelegenheit, um nach einer Stewardess Ausschau zu halten. Seit Balas Pille war er ständig durstig.
Ehe er den Blick einer Flugbegleiterin erhaschen konnte, vermeldete Lilith Erfolg. »Ihr anderen beiden seht, wie eure Telepathin die Hände in der Luft bewegt«, sagte David. »Augenblicke später steht die Verbindung. Lilith, der Bibliothekscomputer liegt dir zu Füßen.«
»Ich wende mich an Connor und sage: ›Was jetzt?‹«
Meph überlegte. »Es muss ein Buch über neuronale Viren sein. Versuch es mit
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