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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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abgestellt hatten, um die Heckklappe des Leichenwagens zu schließen.
    Â»Buongiorno«, brummelten beide.
    Â»Desidera?«, fragte der Jüngere.
    Â»Wir sind vom Bestattungsunternehmen Kunzmann in Villingen-Schwenningen, Deutschland, und sollen im Auftrag der Angehörigen die Leiche von Elena Ridescu abholen. Überführung nach Deutschland«, sagte Riesle und zückte seine gefälschte Visitenkarte, die er, wie er selbst fand, durchaus kreativ vor der Abreise am Villinger Bahnhofsautomaten gestaltet hatte. Das entrückt lächelnde Engelchen auf einer rosa Wolke war ihm dabei als besonders passend erschienen.
    Den Italienern mit ihrem Hang zu Kitsch müsste so etwas gefallen.
    Doch die Mienen der beiden Bestatter hellten sich keineswegs auf. Sie musterten abwechselnd die Visitenkarte, dann wieder die beiden komischen Figuren. Der eine in einem ranzigen T-Shirt und mit schlabbrigen Bermudashorts, der andere in Jeanshose und mit Jeansjacke. Wie Bestatter sahen sie nicht gerade aus. Doch vielleicht liefen die ja in Deutschland so herum. Stil hatten die »crucchi« bekanntlich ohnehin nicht.
    Die italienischen Bestatter blieben weiter wortkarg, wenn auch jetzt immerhin auf Deutsch: »Leiche deutsche? Du abolen?«, fragte der Ältere der beiden. Das musste wohl Herr Rossi sein, der Chef des Bestattungsinstituts, der von dem Vorhaben keineswegs angetan war.
    Â»Sisisi«, nickte Riesle begeistert. »Wir abholen Leiche von Deutsche. Wo finden?« Klaus probierte es nun im plumpsten Ausländerdeutsch.
    Â»Ma il cadavere è previsto per il crematorio domani. Il trasporto per la Germania è previsto dopo.« Riesle verstand kein Wort, doch es sah aus, als wäre der Bestatter keineswegs mit ihren Plänen einverstanden. »Ce l’ha detto il dottore e il direttore del Camping.«
    Riesle schwirrte der Kopf. Er versuchte, sich die Wortfetzen sinnhaft zusammenzusetzen. Kadaver und Krematorium bekam er noch zusammen. Transport Deutschland auch. Aber wie passte das alles zusammen?
    Bäuerle, der früher mehrfach mit der Kirchengemeinde in Savona, der ligurischen Partnerstadt Villingen-Schwenningens, gewesen war, schien dafür einen hellen Moment zu haben. »Wenn ich’s recht kapiert habe, wollen die die Leiche erst nach der Verbrennung für den Transport nach Deutschland rausrücken, Klaus. Und ich glaube, die Anweisung kommt vom Arzt und vom Campingplatz.«
    Â»Wusste ich doch, dass ich dich gebrauchen kann«, klopfte Riesle seinem Ko-Bestatter auf die Schulter. »Du kannst tatsächlich Italienisch? Dann sag ihm doch bitte, dass wir die Leiche jetzt sehen möchten.«
    Doch Bäuerle musste passen. »Verstehen geht noch einigermaßen, aber sprechen nicht. Schon gar nicht ohne Schlaf.«
    Â»Wir Kadavere gucken«, probierte Riesle es selbst – unterstützt von Zeichensprache. Er richtete Zeige- und Mittelfinger auf die Augen und schob dann ein »Lookie, lookie« hinterher.
    Die beiden echten Bestatter schauten sich mürrisch an und tuschelten etwas. Dann sagte der Ältere: »Va bene. Andiamo.«
    Â»Andiamo, andiamo«, versuchte Riesle die Gesprächsatmosphäre etwas aufzulockern. Doch die Italiener schüttelten nur den Kopf.
    Sie gingen in einen größeren Raum, in dem offenbar die Kühlzellen aufgereiht waren. Das Ganze wirkte wie ein großer Kühlschrank mit kleinen Türchen.
    Â»Ich geh dann mal an die frische Luft. Ruf mich, wenn du fertig bist, Klaus.« Bäuerle wurde es unheimlich.
    Â»Hiergeblieben«, befahl Riesle nun seinem angeblichen Angestellten. »Was macht das sonst für einen Eindruck auf die!«
    Der jüngere Italiener öffnete eine der Kühlboxen und zog die mit einem weißen Tuch abgedeckte Leiche heraus.
    Der ältere schaute auf den am Zeh angebrachten Zettel. »Elena … Ridescu?«
    Â»Si, si«, bestätigte Klaus. »Ridescu.«
    Â»Vuole vedere?«, fragte Rossi.
    Riesle zog die Schultern hoch. Auch Bäuerle konnte diesmal nicht helfen.
    Â»Lookie, lookie cadavere?«, fragte er und grinste feist.
    Â»Si, si.« Riesle war erleichtert.
    Â»No, no«, beeilte Bäuerle sich zu sagen.
    Doch Didi war zu langsam, die Leiche bereits abgedeckt. Sie war kein schöner Anblick, hatte eine gelbliche Haut. Und selbst dem Laien Riesle fiel auf, dass die Frau von Leichenflecken übersät war.
    Â»Hilfe!«, sagte Bäuerle spontan,

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