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Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition)

Titel: Schwedenbitter: Ein Hamburg-Krimi (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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meinem Türrahmen und legt mir die Hand auf die Stirn. »Sag mal, soll ich dich vielleicht ins Krankenhaus bringen? Du hast doch Fieber.«
    »Nein«, sage ich, »Blödsinn.«
    »Du siehst aber echt schlimm aus.«
    »Danke, sehr freundlich.«
    »So war das nicht gemeint.«
    »Schon okay. Komm rein, du Ganove.«
    »Ex-Ganove, bitte. So viel Zeit muss sein.«
    Er entert mit großen Schritten meinen Flur, biegt ins Schlafzimmer ein, schmeißt sich aufs Bett und sagt:
    »Komm her, Baby. Du solltest dich wirklich hinlegen.«
    Ich habe nicht die Kraft, ihm zu erklären, dass er mich nicht Baby nennen soll, überhaupt habe ich nicht die Kraft für irgendwas, ich bin ein denkbar gutes Opfer für einen strammen Mittzwanziger, also lasse ich mich auch einfach aufs Bett fallen und warte, was kommt. Klatsche möchte wahrscheinlich ein bisschen rumkaspern, das sehe ich an seinem Blick. An seinen blitzenden Augen. An dem gespannten Zug um den Mund. Er liegt neben mir, auf den rechten Ellbogen gestützt, und grinst mich an. Ich glaube, der will doch nicht rumkaspern. Der will mich provozieren.
    »Was?«, frage ich.
    »Baby, ich werde wahrscheinlich umsatteln«, sagt er.
    »Wie, umsatteln?«, frage ich. »Bin ich dir zu alt?«
    »Blödsinn. Ich will doch nicht mein bestes Pferd wechseln.« Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, dreht sich auf den Rücken, zündet sich eine Zigarette an, kuckt an die Decke und sagt: »Ich denke darüber nach, in die Gastronomie einzusteigen.«
    Dann schaut er mich triumphierend an.
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
    »Nicht gut?«, fragt er.
    »Ich weiß nicht«, sage ich. »Wo willst du denn einsteigen?«
    »Pass auf«, sagt er und stützt sich wieder auf den Ellbogen, »Ali geht in Rente.«
    »Welcher Ali?«
    »Ali, der dicke Türke, dem die Blaue Nacht gehört«, sagt er, »der Typ, der damals den kleinen Heiner Matzen versteckt hat, weißt du noch?«
    Ich nicke. Ali. Ich weiß noch. Und ich weiß auch noch, dass Ali nicht nur Gastronom ist. Ali hat seine Finger ganz tief im Kiez stecken.
    »Also«, sagt Klatsche, »Ali hat Rocco und mich gefragt, ob wir seinen Laden übernehmen wollen.« Er setzt sich auf und macht einen auf ganz wichtig. »Ich meine, der große Ali fragt uns kleine Checker, ob wir sein Erbe antreten wollen. Das ist ’n Hammer!«
    Totaler Hammer. Der ehemalige Einbrecherkönig Klatsche und sein Knastkumpel Rocco Malutki machen zusammen eine Kneipe im Rotlichtviertel auf.
    »Jetzt sag schon!«, sagt er.
    »Totaler Hammer«, sage ich und muss husten.
    »Ja«, sagt er, »Riesenkompliment von Ali, oder? Da kann man doch nicht nein sagen.«
    Er kuckt mich an.
    »Hörst du irgendwann eigentlich auch mal wieder auf zu husten?«
    Ich schüttele den Kopf und huste weiter. Als es wieder still ist, streichelt er mir übers Haar und fragt:
    »Und? Was gibt’s bei dir Neues? Außer deiner Schwindsucht, meine ich.«
    »Zwei tote alte Amerikaner in Hamburg Süd«, sage ich.
    »Aha«, sagt er. »Da ist meins jetzt aber aufregender, oder?«
    Ich hab den Jungen ja echt gern, doch manchmal könnte ich ihm den Arsch versohlen.

FALLER RELOADED
    D er Taxifahrer setzt mich am S-Bahnhof Wilhelmsburg ab. Ich finde, der Hamburger Süden ist eine verdammt undurchsichtige Gegend. Angeblich ja der heiße Scheiß. Der nächste Szenestadtteil. Der Sprung über die Elbe. Wilhelmsburg, die neue Mitte Hamburgs. Hamburg, wachsende Stadt. So ein Blödsinn, echt. Jedes Mal, wenn ich hier bin, sehe ich nichts von alldem. Ich sehe eine Mischung aus Ghetto und niedlicher Natur, aber das ergibt kein Bild, denn Ghetto und niedliche Natur stehen sich naturgemäß im Weg. Da sind abgefuckte Wohnblöcke, triste Kneipen, graue Straßen. Und direkt nebenan wachsen Birken und Weiden und Rosenstöcke, manchmal ist da auch ein kleiner Kanal oder ein Weiher. Es gibt sogar alte Bauernhöfe, ein bisschen weiter weg von den S-Bahn-Schienen. Ich verstehe die Idee: Das könnte schön sein hier. Aber es funktioniert nicht. Das Problem sind die Probleme. Die Tristesse. Hier weht nicht der Geist von Aufbruch durch die Luft. Hier gammelt die Perspektivlosigkeit. Das ist eine No-Hope-Ecke. Den Leuten hier geht’s nicht gut. Wer kann, haut ab. Und nur, wer sich was anderes nicht oder nicht mehr leisten kann, kommt hierher. Die Menschen sehen einfach nicht so aus, als wären sie freiwillig hier, als würden sie gerne hier leben.
    Kann man natürlich trotzdem versuchen, so was als aufregenden neuen Stadtteil zu verkaufen. Irgendwer wird

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