Schwein gehabt
beieinander. Barbaras gewaltsames Ende sicherte mir für die nahe Zukunft meinen Lebensunterhalt.
10
O bwohl ich am Vorabend den Wecker nicht gestellt hatte, wachte ich am Samstagmorgen bereits um acht Uhr auf. Wenn das so weiterging, würde ich zu einem wahren Frühaufsteher mutieren.
Ich blieb eine Weile in den Federn liegen, starrte an die Decke und dachte nach: Das war eine miese Geschichte, in die ich da hineingeraten war. Warum konnte ich nicht so simple Aufträge wie Grabowski an Land ziehen? Aber nein, Dieter R. Nannen muss sofort in eine Mordsache rutschen.
Nun galt es zunächst, Verdächtige zu finden. Martin Zollner schied aus. Wenn ich von einem Alibi überzeugt war, dann von seinem. Zum jetzigen Zeitpunkt schien es am sinnvollsten, noch einmal zur Familie Rudolph zu fahren, um weitere Informationen zu erhalten.
Ich sprang aus dem Bett, füllte meinen Magen mit einer trockenen Scheibe Schwarzbrot und einem Glas Milch und stiefelte nach draußen. Wettermäßig würde heute ein wunderschöner Tag werden. Keine Wolke ließ sich am Himmel blicken. Ich schloss die Wagentür auf, lief aber noch einmal ns Haus zurück, um das schwarze Notizbuch und den vergoldeten Kugelschreiber einzustecken, die ich in Hugos Schreibtisch gefunden hatte. Wenn ich schon keinen blassen Schimmer von der Arbeitsweise eines Detektivs hätt :, musste ich mir zumindest einen professionellen Anstrich geben.
Kurze Zeit später erreichte ich die Rudolphsche Villa. Es schienen alle zu Hause zu sein, denn zwei Autos parkten in der Einfahrt. Ich klingelte, wenige Augenblicke später stand Dr. Rudolph in der Tür.
»Guten Tag, Herr Doktor. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen .«
Der Doc schwieg.
»Ich kann sehr gut nachfühlen, was in Ihnen vorgeht. Ich selbst habe meinen Vater durch einen Unfall verloren .« Das war gelogen. »Ich komme lieber ein andermal wieder...«
»Nein, bleiben Sie, ich war nur in Gedanken. Sie wollen mit Sicherheit einige Fragen stellen .«
»Wenn es Ihnen nicht allzu viel ausmacht. Ich brauche Informationen über Barbaras Freunde, ihren Umgang und so weiter .«
»Folgen Sie mir bitte ins Wohnzimmer .«
Ich folgte.
»Ich werde jede Frage beantworten. Scheuen Sie sich nicht, alles anzusprechen, was Ihnen weiterhelfen könnte. Ich will, dass der Schweinehund gefasst wird, der meinen kleinen Liebling auf dem Gewissen hat .«
Gernot ließ sich in einem Sessel nieder und deutete mit einer Handbewegung zum Sofa. »Setzen Sie sich bitte. Darf ich Ihnen etwas anbieten ?«
Ich lehnte dankend ab und ließ mich auf der Couch nieder. Anschließend zog ich Notizbuch und Kugelschreiber aus der Jackentasche und legte beides auf den Tisch.
»Meine Tochter verkehrte in einer Clique, bestehend aus fünf oder sechs Schulkameraden. Sie waren nur ein- oder zweimal hier. Meistens haben sie sich in der Kneipe Em Pompeji getroffen. Ich glaube, mit einem von ihnen war sie enger befreundet, Jens Kofler ist sein Name. Er ist der Herausgeber der Schülerzeitung. Barbara hat auch Artikel geschrieben, meistens Buchbesprechungen. Sie hat sehr viel gelesen, wissen Sie .«
»Entschuldigen Sie, haben Sie seine Adresse ?«
»Ich gebe Ihnen gleich das Adressbuch meiner Tochter. Dort müssten alle Anschriften aufgeführt sein«, stöhnte Gernot, als wäre ihm alles zu viel.
»Vielen Dank. Fahren Sie bitte fort .«
»Das waren alle Bekannten, die mir einfallen .«
Sehr ergiebig!
»Was hatte Barbara für Hobbys ?«
»Hauptsächlich war sie mit der Clique zusammen. Ansonsten war sie zu Hause, hat Musik gehört oder gelesen .« Der Doktor entwickelte sich allmählich zur Plaudertasche.
»Ist Ihnen in letzter Zeit eine Veränderung an Ihrer Tochter aufgefallen, abgesehen von den schlechteren Zensuren ?« , hakte ich nach.
Rudolph zuckte mit den Schultern. »Nein, nur das, was ich Ihnen bereits erzählt habe. Halt, eine Veränderung gab es doch. Freitags machte Babsi immer einen sehr müden Eindruck. Sie hat sich sogar nach der Schule hingelegt, was sie sonst nie tat. Aber wahrscheinlich war sie am Vorabend in der Diskothek. Alles kann man seinem Kind ja auch nicht verbieten .«
Na toll. Eine Achtzehnjährige ging abends in die Zappelbude. Mit dieser Info war der Täter so gut wie gefasst.
»Eine letzte Frage. Wie schätzen Sie Barbaras Clique ein ?«
»Ich würde sagen, dass es sich um ganz normale Jugendliche handelt. Einmal hat es eine kleine Schlägerei gegeben, aber mehr ist mir nicht zu Ohren gekommen .« Rudolph nahm einen
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