- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
auszuprobieren, und David lud mich zu einer Testrunde ein. Seitdem bin ich dabei.«
»Wie lange ist das her?«
»Ungefähr zwei Jahre.«
»Sagt dir der Name Cassandro etwas?«
Meph runzelte die Stirn. »Ist das nicht einer dieser Schattenmenschen?«
Stephans nickte. »Ihr Anführer. Er wird mit Ephraim in Verbindung gebracht. Er gehört zu den meistgesuchten Menschen in diesem Land. Einer der Namen, unter denen Cassandro im Netz auftritt, lautet David. David wie Goliath, verstehst du? Er betrachtet sich als Rebell gegen das IKM, das ihn angeblich zu Unrecht verfolgt.«
»Und Sie glauben, dass der David, den ich kenne, dieser Cassandro ist?«, fragte Meph.
»Spricht etwas dagegen?«
»Jede Menge! Zum Beispiel hat er nie versucht, mich oder die anderen beiden zu rekrutieren. Wenn David wirklich dieser Terrorist wäre, müsste er uns dann nicht auf seine Seite ziehen wollen? Aber bis Sie eben davon anfingen, hätte ich nicht im Traum gedacht, dass er ein Schattenmensch ist.« Sein kurzes Nachmittagsgespräch mit David kam ihm in den Sinn, aber er schob den Gedanken zur Seite.
»Du behauptest also, nichts über ihn zu wissen.«
»Das ist die Wahrheit. Außerdem stimmt Ihre Theorie aus einem weiteren Grund nicht: Wenn dieser David wirklich ein Unregistrierter ist, der das System bekämpft, warum vertrödelt er dann seine Zeit mit einem Spiel?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Stephans gelassen. »Vielleicht verrät er es mir eines Tages.«
»Ich kann ihn fragen«, bot Meph an. »Ich kann Ihnen helfen, mit David in Kontakt zu treten. Spätestens dann müssen Sie mir glauben!«
Der Bulle seufzte. »Meph, ich möchte Ihnen ja glauben. Jedes Ihrer Worte könnte wahr sein. Aber es ist genauso gut möglich, dass Sie ein verdammt guter Lügner sind und mich an der Nase herumführen wollen. Darum verstehen Sie sicherlich, dass ich Ihre Geschichte überprüfen muss. Ein paar Anhaltspunkte habe ich schon. Jetzt brauche ich noch die Namen Ihrer Kunden, deren Pods Sie gestaltet haben.«
Meph erschrak. »Wofür brauchen Sie die? Meine Kunden haben mit der Sache nichts zu tun.«
»Das weiß ich nicht. Dafür weiß ich, dass Sie mit großer Sorgfalt darauf achten, Ihre Kunden zu schützen. Auf Ihrem Pod ist nicht der kleinste Anhaltspunkt zu finden, wer diese Menschen sind. Sie müssen verstehen, dass mich das stutzig macht. Wenn Sie nichts zu verbergen haben, warum veranstalten Sie dann diese Geheimniskrämerei?«
Mephs Hände zitterten wieder, diesmal stärker als zuvor. Das rettende Ufer war in Sicht, und plötzlich schlug das Boot leck. So ähnlich musste sich Connor fühlen, wenn herauskommen sollte, dass das Versteck in den Seiten von 1984 leer war.
»Die Namen«, drängte Stephans.
»Ich … kann nicht«, stammelte Meph.
»Jetzt hören Sie mir …«
»Sie verstehen das nicht!«, platzte es aus Meph heraus. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da von mir verlangen? Ich habe mir über viele Jahre hinweg einen Ruf im Netz erarbeitet. Man schätzt meine Designs, klar, aber in Wahrheit geht es nicht um ein paar Grafikdateien. Es geht um Diskretion. Indem meine Kunden mir Zugriff auf ihren Pod geben, machen sie sich strafbar, das haben Sie selbst gesagt. Aber sie tun es trotzdem, weil sie wissen, dass sie mir vertrauen können. Wenn ich Ihnen jetzt die Namen nenne, ist jegliches Vertrauen dahin. Siemens-Chrome würde eine eigene Festplattenfarm brauchen, um meine ganzen Hassmails zu speichern. Wir reden hier von null Friends, verstehen Sie? Ich wäre erledigt!«
»Es geht hier nicht um ein bisschen Prestige im Netz. Meph, wollen Sie wirklich ins Gefängnis gehen, nur damit ein paar Leute mehr ihre MyLife-Seite anklicken?«
»Ein bisschen Prestige?«, wiederholte er, und wenn ihm nicht zum Heulen zumute gewesen wäre, dann hätte er gelacht. »Wissen Sie denn gar nichts? Das Netz vergisst nichts und vergibt nichts. Eine Information, die einmal draußen ist, kann man nicht mehr einfangen. Fragen Sie Cat Tail Girl, wenn Sie mir nicht glauben. Wenn ich jetzt rede, dann wird man mich kreuzigen, bis die Funkmasten glühen. Ich werde nie wieder ein Bein auf den Boden kriegen, weder im Internet noch im echten Leben. Ich müsste meinen Namen ändern und mich umoperieren lassen, um die Gesichtserkennungsalgorithmen zu täuschen, und selbst dann könnte man mich jederzeit durch Zufall wiedererkennen. Da lasse ich mich lieber einsperren.«
»Sie wollen es wirklich drauf ankommen lassen?«, stellte Stephans
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