Schweig um dein Leben
Vater war.
»Dad!«, rief ich und warf mich in seine Arme. Er drückte mich so fest an sich, dass ich dachte, meine Rippen würden brechen. Dann stand er auf und streckte die Arme nach Mom aus.
»Oh George!« Sie presste sich kurz die Hand auf den Mund. »Dem Himmel sei Dank, dir geht es wirklich gut! Ich hatte solche Angst um dich!«
»Und ich erst um euch!« Dad zog sie an sich und streckte den anderen Arm nach Bram aus.
Max schloss währenddessen die Tür, verriegelte sie sorgfältig und räusperte sich, bevor er sagte: »Ihr müsst eure Wiedersehensfreude leider auf später verschieben. Es gibt da ein paar Dinge, die ich dir noch nicht gesagt habe, Liz.«
Mom drehte sich in Dads Armen zu ihm um. »Wovon redest du?«
»Komm und setz dich, Liebes«, sagte Dad sanft und zog sie neben sich aufs Bett. »Wir müssen etwas Wichtiges besprechen.«
»Wie ihr bereits wisst, haben Loftins Anwälte Berufung eingelegt, und heute haben wir erfahren, dass ihr stattgegeben wurde«, erklärte Max. »Das bedeutet, dass er in weniger als einer Woche auf Kaution entlassen wird. Es bedeutet außerdem, dass George erneut in den Zeugenstand treten muss, wenn der Richter befindet, dass es in der Prozessführung zu Verfahrensfehlern gekommen ist. George schwebt also nach wie vor in großer Gefahr, genau wie ihr alle.«
»Aber wir können doch nicht ewig in Hotels wohnen!« Bei dem Gedanken, ins Mayflower zurückzukehren, packte mich das nackte Entsetzen.
»Natürlich nicht«, antwortete Max. »Das war eine Notmaßnahme, und sie hat ihren Zweck erfüllt, aber jetzt braucht ihr dauerhaften Schutz. Ich gehe davon aus, dass jeder von euch schon mal etwas vom Zeugenschutzprogramm gehört hat, richtig?«
Moms Gesicht verlor jede Farbe. »Nein, Max! Auf keinen Fall! Du willst uns doch nicht wirklich in so etwas hineinziehen?«
»Das Programm wird vom Justizministerium betreut«, fuhr Max fort, ohne auf ihren Einwand einzugehen, »und weist eine enorm hohe Erfolgsquote auf. Seit es existiert, hat es bereits über vierzehntausend Menschen ermöglicht, ihr Leben in einer sicheren Umgebung von Neuem zu beginnen.«
»Ihr Leben von Neuem zu beginnen!«, rief Mom fassungslos. »George und ich sind glücklich mit dem Leben, das wir führen! Wir lieben unser Zuhause, wir haben Freunde, unsere Arbeit, unsere Kinder sind glücklich in ihren Schulen – wie kannst du uns da vorschlagen, ein neues Leben zu beginnen?«
»Wovon redet ihr?«, fragte ich verwirrt. Ich konnte mich nicht daran erinnern, Mom jemals so aufgebracht erlebt zu haben.
»Wie der Name schon sagt, dient das Zeugenschutzprogramm dazu, Menschen zu beschützen, deren Leben in Gefahr ist, weil sie gegen Leute oder Organisationen aussagen, die schwere Verbrechen begangen haben«, erklärte Dad. »Das beinhaltet einen kompletten Umfeld- und Identitätswechsel der Zeugen und ihrer Familien, sprich, sie werden heimlich an andere Orte des Landes umgesiedelt und bekommen eine neue Identität, damit niemand ihre Spur verfolgen kann.«
»Ich will nicht umziehen!«, weinte Bram. »Dann kann ich nicht mehr mit Chris spielen!«
»Und was ist mit Steve?«, rief ich. »Würde das etwa bedeuten, dass ich ihn nie wiedersehe? Vergiss es! Da mache ich auf keinen Fall mit!«
»Ich weiß, wie hart das für euch sein muss«, sagte Dad unglücklich. »Und ich wünschte, ich hätte euch erst gar nicht in diese Situation gebracht. Aber ich kann die Zeit nun mal leider nicht zurückdrehen. Ihr wisst von den Drohbriefen, die ich bekommen habe. Nach dem, was heute passiert ist, müssen wir sie ernst nehmen.«
»Aber es kann doch auch sein, dass diese Drohbriefe uns nur einschüchtern sollten, oder?«, sagte ich verzweifelt. Für mich stand fest, dass ich nicht aus Norwood weggehen würde. »Vielleicht wollte uns dieser Typ gestern nur Angst einjagen. Woher sollen wir wissen, ob er uns wirklich etwas antun wollte?«
»Mike Vamp spielt keine Spielchen, April«, sagte Max ernst. »Er ist einer der berüchtigtsten Auftragskiller der USA. Und es liegt nicht nur an seinem Namen, dass er ›der Vampir‹ genannt wird. Es ist, als würde er das Blut seiner Opfer regelrecht wittern.«
Ich verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust. »Das ist mir egal. Ich werde Steve nicht verlassen!«
»Ich fürchte, dir wird nichts anderes übrig bleiben«, erwiderte Max. »Es gibt da leider noch etwas, das ich euch sagen muss. Wir haben Jim heute Abend gefunden.«
»Ich verstehe nicht«, begann Mom. »Warum
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