Schwarzwaldstrand
einigen Wohnmobilen war vor ihnen, denn â und das war die noch schlechtere Neuigkeit â eine groÃe Schranke machte die Befahrung des Campingareals unmöglich. Zumindest um diese Uhrzeit.
Erschwerend hinzu kam das an der Schranke befestigte Schild »Belegt â occupato«. Würden sie überhaupt einen Platz bekommen? Zur Not müssten sie halt den von Familie Hummel teilen. Oder gleich mit im Wohnwagen schlafen, überlegte Riesle in der ihm eigenen Dreistigkeit.
Die meisten der vor ihnen Stehenden waren vermutlich ebenfalls Stauopfer, die jetzt erschöpft in ihren Autos eine Mütze voll Schlaf nahmen.
»Verdammt!« Riesle war plötzlich wieder hellwach, hupte einige Male und lieferte sich anschlieÃend die ersten Wortgefechte mit anderen, ebenfalls übermüdeten Wartenden.
»Lass uns schlafen, Klaus!«, war das Einzige, das Bäuerle herausbrachte.
»Ja«, richtete sich Riesles Wut nun gegen seinen Beifahrer. »Wahrscheinlich macht Martina das auch gerade â mit diesem Italiener!«
Immerhin brachte diese Bemerkung Didi dazu, mit Riesle das Auto zu verlassen und die Schranke zu Fuà zu umgehen.
Weit kamen sie nicht, denn dort standen zwei breitschultrige, in Schwarz gekleidete Männer mit der Aufschrift »Security« auf der Rückseite ihrer Kurzarmhemden. Sie sprachen Riesle und Bäuerle gleich auf Deutsch an â man sah es ihnen offenbar an.
»Wo iste Ihre Bändschen?«
»Mein was?«, fragte Riesle konsterniert.
»Sind Sie vonne unserem Campingplatz?«, fragte einer der beiden Sicherheitsleute.
»Ja, natürlich«, antwortete der Journalist schnell.
»Ihre Bändschen. Sie haben doch bekommen bei de Anmeldung diese Bändschen.«
»Aber wir haben uns doch noch gar â¦Â«, setzte Bäuerle träge an.
Riesle schaltete schnell und unterbrach ihn. »Ach, die Bändchen«, sagte er. »Oh, die haben wir leider in unserem Wohnwagen vergessen.«
Der kleinere der beiden Securitymänner schaute ihn misstrauisch an. »Ihr Name?«
»Hummel«, sagte Riesle. »Hubertus Hummel.«
»Und Ihre Stellplatz?«
O weia. Jetzt den richtigen zu erraten war so gut wie unmöglich: »Dreitausendzweihundertzwölf«, sagte der Journalist aufs Geratewohl.
»Come?«
»Irgendwas mit Dreitausend«, wiederholte Riesle ärgerlich. »Wir wollen jetzt zu unserem Platz! Man kann doch die Nummer des Standplatzes nicht immer im Kopf haben.«
»Sie sind Signor Ummel?«, bohrte der Angestellte weiter. »Seit wann sind Sie hier auf unsere Platz?«
»Drei Tage«, nuschelte Riesle.
Nun mischte sich der andere Sicherheitsangestellte ein â er war etwas gröÃer und hatte ebenfalls pechschwarzes Haar, sofern man das im fahlen Licht erkennen konnte. »Abben Sie da gerade so gehupt?«
Die beiden blieben die Antwort schuldig.
»Bitte, Err Ummel, wenn Sie sind drei Tage da, Sie sicher wissen: Welsche Farbe hat denn Ihre Bändschen?«
Mist, dachte Riesle und überlegte schnell. Welche Farbe hatten solche Armbändchen wohl? In seinen längst vergangenen All-inclusive-Club-Urlauben mit Journalistenrabatt hatte er alles von Rot bis Regenbogenfarben gehabt.
»Grün«, riet er dann mit groÃer Zielsicherheit.
»Wir abben gar keine grüne Bändschen«, sagte der Kleinere triumphierend.
»Hören Sie«, rief Bäuerle, der allmählich die Nerven verlor. »Wir wollen zu Herrn Hummel! Hubertus. Und zu seiner Frau Elke und seiner Tochter Martina. Und zu Maximilian. Ich bin der Vater.«
»Sie sind der Vater von Errn Ubertus Ummel?«, wollte nun der GröÃere wissen.
»Es tute mir leid, aber de Campingplatz öffnet erst umme 7  Uhr  30. Sie müssen warte, wie alle andere hier. Dann Sie können Ihren Sohn besuchen.«
»Hubertus ist mein Freund«, erklärte Bäuerle verzweifelt. »Maximilian ist mein Sohn. Und Martina meine â¦Â«
»Das ist doch ein RIESENMIST !«, drehte nun der übermüdete Riesle mittelschwer durch. »Jetzt passen Sie mal auf: Hier ist mein Presseausweis. Sie haben kein Recht, meine Recherche zu behindern!«, schrie er.
Der Kleinere schaute sich die Karte sehr gut an und sagte dann nur: »Sie eiÃen ja gar nischt Ummel, sondern Ries⦠Riesel.«
Drei Minuten später saÃen Riesle und Bäuerle wieder in ihrem Kadett.
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