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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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ist lange her.«
    »Bei mir auch. Aber glauben Sie nicht, dass ich mich deshalb nicht mehr im Netz auskenne. Nur für den Fall, dass Sie sich fragen, auf welcher Seite des Grabens ich stehe.«
    Das hatte Meph sich tatsächlich schon gefragt. Von Alters wegen gehörte der Kommissar eindeutig auf die analoge Seite, und der Ehering an seinem Finger bewies, dass er sich die Zeit lieber in der echten Welt als im Netz vertrieb. Andererseits benutzte er sein Pad mit ungekünstelter Routine, und er kannte Netzdetails, die selbst für Meph neu waren.
    »Warum stellen Sie mir all diese Fragen?«, wollte er wissen. »Ich habe nichts getan.«
    »Warum waren Sie in Schanghai?«
    »Woher wissen Sie, wo ich war?«
    Der Bulle lächelte nicht mehr. »Beantworten Sie die Frage. Was haben Sie dort gemacht?«
    »Gearbeitet. Ich habe einen Pod gestaltet.«
    »Und das geht nicht übers Netz?«
    »Die Kundin bestand darauf, mich persönlich zu treffen.«
    »Also sind Sie nach Schanghai geflogen. Einfach so, Business Class.«
    »Sie hat die Kosten übernommen.«
    »Wer?«
    »Die Kundin.«
    »Wie sie heißt, will ich wissen.«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    Stephans schlug mit der Hand auf den Tisch. »Sagen Sie mir ihren Namen!«
    Vor Schreck ließ Meph seinen Kaffee fallen. Der Becher rollte eiernd über den Boden und hinterließ überall, wo die Trinköffnung nach unten zeigte, kleine Kaffeelachen; eine sanft geschwungene Kette aus hellbraunen Miniaturseen.
    »Meph, ich will Ihnen helfen«, behauptete Stephans. »Aber um mich davon zu überzeugen, dass Sie die Wahrheit sagen, muss ich mit Ihrer Kundin sprechen. Das verstehen Sie doch?«
    »Ich … Ich sage die Wahrheit.«
    »Dann haben Sie auch nichts zu befürchten.«
    Meph verzog das Gesicht. »Sie haben doch gesehen, was die mit mir gemacht haben.«
    »Ich sagte bereits, das hätte nicht passieren dürfen. Aber das ändert nichts an dem Grund, aus dem Sie hier sind. Sie haben einen Schwarzspeicher nach Deutschland geschmuggelt, also tun Sie nicht so, als wüssten Sie von nichts.«
    Meph dachte, er habe sich verhört. »Wie bitte? Da muss ein Irrtum vorliegen. Ich würde nie …«
    »Hier.« Stephans tippte auf sein Pad und projizierte das Abbild eines menschlichen Oberkörpers in die Luft. »In Schanghai passiert jeder Fluggast einen Terahertzscanner der neuesten Generation. Das hier ist Ihr Bild. Und dieser dunkle Fleck da ist ein subdermaler Mikrochip, der über lokale Speicherkapazität verfügt. Wollen Sie wirklich weiter behaupten, Sie wüssten von nichts?«
    Meph klammerte sich an der Tischkante fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Der Discochip.«
    »Discochip?«
    »Ja. Ich … Als ich in Schanghai war, habe ich mit zwei Friends eine Disco besucht. Anstelle einer Eintrittskarte bekommt man dort einen elektronischen Chip unter die Haut gespritzt. Zur Identifikation. Hier, sehen Sie!« Er rollte hastig den Ärmel hoch und riss das Pflaster ab. »Es war nur eine Eintrittskarte, weiter nichts.«
    »Warum ist die Stelle so rot?«
    »Entzündet. Ich musste ihn herausnehmen.«
    Diesmal schnellten beide Augenbrauen gleichzeitig in die Höhe. »Wie muss ich mir das vorstellen, mit dem Taschenmesser?
    »Er war gleich unter der Haut. Es tat nicht besonders weh.«
    »Ich gratuliere. Wo ist er jetzt?«
    »Der Chip?«
    Stephans nickte ungeduldig.
    »Tja … Also …«
    »Heraus damit. Wo ist der verdammte Chip?«
    Mephs Schultern sanken herab. »Ich habe ihn im Klo hinuntergespült.«
    »Sie haben ihn im Klo hinuntergespült.« Stephans ließ jede Silbe einzeln über die Zunge rollen.
    »Ja. Das ist die Wahrheit, ich schwöre es!«
    »Na, dann ist es ja gut.«
    Das Gespräch kam Meph immer mehr wie ein Drahtseilakt über einem bodenlosen Abgrund vor. So ähnlich musste es Connor gehen, wenn er von einer Gedankendrohne kontrolliert wurde. Es gab nur einen Unterschied: Wenn Connor erschossen oder lobotomisiert wurde, konnte Meph sich eine neue Figur erschaffen und mit ihr weiterspielen.
    »Ich weiß ja, dass es dumm war. Ich wollte einfach keinen Ärger. Ich konnte doch nicht wissen, dass Sie mir gleich eine Todesschwadron auf den Hals hetzen würden. Ich hielt es für eine Lappalie. Dafür können Sie mich nicht verschwinden lassen!«
    »Das IKM ist eine rechtsstaatliche Behörde«, merkte Stephans an. »Wir lassen niemanden verschwinden.«
    »Sie wissen, wovon ich rede.«
    »Wissen Sie es denn? Ein illegaler Download ist eine Lappalie. Der Besitz eines Schwarzspeichers

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