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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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lassen sollte. Oder Winterhalter? Er musste ihn endlich dazu bringen, ihm das Bild zu schicken, das der Kommissar von der Toten gemacht hatte. Vielleicht war darauf etwas zu erkennen, was auf eine mögliche Drogensucht der Frau hinwies. Riesle entschied aber, damit bis zum morgigen Tag zu warten.
    Winterhalter würde ihm wohl so oder so bis auf Weiteres jede Auskunft verwehren.
    Heute Abend galt es jedenfalls, selbst zu recherchieren.
    Villingen-Schwenningen hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren über eine veritable Drogenszene verfügt und im gesamten Bundesland mit die meisten Rauschgifttoten gehabt.
    Einige Dealer hatte Riesle selbst gekannt. Einige Opfer leider auch.
    Und er wusste: Wenn diese Elena wirklich in die Drogenszene des Schwarzwalds involviert gewesen war, dann musste man sie wohl im »Nashorn« kennen.
    Das »Nashorn« war ein Schuppen in der Villinger Innenstadt, den es seit mehreren Jahrzehnten gab, und in den sich Riesle in nüchternem Zustand nur ein-, zweimal getraut hatte – und das natürlich ebenfalls zu Recherchezwecken.
    Es war ein Laden, in dem sich im Normalfall niemand dafür interessierte, wer der andere war – vorausgesetzt, er arbeitete nicht für die Polizei.
    Eine Pinte, in der sich die Preise für einen Wodka-Lemon nach dem Bekifftheitsgrad der Bedienung richteten.
    Als der Journalist in den alten Jeans und dem kaum neueren T-Shirt in sein Auto stieg, überlegte er, dass die Drogengeschichte der Grund sein konnte, weshalb sich außer diesem anonymen Anrufer und der alten Freundin niemand beim Kurier gemeldet und den wirklichen Namen der Toten bekannt gegeben hatte. Mit Rauschgift und Leuten, die auf Droge waren, wollten nur die wenigsten in Verbindung gebracht werden.
    Das »Nashorn« hatte sich nicht verändert. Um diese Uhrzeit war es allerdings kaum frequentiert, was auch mit den hochsommerlichen Temperaturen zu tun haben mochte. Der Journalist musterte das halbe Dutzend Anwesender: drei Kiffer, drei Trinker, aber niemand, der härter drauf war.
    Die Wände zierten alte Zeitungsausschnitte, vorwiegend sowjetischer Magazine – Relikte der Achtziger. Ansonsten sah er eine gebrauchsunfähige Haschpfeife, zerlumpte Teppiche und matte Funzeln, die nie mehr repariert würden, weil man das fahle Licht genauso haben wollte.
    Die Toilette wollte Riesle nicht besuchen, das reichte ihm noch vom letzten Mal. Sie benutzte man eigentlich nur, wenn es gar nicht mehr anders ging. Oder wenn man so voll mit was auch immer war, dass die Hygienehemmungen schwanden. Oder – und das war wohl der Hauptgrund – wenn man dealen wollte.
    Vermutlich gab es die altmodisch-grauen, unten offenen WC -Kabinen primär, damit man alles Mögliche von einer Kabine zur anderen weiterreichen konnte.
    Soweit Riesle sich erinnerte, waren auf den Türen sowie den Toilettenwänden mit Edding Parolen gegen »Bullen, Staat und Kapital« sowie die Namen irgendwelcher Undergroundbands verewigt. Auf der Damenvariante war Riesle bislang nie gewesen. Er sah keinen Grund, das zu ändern.
    Zwei junge Männer mit zotteligen Haaren und in Lederhosen saßen an der Theke und schlürften lustlos etwas, das Riesle zunächst nicht erkennen konnte. Dann bemerkte er, dass es tatsächlich Tee war.
    Sein Plan war, allmählich ins Gespräch zu kommen, mit wem auch immer.
    Das etwa achtzehnjährige Mädchen hinter der Theke hatte rein optisch Ähnlichkeit mit Martina Hummel – zumindest, wenn man von den fahrigen Bewegungen und dem leicht abwesenden Blick absah.
    Riesle atmete durch und bestellte ein Bier.
    Die Typen oder die Bedienung zuerst? Er entschied sich für Letztere und zog den Computerausdruck des Passfotos aus der Hosentasche.
    Â»Kennst du sie?«, fragte er und hielt es ihr unter die Nase.
    Das Mädchen reagierte erst beim zweiten Versuch.
    Â»Schon so früh am Abend ein Bulle?«
    Riesle ließ sie in dem Glauben. Es war zumindest noch ein klein wenig wahrscheinlicher, dass sie einem Polizisten etwas sagte als einem Journalisten. Bei einem Bullen spürte sie eher den Zwang der Obrigkeit. Oder doch nicht?
    Â»Scheißbullen«, begehrte der eine müde Teetrinker auf.
    Vielleicht war es die Hitze, die die Leute von körperlichen Aggressionen abhielt. Zumindest vorläufig.
    Â»Ein Vorschlag«, meinte Riesle unbeeindruckt. »Ihr sagt mir, auf was für Stoff sie war, und ich bin

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