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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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Traum?«
    »Nichts Anderes!« flüsterte Emil ihr zu, indem er ihre Hand unter dem Tische ergriff, die in der seinigen zuckte und zitterte.
    Das Rollen eines Wagens durch die Einfahrt ließ sich vernehmen.
    »Besuch?« fragte Emil,
    »Vielleicht meine Mutter!« sprach Caroline und entzog ihm ihre Hand. Ihre Züge gewannen plötzlich einen ernsten, feierlichen Ausdruck.
    Der Tafeldecker, der sogleich hinausgegangen war, als man die Kutsche gehört, kam zurück und sagte der gnädigen Frau etwas in's Ohr.
    Diese bat den Richter um Erlaubniß, die Tafel verlassen und ihre Mutter empfangen zu dürfen. Dann erhob sie sich. Den Tafeldecker winkte sie nach.
    »Werden wir Ihre Frau Schwiegermutter nicht die Ehre haben, hier zu begrüßen?« fragte der Richter.
    »Später wohl. Unter uns gesagt, ich vermuthe: die gütige Mama schwimmt als Silberflotte heran, die der alte Kaufherr expedirt. Es handelt sich um Ausgleichung einiger Gelddifferenzen, die meine Gattin liebevoll übernahm.«
    »Sie sind ein beglückter Ehemann, Herr von Schwarzwaldau!«
    »Ja, Gott sei Dank, das bin ich!«
    »Und wie wunderbar die Fügungen des Himmels walten. Damit Ihnen dieß Glück durch Ihre Gemalin und ihr durch Sie zu Theile werden könne, mußte ja wohl der erste Bräutigam ein so frühzeitiges Ende finden? – Ich habe von jenem traurigen Ereigniß nur Gerüchte vernommen; Thalwiese gehört, wie Sie wissen, nicht mehr in meinen Amtskreis. Haben denn die gerichtlichen Untersuchungen auf irgend eine Vermuthung geführt?«
    »Auf keine, daß ich wüßte! Die Sache ist sehr verworren –«
    Und nun wurde, was in Neuland geschehen, so weit es zur öffentlichen Kenntniß gekommen, zwischen den beiden Herren durchgesprochen, wobei Emil abermals große Beredtsamkeit entwickelte und den Richter in Erstaunen setzte durch scharfe Kritik der Verstöße, welche von jenem Vollzieher der Gerechtigkeit bei Führung der Sache begangen worden.
    »Sie hätten
jura
studiren sollen, Herr von Schwarzwaldau; einen bedeutenden Criminalisten würden Sie abgegeben haben! – Aber Ihre Damen scheinen uns ganz und gar vergessen zu wollen?«
    »Sie kommen schon!«
    Der Tafeldecker öffnete die Thüre und Caroline trat ein an der Seite – nicht ihrer Mutter, sondern eines Fremden, welchen sie als den Justizrath R. vorstellte, dessen Bekanntschaft sie in Neuland gemacht.
    Dieser verneigte sich schweigend vor Emil und begrüßte im Criminalrichter einen Collegen, worauf Jener, des so eben gepflogenen Gespräches eingedenk, ein wenig verlegen, nur mit der Frage erwiderte: »Und was verschafft unserer Gegend die Ehre? . . . .«
    »Nach langem, vergeblichem Forschen und Harren ist endlich der Zeitpunct gekommen, der auf die unselige Mordthat in Neuland unzweifelhaftes Licht werfen soll. Der Thäter hat sich durch ein zweites Verbrechen uns in die Hände geliefert; uns beiden; denn wir sind berufen, im Verein zu handeln; ich – und Sie, Herr College. Der Mörder Ihres Jägers Franz Sara ist auch der Mörder meines jungen Herrn von Thalwiese! Eine That gebar die andere, wie eine Hyäne die andere erzeugt.«
    »Und Sie verfolgen eine sichere Spur! Und diese leitete Sie . . .«
    »Hierher! Nach Schloß Schwarzwaldau!«
    »Und worauf gründen sich Ihre Indicien?«
    »Auf dieses Blatt Papier, auf welchem Sie, Herr College, eine naturgetreue Nachbildung jener Wunde erblicken, die Thalwiese's Brust entstellte; und auf dieses kleine, sehr kleine Stückchen feinsten Stahles, von unserm Physicus in jener Wunde entdeckt, von mir sorgsam aufbewahrt. Es hat sich durch heftig geführten Stoß an einer Rippe, die es streifte, abgesplittert. Die Waffe, zu welcher es gehört, hat sich gefunden.«
    »Gefunden? Wo?«
    »Hier ist sie,« sagte Caroline, schlug ihr Tuch zurück, und hielt die Klinge des Dolches ihrem Gatten vor's Gesicht: » Du bist Gustav's Mörder! «
    Emil sank in den Sessel zurück, beide Hände krampfhaft geballt und gegen sein Herz gepreßt, als wollte er den wilden Schlag desselben bändigen. Er schien dem Ersticken nahe und schöpfte mühsam Athem. Nach und nach gewann er Luft. Er schlug die Augen auf, sah die drei ihn umstehenden Personen groß an, lächelte freundlich, nickte Carolinen zu und sprach: »Habe Dank!« –Dann wendete er sich zum Richter: »Lassen sie Ihren Schreiber kommen, ich bin bereit!«

Letztes Capitel.
    Das Geständniß, welches Emil von Schwarzwaldau den beiden Rechtsgelehrten in Gegenwart seiner Gattin ablegte, war unumwunden und

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