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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Schluck aus der Wasserflasche, die auf dem Wohnzimmertisch stand.
    »Sie machen es mir nicht gerade leicht. Fällt Ihnen wirklich nichts mehr ein? Mir hilft alles weiter, auch wenn Sie es für unbedeutend halten mögen .«
    »Das ist leider alles, was ich weiß. Barbara hat sich uns gegenüber in den letzten Monaten immer mehr verschlossen .«
    Frustriert gab ich auf.
    »Trotzdem vielen Dank. Wenn Sie mir jetzt bitte das Adressbuch geben könnten, werde ich Sie nicht weiter belästigen .«
    »Sie haben mich nicht belästigt. Warten Sie einen Moment, ich bin gleich wieder da .«
    Während er nach oben verschwand, ging ich meine Notizen durch, konnte aber nichts Brauchbares entdecken.
    »Hier ist das Büchlein .«
    Etwas hatte ich noch auf dem Herzen, auch wenn jetzt vielleicht nicht der günstigste Zeitpunkt dafür war.
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich habe ein kleines Problem«, formulierte ich vorsichtig.
    »Ja bitte ?«
    »Könnten Sie mir vielleicht schon mal einen Teil des Honorars geben? Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, ein Bankkonto einzurichten, um mein Geld aus Essen zu transferieren, und mein Bargeld geht zur Neige. Heute muss ich den Leihwagen bezahlen und...«
    »Ach, der Fiat ist ein Leihwagen ?«
    »Ja. Wie Sie wissen, stamme ich aus Essen, und dort ist man zu Fuß oder mit der Straßenbahn schneller am Ziel als mit dem Auto .«
    Die wahren Gründe brauchte ich Rudolph ja nicht auf die Nase binden.
    »Aber auf dem Land sind die Entfernungen ungleich größer und die Busverbindungen auch nicht das Gelbe vom Ei. Ich werde also nicht umhinkommen, mir bald einen Wagen anzuschaffen .«
    »Ich kann Ihnen anbieten, den Wagen meiner Tochter zu fahren, bis Sie einen eigenen haben. Es ist zwar nur ein alter Golf Diesel, aber dann brauchen Sie zumindest keinen Leihwagen .«
    »Das kann ich nicht annehmen, Herr Doktor .«
    »Doch, doch. Als Arzt lernt man, Leute einzuschätzen, und meine Menschenkenntnis sagt mir, dass nur Sie in der Lage sein werden, Barbaras Mörder zu fassen. Dass man von der Polizei nichts zu erwarten hat, wissen Sie so gut wie ich .«
    Bei der Erwähnung von Babsis Namen schluckte er.
    »Warten Sie bitte .« Wieder verschwand er nach oben, kehrte aber schnell wieder zurück.
    »Bitte schön« — er drückte mir sechs Fünfziger in die Hand — »dreihundert Euro. Mehr habe ich leider nicht im Haus. Und hier der Autoschlüssel und die Zulassung.«
    »Das kann ich wirklich nicht annehmen .«
    »Doch, bitte. Ich stehe ohnehin in Ihrer Schuld. Wenn Sie gestern nicht eingeschritten wären, wer weiß, wozu ich fähig gewesen wäre. Und geben Sie mir bitte sofort Ihre Kontonummer, wenn Sie das Bankkonto eingerichtet haben .«
    Ich brachte keine Antwort heraus.
    »Wenn ich sonst etwas für Sie tun kann ?«
    »Ach so, fast hätte ich’s vergessen: Bitte halten Sie weiterhin geheim, dass ich als Privatdetektiv tätig bin. Inkognito lässt es sich effektiver arbeiten .«
    »Ich werde kein Wort verlauten lassen .«
    Wir verließen das Haus und verabschiedeten uns.
    Als ich im Wagen Platz genommen hatte und den Anlasser betätigen wollte, lehnte Gernot sich durch das heruntergelassene Seitenfenster und zischte mir zu: »Fassen Sie das Schwein !«
    Ich ließ den Wagen an und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Als Nächstes gab ich den Fiat bei der Tankstelle ab, bezahlte die Rechnung und ließ mich vom öffentlichen Nahverkehr zurück nach Brücken bringen. Das Rudolph’sche Anwesen wirkte verlassen, aber ich wollte mir ja ohnehin nur den Golf unter den Nagel reißen. Zwar war dieser spezielle Volkswagen mit seiner mandarinfarbenen Lackierung nicht gerade ideal für Beschattungen, aber zumindest war er geräumiger als der Punto , wie ich nach dem Einstieg befriedigt feststellen konnte. Den Stadtplan, den ich wohl bei der Rückgabe des Leihwagens in der Jackentasche vergessen hatte, verstaute ich im Handschuhfach.

11
    W enn das kein Aufstieg war. Vor wenigen Tagen musste ich mir Schumanns gehässige Reden gefallen lassen, um Schweinefutter betteln und mit konstant ölverschmierten Hosenbeinen leben. Jetzt hatte ich ein eigenes Auto und besaß bald ein Konto auf der hiesigen Dorfbank, auf das täglich zweihundert Euro wanderten. Als Gegenleistung musste ich nur eine Kleinigkeit wie einen Mord aufklären.
    Ich beförderte eine Musikkassette vom Beifahrersitz ins Autoradio. Barbara besaß ohne Zweifel einen breit gefächerten Musikgeschmack: Jim Morrison, von Pillen beseelt,

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