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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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zusammen meinen Bräutigam überfiel; es ist Franz gewesen, der in des Abgeschlachteten Mantel verhüllt, das Gasthaus verließ; es ist Franz gewesen, den sich Emil mit großen Summen vom Halse geschafft und der jetzt dennoch wiederkehrte, neue Forderungen zu machen, die unbefriediget zu Drohungen führten! – Es ist mein Gatte gewesen, der auch diesen seinen Mordgesellen ermordete und in's Wasser stieß! – Ich bin das Weib eines Mörders, eines Räubers, eines blutigen Verbrechers!«
    Sie gerieth in wüthende Verzweiflung! Sie tobte und rasete, bis sie ermattet darnieder sank. Da wurde sie ruhiger. Die Wuth ging in Wehmuth über. Gustav's bleiche Gestalt, eine klaffende Wunde im Herzen, stieg vor ihr auf. Sie streckte ihm, als ob er wirklich vor ihr stände, beide Arme entgegen und schluchzte: »Verzeihung!« Aber auch ihr Gemal zeigte sich den verwirrten Sinnen und mahnte sie an manche Stunde beglückenden Vereines.
    »Warum hast Du den Freund getödtet?« wollte sie fragen; . . . da schwanden die täuschenden Bilder und sie war wieder allein in ihrem Elend.
    »Was beginn' ich nun? Auf wessen Seite soll ich treten? Bin ich verpflichtet, mich dessen anzunehmen, dessen Namen ich führe, der meines Kindes Vater sein wird? Oder hab' ich den zu rächen, der mich auch die Seinige nannte, dem ich gehörte? Soll ich dem heimkehrenden Gatten entgegenrufen: Hebe Dich von mir, an Deinen Fingern klebt Blut? Oder soll ich ihm sagen: entdecke Dich Deinem Weibe, daß es versuche Dich zu retten? – Nein! Keines von Beiden! Ein's wie das And're unausführbar, unmöglich! Ist mein schauderhafter Argwohn begründet; sind die entsetzlichen Combinationen, die sich mir aufdrängen, mehr als Spiel erhitzter Einbildungskraft, so ist er verloren; – mit einem Doppelmörder kann ich nicht leben und sein. Ist es nicht, dann darf er niemals erfahren, daß ich diese Gräuel ihm zugemuthet; sonst müßte er mich von sich stoßen, als ruchlose Mörderin seiner Ehre. Er kann unschuldig sein! Deßhalb werde meiner Seele qualvolles Ringen einem Dritten vorgehalten, daß dieser mit unbefangenem Urtheil entscheide, was geschehen muß! An den Justizrath will ich schreiben, der die Untersuchung in Neuland führte; der schon einige Briefe mit mir gewechselt; der sich einsichtsvoll, besonnen, theilnehmend bewährte. Jedes Wort will ich abwägen, jeden Ausdruck bedenken. Nichts für, nichts wider; einzig und allein die Sache, wie sie steht. Mehr kann ich nicht thun, und auch nicht weniger. Den Ausgang lege ich in Gottes Willen.«
    Sie schloß ihre Thür und verfaßte einen langen, ausführlichen Bericht, worin sie mit vollständiger Klarheit den Gang der Vorfälle und Ereignisse zusammenstellte, durch welche sie auf ihre unheilbringenden Muthmaßungen geleitet worden. Als sie durchlas, was sie geschrieben, bemerkte sie, es herrsche in diesem schriftlichen Aufsatze ungleich mehr ein Bestreben vor, sich und den Empfänger von der Nichtigkeit jener Muthmaßungen, als umgekehrt ihn und sich von Emil's Schuld zu überzeugen. Mit diesem Tone des Briefes war sie vollkommen zufrieden: »Der Mann des Gesetzes soll nur durch mich erfahren, was hier geschehen! Wie es geschehen sein kann und durch wen? Und in welchem Zusammenhange Schwarzwaldau mit Neuland steht? Dieß zu prüfen, vielleicht zu ergründen, bleibe seine Aufgabe. Die meinige ist erfüllt.«
    Sodann befahl sie, daß man ihren halbgedeckten Wagen anspanne; untersagte dem Kammermädchen auf's Strengste, dem gnädigen Herrn von dem verdorbenen Schlosse ihres Secretairs und der Arbeit des Dorfschmiedes zu sagen; und setzte sich ein, sobald nur die Kutsche vorfuhr.
    Sie sei auf eine Stunde nach Thalwiese hinüber, (solle man dem Herrn melden,) und werde bald wieder zu Hause sein. – –
    Gerade während Emil in den Hofraum des Schlosses Schwarzwaldau einritt und die Meldung entgegennahm, die seine Gemalin für ihn hinterlassen, sprengte aus dem Wirthschaftsgehöfte von Thalwiese ein zuverlässiger Stalljunge, auf seiner Brust ein in Wachsleinen sorglich gewickeltes Schreiben tragend, welches laut beiliegendem Zettel: ›Der Postmeister des nächsten Amtes gebeten wurde, durch Estaffette weiter zu befördern.«
    Um acht Uhr Abends saßen Herr und Frau von Schwarzwaldau miteinander am Theetisch.
    Er bestätigte, daß der im Mühlgraben aufgefundene Todte in der That kein Anderer zu sein scheine, als der ehemalige Büchsenspanner Franz Sara und setzte hinzu: Nähere Erörterungen würden erst

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