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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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sie.
    Doch was war das? Sie hielt an.
    Zwei Gestalten bewegten sich auf sie zu, Fackeln in der Hand. Der Schnee um sie herum schimmerte unheimlich, und sie schienen sich zu unterhalten, eine Stimme lachte barsch.
    Die Rabenprozession! Hanna musste beinahe kichern. Sie hatte den Brauch völlig vergessen, ganz darauf fixiert, in das Dorf zurückzufinden.
    Sie wartete, bis die beiden näher kamen. In der Tat steckten sie in den Kostümen, die auf Willis Fotos zu sehen waren. Doch warum waren es nur zwei? Sollte nicht das ganze Dorf zur Schlucht ziehen?
    Egal, sie würde sich ihnen anschließen. Hauptsache, sie fand zurück. Sie wollte ihnen eben entgegentreten, als sie ihre Worte vernahm. Und erstarrte.
    »Elisabeth hatte keine Angst«, hörte sie.
    Rasch schmiegte sie sich hinter einen Baum. Lauschte.
Sina!
Und …
    »Tut mir leid um dich. Aber du weißt zu viel.«
    Das konnte nicht sein!
Er,
ein Mörder? Warum?
    Sie hielt die Luft an, während die größere Gestalt Sina unsanft an dem Baum vorbeistieß.
    Hanna zerrte das Futter aus ihren Taschen. Gott, wo war nur dieses verfluchte Handy! Das Feuerzeug fiel zu Boden. Scheiße! Sie bückte sich und tastete im Schnee danach.
    Knack.
    Sie verharrte wenige Herzschläge lang. Wumm, wumm. Wumm, wumm. Dann richtete sie sich langsam auf.
    Er stand direkt vor ihr. Hanna starrte auf das, was er in der Hand hielt.

[home]
38
    E hrlinspiel stemmte sich gegen den daherjagenden Schnee, Evers kämpfte neben ihm gegen den Sturm. Die schweren Taschenlampen schnitten scharfe Lichtkegel in die Nacht, doch die dichten Flocken ließen sie nur wenige Meter weit sehen. Um ihre Körper schlangen sich Lederriemen mit schweren Funkgeräten, die Evers vom Polizeiposten mitgebracht hatte. Auf dem 4-Meter-Band konnten sie nicht nur auf nahe Distanz Kontakt halten, sondern auch mit der Funkleitzentrale in Freiburg in Verbindung bleiben.
    Ehrlinspiel verfluchte Wind und Wetter – die er normalerweise liebte, weil sie mit ihrer Urgewalt seine physischen Kräfte forderten.
    »Sind Sie sicher, dass das der kürzeste Weg nach oben ist?«, keuchte er zu Evers, während er einen Arm schützend gegen die nassen Zweige vor sein Gesicht hielt.
    »Ja.« Sie klang nicht sonderlich überzeugt.
    Renate hatte darauf bestanden mitzufahren, und Ehrlinspiel hatte sie geradezu vom Auto wegstoßen und zwingen müssen, bei Frieda auf dem Hof zu bleiben. Sein Wagen stand jetzt unten am Wald, unverschlossen, mitten auf dem Weg, wo der Pfad zur Schlucht abging. Wenigstens würde die Verstärkung somit gleich sehen, wohin sie gegangen waren.
    »Wir brauchen zu lange!« Die nahende Grippe und der fiebrige Wahn, dass sie zu spät kommen könnten, trieben ihm das Wasser aus den Poren, und mit brennenden Lungen legte er Tempo zu.
    Evers fiel hinter ihm zurück, und als sich schließlich eine freie Fläche vor ihm öffnete, blieb er japsend stehen. Er hörte Rauschen und leuchtete um sich. Vor ihm erhob sich nicht weit entfernt das Felsplateau. Er ging darauf zu, und der frische Schnee knirschte unter seinem schweren Schuhwerk.
    Vor dem schwarzen Abgrund, der sich um das Plateau legte wie ein Burggraben um eine Festung, blieb er stehen und spähte hinauf.
    Zwei Gestalten befanden sich oben, neben ihnen staken Fackeln, die die Szene in ein gespenstisches Licht hüllten. Sie trugen schwarze Kostüme und umkreisten sich wie Schlangen vor dem Kampf. Irgendwo hinter ihnen musste das Wasser aus dem Fels sprudeln. Ehrlinspiel hörte es hinabstürzen.
    Er zog seine Dienstwaffe. Die beiden schienen ihn nicht zu bemerken, trotz der grellen Taschenlampe. Unmöglich, exakt auf die größere Gestalt zu zielen und zu schießen. Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Scheiße!« Atemlos trat Evers neben ihn. »Er wird sie runterwerfen.«
    »Wie sind die da hinaufgekommen?« Ehrlinspiel musste ein Husten unterdrücken.
    Evers schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Wir müssen hinterher«, drängte er. »Ich suche rechts nach einem Zugang, Sie gehen links herum. Wenn Sie etwas finden, funken Sie mich sofort an.«
    »Sollten wir nicht auf die Verstärkung warten?«
    »Keine Zeit.« Geduckt hastete er los, funkte im Gehen die aktuelle Lage nach Freiburg durch und leuchtete dabei das verschneite Gelände ab. Nichts. Verdammt, irgendeinen Weg
musste
es geben! Vorsichtig trat er näher an die zerklüfteten Felsen. Der Untergrund war steinig, und er wusste, dass die Schneedecke trügerisch über dem glitschigen Moos lag. Das Risiko, dichter

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