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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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lieber ganz in Koblenz bleiben, da er dort schon die meiste Zeit ist. Ich denke, das sollte für den Anfang genügen. Der Rest ist Eure Aufgabe.« Und damit machte der Dompropst auf dem Absatz kehrt und rauschte davon.
    Wie ein begossener Pudel stand Nikolaus zwischen den Regalen voller Schriftstücke im schummrigen Licht, das nur spärlich durch die eher Schießscharten gleichenden Fenster fiel. Innerhalb von wenigen Augenblicken waren seine spannenden Nachforschungen gegen eine unangenehme und höchstwahrscheinlich aussichtslose Schnüffelei ausgetauscht worden.
    »Warum sollten die gerade auf mich hören?«, murmelte er vor sich hin und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. »Die lachen mich doch aus, wenn ich mich da hinstelle und sage: Der Dompropst meint aber, es wäre Mord. Wer von euch weiß etwas?« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Herzlichen Dank, du ... du ...«
    Er verkniff sich lieber eine passende Bezeichnung. Zu leicht hätte Meuren zurückkommen oder jemand anders rein zufällig in der Tür erscheinen können. Nikolaus‘ Aufgabe war schon schwer genug, er wollte es sich nicht noch komplizierter machen. Er atmete mehrfach tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Er brauchte einen klaren Kopf und einen besonnenen Verstand. Nur mit rein logischem Denken war es möglich, diese vertrackte Situation so schnell und so diplomatisch wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Ich sollte mit der Witwe sprechen. Wo wohnt sie? Wo finde ich den Vater? Als Schöffe könnte er natürlich im Rathaus zu finden sein, gerade jetzt, nach dem Tod des Zunftmeisters. Dort könnte ich dann auch Kontakt zu dem zweiten Zimmermann aufnehmen, diesem jüngeren, den ich zuerst für Helenas Ehemann hielt.«
    Niedergeschlagen, aber mit einem kleinen Funken Hoffnung, diesen unmöglichen Auftrag in den nächsten Tagen abschließen zu können, machte er sich auf den Weg zum Markt. Nikolaus war fest davon überzeugt, dass Herrmann Albrecht Selbstmord begangen hatte. Genau das würde er beweisen – und sonst nichts. Er würde sich nicht in die schmierigen und schlüpfrigen Tiefen der Politik hinunterwagen, um irgendwelche Verfehlungen oder Pläne eines Schöffen oder Meisters hervorzuholen, damit sich der eingebildete Meuren beim Kurfürsten einschleimen konnte. Der arrogante, kleine Kerl sollte sich lieber höchstpersönlich mit den Vertretern der Stadt auseinandersetzen und nicht einen unbeteiligten Dritten vorschieben.
    Einen Mord kann man nicht herbeireden und schon gar nicht herbeiwünschen.

Am Rathaus
    Nikolaus machte sich auf den Weg zum Rathaus, das im Volksmund Kaufhaus genannt wurde. Er ging durch die Fleischstraße, die sich vom Markt nahe St. Gangolf ausgehend im Bogen bis zur alten Römerbrücke über die Mosel zog.
    Die Straße trug ihren Namen zu Recht. Hier boten die Schlachter und Metzger ihre Waren gleich reihenweise auf Fleischbänken feil. Ein unappetitliches Gemenge verschiedenster Gerüche lag in der Luft: Ausdünstungen von blutig gefärbten Abwässern, geplatzten Gedärmen, faulenden Fleischabfällen und dem Sud von Kesseln, in denen Knochen und anderes gekocht wurden. Dazu kamen das verängstigte Brüllen von Kühen und das schrille Quieken von Schweinen, denen in den Innenhöfen gerade das Lebenslicht ausgeblasen wurde. Und es herrschte ein aufgeregtes Treiben durch die zahllosen Menschen, die hier arbeiteten, handelten, Nachschub an Vieh lieferten oder einfach nur einen saftigen Braten für den Abend einkauften. Alles drängelte durcheinander und erfüllte die Luft mit einem Stimmenwirrwarr.
    Nach wenigen Augenblicken sah Nikolaus rechter Hand das Gasthaus
Goldene Sonne
. Gegenüber lag das ehrwürdige Rathaus. Rechts daneben befand sich eine Mauer, die den städtischen Lagerplatz, den Kornmarkt, von der Fleischstraße trennte. Nikolaus nahm den Durchgang zum Platz, um sich das geschäftige Viertel näher anzuschauen. Dort, wo der leicht ansteigende Platz am oberen Ende durch Häuser begrenzt wurde, begann eine Straße, die bis zur Konstantinbasilika weiterführte. Nicht weit entfernt befand sich eine Gruppe von knapp einem Dutzend Männern, die alles andere als leise miteinander sprachen. Nikolaus erkannte den jungen Meister von St. Gangolf, in dessen Arme sich die junge Witwe am Vormittag geflüchtet hatte.
    Bedächtig näherte sich der Gelehrte, um zu erfahren, um was es hier ging. Hatte es mit dem Tod von Herrmann Albrecht zu tun? Irgendjemand, der in der Mitte der kleinen Versammlung stand,

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