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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Abenteuer haben sich während Zollners Freistunden abgespielt. Bei einem verheirateten Mann ist es nicht einfach, unverdächtige Termine zu finden .«
    Im Nebenzimmer klingelte das Telefon. Als Gernot merkte, dass abgehoben wurde, nahm er einen weiteren tiefen Schluck.
    »Ich werde den Kerl verklagen. Der wird sich an keinem Kind mehr vergreifen. Dieser Drecksack kann sich schon mal über Hartz IV informieren, denn seinen Job als Lehrer ist er los .«
    Ich räusperte mich. »Ich hoffe, Sie sind trotz des unerfreulichen Resultats mit mir zufrieden .«
    »Selbstverständlich. Sie haben gute Arbeit geleistet, auch wenn mir das Resultat nicht gefällt. Es ist schon...«
    Ein Schrei unterbrach ihn. Die Tür zum Wohnzimmer wurde aufgerissen und die Hausherrin stand auf der Matte. Sie trug ein geblümtes Nachthemd und die Frisur wurde von Lockenwicklern verunstaltet. Weinkrämpfe schüttelten ihren Körper. Dabei stammelte sie völlig unverständliches Zeug. Rudolph sah seine Frau fassungslos an.
    »Was ist denn los, Liebling ?«
    »Barbara, sie — ist — tot .«
    »Was?« Rudolphs Miene versteinerte sich. Der Redefluss seiner Gattin war stark beeinträchtigt. »Der Polizist hat — Reichert — angerufen — holt uns ab — sollen — Leiche identifizieren .«
    Ich kam mir überflüssig vor. Beileidsbekundungen waren nie meine Stärke gewesen.
    Wir saßen herum und sprachen kein Wort. Zwischendurch ging Frau Rudolph nach oben, zog sich um und kehrte nach zehn Minuten zurück. Sie heulte immer noch. War ja kein Wunder.
    Es klingelte. Gernot, dessen Miene noch immer die Lebendigkeit einer Wachsfigur hatte, ging zur Tür. Seine Frau weinte unterdessen in etwas geringerer Lautstärke weiter.
    Der Arzt kam in Begleitung eines Cops wieder. Die gestochen scharfen Bügelfalten seiner Uniform standen im
    Kontrast zur schief sitzenden olivgrünen Mütze. Ich fragte mich, wie viele Stunden er jeden Morgen vor dem Spiegel verbrachte, um den kunstvoll gezwirbelten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Bart in Form zu trimmen. Allerdings konnte er die verlorene Zeit nur schwer wieder reinholen, da er das rechte Bein stark nachzog und deshalb einige Meter hinter Gernot ins Zimmer hinkte. Als Reichert die Mütze abnahm, kam ein kahl geschorener Kopf zum Vorschein, der wie eine Billardkugel glänzte. Seine Augen funkelten grimmig; ich war mir jedoch sicher, dass sich eine gewisse Unsicherheit hinter dem martialischen Äußeren versteckte. Er warf mir einen scharfen Blick zu, beachtete mich aber zunächst nicht weiter.
    »Mein aufrichtiges Beileid. Wie ich bereits Ihrem Mann sagte, haben wir Ihre Tochter gegen einundzwanzig Uhr auf einem Feld bei Dülmen gefunden. Sie wurde erstochen und kann höchstens eine halbe Stunde tot gewesen sein, wie mir der Polizeiarzt versichert hat .« Er fummelte an seinem Schnauzer herum, der sich aber keinen Millimeter bewegte.
    Dafür öffneten sich Frau Rudolphs Schleusen jetzt komplett. Die Tränen flössen in langen Bächen das Gesicht herunter und verwandelten die dezent aufgetragene Schminke in Morasttümpel. Ihr Mann hingegen hatte seine vorherige Regungslosigkeit überwunden. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut.
    »Das war Zollner, dieses Schwein. Es reicht ihm nicht, meine Tochter zu verführen. Er muss sie auch noch umfingen .«
    »Wie ich bereits sagte: Ich bin sicher, dass der Täter bald verhaftet wird. Meine Aufklärungsrate kann sich sehen lassen«, brummte Reichert.
    Davon war ich überzeugt. Wer nur mit vorsätzlich auf Trampelpfaden verstreuten Pferdeäpfeln zu tun hatte, musste sich für eine gute Quote nicht groß anstrengen.
    Ich schaltete mich ein.
    »Wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist der Mord um zwanzig Uhr dreißig verübt worden. In diesem Fall kommt Herr Zollner nicht in Frage, denn zu der Zeit war ich bei ihm .«
    Reichert funkelte mich an. »Wer ist Zollner, und wer sind eigentlich Sie ?«
    Ich antwortete ihm und beschränkte mich dabei auf das Nötigste. Um unangenehme Fragen zu vermeiden, verschwieg ich meine Tätigkeit als Privatdetektiv und gab mich als Verwandter der Rudolphs aus. Gernot bestätigte mit einem geistesgegenwärtigen Nicken, dass ich Lieblingsneffe Dieter aus Quakenbrück war, der für sein Biologiestudium die Münsterländer Fauna und Flora unter die Lupe nahm.
    Bevor Reichert mit den Rudolphs zur Identifizierung der Leiche nach Dülmen fuhr, flüsterte mir der Doktor etwas zu. Es klang nach: »Finden Sie den Mörder !«
    Leben und Tod lagen doch eng

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