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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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stimmte die Bedienung mit ein.
    Â»Hat er?«, wollte die Schwarzwaldmarie erneut wissen. Sie hatte energische Gesichtszüge, wirkte dabei aber dennoch fraulich. Und sie war dem Dialekt nach eine echte Landbewohnerin. Eigentlich die ideale Vertretung für Winterhalter – gewissermaßen eine weibliche Ausgabe von ihm in jünger und optisch ansprechender.
    Â»Hab ich nicht«, beteuerte Riesle. »Das haben die Herrschaften nur vermutet!«
    Â»Also: Ihren Ausweis, bitte«, wiederholte die Schwarzwaldmarie. Sie blickte sich im »Nashorn« um und wollte etwas sagen, unterließ es dann aber.
    Â»Wenn Sie den Kurier lesen, müssten Sie mich kennen. Riesle. Klaus Riesle.«
    Â»Ein Pressefuzzi?« Jetzt waren die beiden Männer an der Theke ehrlich empört.
    Riesle überlegte, was das mittlerweile für Zeiten waren, in denen ein Journalist negativeres Aufsehen in einer Drogenkneipe verursachte als eine Polizistin, die hier kontrollierte.
    Â»Wenn Sie Herr Riesle sind, habe ich tatsächlich schon von Ihnen gehört«, sagte die Schwarzwaldmarie. »Das hilft momentan aber nicht weiter. Also: Ausweis, bitte.«
    Â»Hab ich nicht dabei«, sagte Riesle, der aus gutem Grund, wie er fand, inkognito in diese Pinte gegangen war. Die Betonung lag auf »war«, denn seine Tarnung war nun futsch.
    Â»Was machen wir denn jetzt mit Ihnen?«, fragte die Schwarzwaldmarie sich selbst, als gäbe es hier keine interessanteren Personenkontrollen.
    Ihr mittlerweile dazugestoßener uniformierter Kollege hob die Schultern.
    Â»Einsperren«, schlug die Bedienung vor.
    Zwei Stunden später trottete Klaus Riesle alleine durch die Villinger Fußgängerzone. Nur noch vereinzelt saßen Menschen in den Außenbereichen der Gaststätten. In einigen Fenstern spiegelten sich die Lichter, und Riesle hörte die Glocke des Münsters.
    Es war ein schöner, ein ruhiger Sommerabend inmitten der mittelalterlichen Stadtmauern.
    Riesle mochte das Ambiente – er hing an seiner Stadt. Er merkte aber auch, dass er älter wurde. Noch nicht so alt, dass er sich in einen abgeranzten Wohnwagen irgendwo auf einen piefigen Campingplatz nach Italien begeben wollte, aber schon mindestens eine Generation weiter als die Gestalten, denen er im »Nashorn« begegnet war.
    Riesle fühlte die Einsamkeit. Er fühlte sie besonders, als er beschloss, nicht noch auf einen Schlummertrunk in eine Kneipe zu gehen, weil er zu müde dazu war. Und vielleicht auch, weil er sich schämte, alleine zu sein.
    Es war ein beunruhigendes Zeichen.
    Er hätte nach Feststellung seiner Personalien mittels Presseausweis in der Redaktion schon fast die Schwarzwaldmarie gefragt, ob sie etwas mit ihm trinken gehen wollte – und zwar nicht, weil er sie für besonders attraktiv hielt, sondern einfach, weil er Gesellschaft brauchte. Gesellschaft von jemand, der zumindest annähernd in seinem Alter war.
    Im konkreten Fall scheiterte das aber schon daran, dass die Schwarzwaldmarie im Dienst war – wenn auch nicht auf derselben Spur wie er, sondern tatsächlich nur auf einer Routinekontrolle durch einschlägige Gaststätten. Mit dem Todesfall in Italien seien sie nicht befasst, hatte die Kommissarin relativ glaubwürdig versichert.
    Riesle schnaufte tief durch und versuchte, den spätabendlichen Wind einzufangen. Vielleicht doch noch ein Bier in einem Lokal?
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, denn just sah er einen alten Bekannten über den zentralen Latschariplatz laufen.
    Präziser: torkeln.
    Â»Mir geht’s schlecht, Klaus«, lallte der.
    Â»Das ist ja auch kein Wunder, Didi«, entgegnete Riesle. »Trink halt weniger.«
    Â»Ich habe Li… Liebeskummer. Was ist, wenn Martina mit diesem Spa… Spaghetti was anfängt?«
    Didi Bäuerle war in keinem ordnungsgemäßen Zustand.
    Â»Und außerdem habe ich Sehnsucht nach Ma… Ma…«
    Â»Deiner Mami …? Ach so, Martina?«
    Â»Maximilian.«
    Puh. Der hatte Riesle gerade noch gefehlt.
    Immerhin war Bäuerle in diesem Moment ein gar nicht so unwillkommener Beweis dafür, dass eine Beziehung auch nicht alle Probleme löste.
    Mitunter ganz im Gegenteil.
    Â»Lass uns nach Italien fahren, Klaus«, schlug Didi Bäuerle vor. »Jetzt sofort!«
    Â»Prima Idee«, spottete Klaus mild. »Und wer fährt? Du etwa?«
    Â»Das … Das schaffe ich schon«,

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