Schwarzwaldstrand
Winterhalter ganz im Gegensatz zu ihm selbst offenbar einen konstanten Zugang zu Martinas Passwörtern hatte, empörte ihn zusätzlich.
»Des neue Passwort vom iPad â¦Â«
»Marco?«
»Marco.«
Hummel grummelte noch, als Hilde Winterhalter schon angelaufen kam, um ihren Mann an Ort und Stelle abzuführen.
»Jetzt schon?«, fragte der.
»Natürlich jetzt. Sonst gibtâs nix Gâscheitâs mehr dort«, erläuterte sie.
Winterhalter erhob sich schnaufend. »Machet Sieâs also?«, fragte er möglichst unverdächtig.
Hummel nickte grimmig. Er würde Marco beschatten â und wie!
»Um was gehtâs denn?«, fragte Hilde. Hubertus bildete sich ein, dass sie gerade nicht so gut auf ihn zu sprechen war. Vermutlich lag es daran, dass er â zumindest offiziell â die Bilder von der Toten am Strand gemacht hatte, die die harmonische Urlaubsanordnung auf Winterhalters Fotoapparat zerstörten. Der Kommissar hatte Hummel darum gebeten, das im Notfall auf seine Kappe zu nehmen.
»Ich erklärâs dir auf dem Weg«, meinte Winterhalter zu seiner Frau und musste sich nun schon wieder eine neue Ausrede einfallen lassen.
»Also, Ade dann, Herr Hummel.«
»Ade«, sagte Frau Winterhalter kurz angebunden.
Hummel blieb gedankenverloren noch auf einen Espresso sitzen und bestellte sich ein weiteres Sandwich.
Auf dem Rückweg schaute er am Pool vorbei, doch der war noch geschlossen.
Plötzlich fühlte er etwas Nasses, Kaltes. Erst im Rücken, dann sogar an seinen spärlichen Haaren. Erst nach einigen Sekunden war ihm klar: Da beschoss ihn jemand mit einer Wasserspritzpistole!
Hummel sah sich nicht um und lief eiligen Schrittes, doch möglichst würdevoll davon. Im Augenwinkel entdeckte er ein Death-Metal-T-Shirt.
31. Kadavergehorsam
Klaus hatte sich im Internet schon vor ihrer Abfahrt die Adresse des Bestatters besorgt. Jesolo war ein Ferienort mit siebzehn Kilometer langem Strand. Zu den gut zwanzigtausend Einwohnern gesellten sich im Sommer noch mal etliche Tausend Touristen. Ohne Adresse und Navigationssystem hätte er den Bestatter in dem lang gezogenen Ferienstädtchen wohl niemals gefunden. Es war acht Uhr. Lediglich ein paar mürrisch dreinblickende Einheimische waren unterwegs.
»Klaus, wir haben noch nicht mal gefrühstückt, und du willst dir auf nüchternen Magen jetzt wirklich die Leiche â¦?«, fragte Didi zögerlich. Gerade mal gut zwei Stunden hatten sie im Auto in irgendeiner SeitenstraÃe gepennt. Er fühlte sich hundeelend. »Und überhaupt: Um diese Uhrzeit wird der Bestatter wohl noch nicht arbeiten.«
»Von wegen«, triumphierte Klaus und zeigte auf den Leichenwagen, aus dem zwei schwarz gekleidete Männer gerade einen Sarg zogen. »Der Sensenmann richtet sich nicht nach Arbeitszeiten, der schlägt manchmal ganz unvermittelt zu.«
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Didi mit einer Spur Beunruhigung in der Stimme.
»Was haben wir vor, müsste die Frage lauten«, grinste Klaus, bei dem das Jagdfieber die Müdigkeit besiegt hatte. »Wir gehen jetzt rein, reden mit den Typen und schauen uns die Leiche mal etwas genauer an.«
Wie Riesle das schaffen wollte, verriet er Bäuerle noch nicht; nur, dass er unbedingt mit hineinmüsse. »Mach dir keine Sorgen, Didi, ich habe alles organisiert.«
Was Klaus sonst noch mit der Leiche vorhatte, verschwieg er Bäuerle ebenso. Der würde sich sonst glatt weigern â¦
»Warum muss ich denn überhaupt mit rein? Ich könnte doch derweil hier im Auto ein Nickerchen â¦Â«, sagte Bäuerle nun schon leicht verzweifelt.
»Didi, wir sind doch vom Bestattungsunternehmen Kunzmann. Und Bestatter sind nun mal zu zweit. Der Bandle in Villingen schleppt seine Leichen ebenfalls nicht alleine. Da kann ich doch nicht ohne Kompagnon auftauchen. Also komm schon! Ich hab dich runter nach Italien gefahren, jetzt tu mir den Gefallen und geh wenigstens mit rein. Du musst ja gar nichts sagen!«
Didi erhob sich schnaufend.
Da Bestatter Rossi offenbar nur bedingt mit deutschen Touristen zu tun hatte â und wenn, dann vermutlich eher mit verblichenen â, hielt sich sein entsprechender Wortschatz deutlich in Grenzen.
Klaus ignorierte das allerdings stoisch. »Guten Morgen«, begrüÃte er die Männer in Schwarz, die den Sarg gerade im Vorraum
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