Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
Vom Netzwerk:
Magen aus, aber die Seel' nicht. Wir haben aber von dem Dampsschiffmann in Mainz ein' gute Anweisung gehabt an eine Gesellschaft von braven Männern, von lauter Deutschen, die einem umsonst Weg und Steg zeigen und Alles aufs best' raten; von uns ist keiner verunglückt. Saget doch das allen denen, wo noch 'rüber wollen, sie sollen keinem trauen, als dem Mann und der Anweisung. Von Anfang, wie ich als ein bißle von meinem Führer weggangen bin, allein in Neuyork 'rum, bis der Mathes kommen ist, da ist mir's oft grad gewesen, wie wenn ich unter lauter Vieh wär. Verzeih mir's Gott, das waren ja auch Menschen, sie haben aber so mit einander gewelscht, wie der Franzosensimpel, der Sepple von der Froschgaß, der schwätzt auch Holderdipolderle. Es ist aber englisch gewesen, was sie mit einander schwätzen; ich kann jetzt auch ein bißle, es ist oft gerad wie deutsch, man muß nur ein Maul dazu machen, wie wenn man an einem unzeitigen Apfel die Zähn' verschlagen hätt'. Es sind noch viel mit uns gewesen, aber der ein' ist da-, der ander' dorthin. Das ist nichts, wir Deutschen sollten auch so zusammenhalten. Ich hab sonst immer als nur die Württemberger für meine Landsleut' gehalten, aber hier heißt man uns alle Deutsche, und wenn jetzt einer aus dem Sachsenland kommt, da ist es mir grad, wie wenn er vom Unterland wär. Geltet, ich schreib' da Sachen, die Ihr nicht möget? aber mir gehen die Gedanken so oft im Kopf 'rum, daß sie, eh ich mich verguck', 'rausplotzen.
    »Nun muß ich Euch was anders sagen. Habt Ihr nicht schon aufgemerkt, daß ich da oben Nordstetten hingeschrieben hab? Ja, so ist's, und so bleibt's. Ich hab' einen Stock nicht weit von meinem Haus hingesteckt, mit einer Tafel, und darauf hab' ich mit großen Buchstaben hingeschrieben: Nordstetten . Es wird schon kommen, daß noch mehr Leut' sich hier anbauen, und da bleibt der Nam'; dann bauen wir ein' Kirch, grad wie die daheim, ich hab' schon das Bergle dazu da, grad 'rüber von meiner Scheuer, wir heißen's schon jetzt das Kirchbergle. Da lassen wir hernach einen Pfarrer von drüben kommen, und meine Aecker, die haben alle Namen von daheim. Ich und mein' Mechtild, wir schwätzen oft Abends davon, wie das einmal aussehen wird. Wenn wir's auch nicht mehr verleben, nachher verleben's unsere Kinder und Kindeskinder, und ich hin nachher halt doch die Ursach davon. Wenn nur einer von denen Nordstetter G'studenten dann 'rüber käm' als Pfarrer, er hätt's hier gut, aber im Feld schaffen müßt' er auch. Wir wählen uns hier selber den Pfarrer, wir nehmen den, der uns am besten gefällt, wir lassen uns keinen vom Konsistore aufbinden. Da spielen die Pfarrer auch nicht die Herren gegen uns, hier ist Alles gleich, sie sind halt grad wie wir auch, nur daß sie eben g'studiert haben und geweiht sind; wir haben drei Stund' von hier einen, der ist von Rangendingen gebürtig. An meinem Haus haben sich auch gleich Schwalben angebaut, ich hab' vergangenen Herbst einer ein Zettele angehängt und hab' darauf geschrieben: ›Grüß Gott an alle drüben,‹ und meinen Namen darunter. Ich dummer Kerl hab' gemeint, sie käm' nach Nordstetten, und da ist sie wieder kommen, da ist auf einem Zettel gestanden Xaire, ich hab' noch niemand fragen können, was das heißt, es ist grad wie wenn's Kaibe 9 hieß, das wär' doch schändlich.« –
    »Weißt du vielleicht, Ivo, wie's heißt?« fragte Marei.
    »Jawohl: Chaire, es ist griechisch und bedeutet: sei gegrüßt.«
    Die Frauen schlugen die Hände zusammen vor Erstaunen über die große Gelehrsamkeit Ivo's.
    »Wo hat denn die Schwalb' überwintert?« fragte Marei wieder.
    »Wahrscheinlich bei den Feuerländern,« erwiderte Ivo und las nach einer Pause weiter:
    »Ich hab' daheim gar nicht gewußt, daß die Lerchen so schön singen. Denket nur einmal, hier zu Land gibt's gar keine und auch keine Nachtigallen; aber viel andere schöne Vögel, auch hat's schöne Fichten und Eichbäum' und noch andere prächtige Bäum', die geben ein Staatsholz.
    Liebe Mutter! Ich hab' das schon vor acht Tag geschrieben, und wie ich's so überlug, sag' ich: ei, du schreibst Larifari! Aber mir ist's alleweil, als wie wenn ich bei Euch sitzen thät vor des Schmied Jakoben Haus am Brunnen; und da gehen die Leut vorbei und sagen: ›hent ihr gute Roth?‹ und da ist mir das Herz so voll, und ich weiß nicht, was ich zuerst sagen soll. Wir sind gottlob alle recht gesund, das Essen und Trinken schmeckt uns wohl und schlägt gut an. Wir haben alle unsere

Weitere Kostenlose Bücher