Schwarzwaldstrand
was die beiden Italiener aber zum Glück nicht recht deuten konnten.
Riesle versetzte ihm einen Hieb in die Seite.
»Du mutest mir ganz schön was zu, Klaus! Was hab ich bitte mit der Leiche zu tun?«, jammerte Didi.
»Mehr, als du denkst«, sagte Klaus vielsagend, ohne weiter darauf einzugehen.
»Allora«, setzte nun Rossi an. »Lei vuole trasportare la signora morta per la Germania. Ha un permesso?«
»Puh! Was hat er gesagt?«, fragte Didi.
Klaus hatte eine Idee. »Momento«, sagte er und fragte nach einem »telefono?«. Sie gingen in ein Nebenzimmer. Riesle sparte sich die Frage, ob er nach Deutschland telefonieren dürfe, und setzte auf die bewährte Ãberrumpelungstaktik. Er wählte die Handynummer von Giorgio, seinem Stamm-Italiener. Oder besser gesagt die von Arbin, seinem â wie er mittlerweile wusste â Stamm-Albaner. Dessen Italienisch war zwar bekanntlich nicht das Gelbe vom Ei, aber wenn Riesle blutiger Anfänger und Bäuerle etwas mehr als das war, konnte man Arbin als Fortgeschrittenen unter den Amateuren bezeichnen. Für jemanden, der sich als Italiener ausgab, war das zwar erbärmlich, aber in diesem Fall mochte er dennoch von Nutzen sein.
»Ciao, Giorgio!« Riesle war erleichtert, als er nach dem achten Klingeln endlich ranging.
»Ja, ich weiÃ, wie viel Uhr wir jetzt haben. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe«, musste der Journalist erst mal beschwichtigen. »Aber es ist wirklich wichtig. Lebenswichtig, hörst du? Ich brauche deine Ãbersetzerdienste. Wir sind beim Bestatter in Italien und wollen eine Leiche mitnehmen. Frag ihn, was er von uns will.«
»Klaus, wir wollen die Leiche doch gar nicht mitnehmen!«, fiel Didi ihm ins Wort, wurde aber ignoriert. Ebenso Arbin alias Giorgio, der erst mal wissen wollte, ob Riesle noch alle Tassen im Schrank habe. Doch der drückte Herrn Rossi den Hörer in die Hand. Sein jüngerer Kollege setzte sich an einen Schreibtisch und begann, Papierkram zu erledigen.
Dann hielt der Bestatter Riesle den Hörer wieder hin.
»Wenn ich ihn recht verstanden habe, möchte er von euch irgendeine Genehmigung sehen, die euch berechtigt, die Leiche nach Deutschland zu überführen. AuÃerdem wohl was von der Familie der Toten«, berichtete Arbin.
»Frag ihn, welche Behörde er meint. Sag ihm doch, dass wir die Genehmigung umgehend zufaxen lassen. Und plauder ein bisschen mit ihm über seine Arbeit«, instruierte Riesle und ignorierte erneut die Zwischenfrage von Arbin, ob er eigentlich komplett verrückt geworden sei und was zum Geier er mit einer Leiche vorhatte.
Riesle hielt Rossi den Hörer unbeeindruckt wieder hin.
Dann schob er Bäuerle unauffällig in den Nebenraum, während der Bestatter tatsächlich von Arbin in ein längeres Gespräch verwickelt wurde â hauptsächlich deshalb, weil dessen Italienisch so mies war.
Der andere schien weiter am Schreibtisch beschäftigt zu sein.
Irgendwie entwickelte sich das Telefonat nicht nach Plan, wenn Riesle die Stimme des Bestatters richtig deutete. Er würde ihnen die Herausgabe der Leiche vermutlich verweigern â oder?
Dann ging alles blitzschnell.
»Los, pack an!«, flüsterte Riesle. »Nimm du die FüÃe!«
Bäuerle war so baff, dass er nicht zum Widerspruch imstande war.
Mit dem weiÃen Bündel unter den Armen huschten sie durch die Gänge und standen kurz darauf vor Riesles Kadett â¦
32. Ãberraschungsbesuch
»Du wirst sehen«, sagte Constanze, »Venedig ist einfach immer wieder zauberhaft. Wann warst du denn das letzte Mal da?«
Elke überlegte, bohrte ihren rechten groÃen Zeh tief in den Sand und blickte auf das weite Meer.
Hubertus zählte vier Kreuzfahrtschiffe â und das morgens um halb neun.
»Das ist mehr als zwanzig Jahre her«, sagte Elke dann und rieb sich Sandkörner von ihren Batikshorts, die sie vor einigen Jahren selbst gefärbt hatte. »Hubertus ist mehr so der Typ, der Urlaub daheim im Schwarzwald machen will. Manchmal denke ich aber, dass da die Erweiterung des Horizonts auf der Strecke bleibt.«
Hummel verdrehte die müden Augen. Dietmar und seine Frau waren offenbar schon mittendrin in den »guten Gesprächen«, die Privates selbstverständlich nicht ausklammerten.
Er war nach dem Barbesuch mit Winterhalter nur auf diesen morgendlichen Strandspaziergang
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